Die Finanzvorsorge-Studie beleuchtet die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten zwischen den Generationen: Mehr als zwei Drittel der 16-60-Jährigen halten finanzielle Vorsorge für wichtig, aber immer weniger Menschen treffen konkrete Maßnahmen. Die Studie wurde vom Marktforschungsinstitut MindTake Research im Auftrag von UNIQA und Raiffeisen Versicherung durchgeführt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 10/5/2023
Peter Eichler, Vorstand für Personenversicherung bei der UNIQA Insurance Group AG:
"Finanzielle Vorsorge ist den in Österreich lebenden Menschen ein wichtiges Anliegen, doch tatsächlich treffen immer weniger der Befragten konkrete Maßnahmen. Vor allem ist aber auch ein Wissensdefizit bei Finanz- und Veranlagungsthemen zu beobachten. Finanzwissen darf kein Privileg weniger sein, umso wichtiger ist der möglichst einfache Zugang zu entsprechender Bildung und Beratung."
Univ. Prof. Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik sowie Gründerin und Leiterin des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien:
"Finanzbildung ist ein wesentlicher Aspekt, um selbstständig und verantwortungsvoll Entscheidungen treffen zu können und somit ein möglichst sorgenfreies und selbstbestimmtes finanzielles Leben zu führen. Ob Pensionslücken oder Altersarmut bei Frauen – wenn Menschen das Know-how haben, ihre Handlungen und deren finanzielle Auswirkungen kompetent einzuschätzen, ist das eine wichtige Voraussetzung für eine gut überlegte und reflektierte Entscheidung."
Immer weniger Menschen treffen konkrete Maßnahmen für finanzielle Vorsorge
Mehr als zwei Drittel (71%) der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren halten finanzielle Vorsorge für wichtig. Gleichzeitig sinkt der Anteil an Personen, die bereits konkrete Maßnahmen für ihre finanzielle Vorsorge getroffen haben. 2021 lag dieser noch bei 44%, 2022 bei 41% und 2023 nur noch bei 37%. Nur die Hälfte (52%) der befragten Personen gibt auch an, zu wissen, wie und wo man sich entsprechend informieren kann. Über alle Generationen hinweg schätzen etwa 30% das eigene Wissen zu Finanz- bzw. Veranlagungsthemen als niedrig ein.
Die sogenannte Gen Z (16 bis 27 Jahre) ist hinsichtlich der finanziellen Vorsorge am unschlüssigsten, nur zwei von zehn (20%) haben schon konkrete Vorsorge-Maßnahmen getroffen. Lediglich vier von zehn (40%) Vertreter:innen der Gen Z verfügen über geeignete Informationsquellen für finanzielle Vorsorge. 22% sagen „ich bin jung und habe dafür noch Zeit“.
Bereits ein Drittel der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren (34%) gibt an, über zu wenig Geld oder Einkommen für finanzielle Vorsorge zu verfügen. Dieser Anteil ist tendenziell steigend (2022: 31%).
Gen Z profitiert finanziell am meisten von Eltern und Großeltern
Im Generationenvergleich profitiert die Gen Z am meisten von Beiträgen zur eigenen finanziellen Vorsorge durch ihre Eltern oder auch Großeltern. Bei knapp zwei Dritteln wird bzw. wurde sie zumindest teilweise von den Eltern übernommen (Gen Z 63%, Gen Y 29%, Gen X 16%, Baby Boomer 12%), bei über einem Drittel der jungen Generation (36%) sogar komplett oder zum Großteil. Bei der älteren Generation X zahlten hingegen nur bei 6% die Eltern den Großteil der Vorsorge. Bei der Hälfte (48%) der jüngsten befragten Generation Gen Z kommen oder kamen auch die Großeltern für einen gewissen Teil der finanziellen Vorsorge auf (Gen Y 19%, Gen X 9%, Baby Boomer 5%).
Wie man anlegt, wird weitervererbt
Die mit Abstand am häufigsten genutzten Anlageformen über alle Generationen hinweg sind Sparkonten oder Sparbücher, immerhin sechs von zehn Personen (57%) unter den 16-60-Jährigen verwenden diese. Bargeld (37%) liegt mit Lebens- und Pensionsversicherungen (36%) etwa gleichauf auf dem zweiten Platz.
Fast die Hälfte der Vertreter:innen aus Gen Z (49%), die Anlageformen nutzen, setzt dabei auf genau oder größtenteils dieselben Anlageformen wie ihre Eltern. Unter den Baby Boomern geben das hingegen nur 17% an, aber auch bei der Generation X sagen das nur zwei von zehn Personen (22%).
Finanzen sind ein Familienthema
Am stärksten vertrauen die in Österreich lebenden Menschen bei finanzieller Vorsorge über alle Generationen hinweg der eigenen Partnerin oder dem eigenen Partner, den Eltern und den eigenen Kindern (sofern man selbst Kinder im Alter von mindestens 15 Jahren hat). Das gilt auch für die Gen Y und Gen Z, wenngleich diese ein deutlich höheres Vertrauen in eine Vielzahl an Informationsquellen zeigen. Interessant ist, dass bei der jungen Generation Z Versicherungen und Versicherungsberater:innen beim Vertrauen mit 27% deutlich vor Finanz-Influencer:innen (17%) oder auch Social Media (16 %) liegen.
Ein Fünftel der Gen Z investiert kaum in finanzielle Vorsorge, weil es auf Erbe hofft
Unter den Baby Boomern sind über drei Viertel (77%) der Meinung, dass jeder Mensch für seine finanzielle Vorsorge selbst verantwortlich ist – unter der Gen Z nur gut die Hälfte (55%). Die Gen Y (31%) und besonders die Gen Z (36%) sehen signifikant häufiger die Eltern in der Verantwortung für die finanzielle Vorsorge der Nachkommen, wie auch die Großeltern (Gen Y 12%, Gen Z 20%). Überhaupt bewertet die Gen Z das Thema im Generationenvergleich häufiger als gesamtfamiliäres Thema (Gen Z 26%, Gen Y 21%, Gen X 17%, Baby Boomer 13%).
Peter Eichler:
"Offenbar können wir eine Neuauflage des Generationenvertrages beobachten."
Ein knappes Fünftel (18%) der Gen Z investiert derzeit nicht viel in die eigene finanzielle Vorsorge, weil es davon ausgeht, später einmal etwas zu erben oder vorzeitig geschenkt zu bekommen. Ein Viertel der jüngsten befragten Generation tut dies auch nicht, weil es davon ausgeht, später genug zu verdienen.
Finanzbildung: Schule und Eltern in Verantwortung
Rund neun von zehn der Befragten zwischen 16 und 60 Jahren stimmen zu, dass Kinder und Jugendliche das Grundwissen im Bereich Finanz-Themen von den Eltern (86%) und von der Schule (86%) vermittelt bekommen sollten. Knapp die Hälfte (48%) gibt an, dass dieses Finanzwissen bereits in der Unterstufe vermittelt werden sollte, 20% plädieren sogar für das Volksschulalter.
Knapp drei Viertel (73%) der befragten Personen sagen, ganz gleich welcher Generation sie angehören: Ich wünschte, ich hätte schon als Kind bzw. in der Jugend mehr Grundwissen über Finanzthemen vermittelt bekommen.
Über die Studie
Durchgeführt wurde die für Österreich repräsentative Studie vom Marktforschungsinstitut MindTake Research, das im Zeitraum von 5.6. bis 7.7.2023 insgesamt 4.080 Personen befragt hat. 2023 liegt ein Schwerpunkt auf den Unterschieden, Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten der unterschiedlichen Generationen (Gen Z: 16-27 Jahre, Gen Y: 28-42 Jahre, Gen X: 43-58 Jahre, Baby Boomer: 59-77 Jahre).
Foto oben v.l.n.r.: Univ. Prof. Bettina Fuhrmann, Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik sowie Gründerin und Leiterin des Zentrums für Finanzbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien, Martina Oberrauch, Studienleiterin und Senior Research Consultant bei MindTake Research, und Peter Eichler, Vorstand für Personenversicherung bei UNIQA Insurance Group AG, präsentieren die Ergebnisse der Finanzvorsorge-Studie 2023 von UNIQA und Raiffeisen Versicherung.
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