Der Österreichische Verband Financial Planners gibt vier „Geld-Gebote“ an die Hand. Diese sollen Konsumenten dabei unterstützen, ihr Vermögen sicher durch das turbulente Fahrwasser der nächsten zwölf Monate und darüber hinaus zu navigieren.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 14.01.2021
Finanziellen Tatsachen ins Auge sehen
Unabhängig davon, ob man sich derzeit in wirtschaftlicher Sicherheit wiegt oder nicht, empfiehlt es sich, das Jahresende zum Anlass zu nehmen, um eine Übersicht über das eigene Vermögen zu gewinnen. „Gerade in Krisen-Zeiten zeigt es sich, wie es um die eigenen Finanzen wirklich bestellt ist“, sagt Petra Witzmann, die neben ihrer ehrenamtlichen Funktion im Vorstand des Verbandes als Leiterin Private Banking der Waldviertler Sparkasse Bank AG tätig ist. Im ersten Schritt lohnt es sich immer, Einnahmen und Ausgaben gegenüberzustellen, um herauszufinden, wo man im nächsten Jahr den Sparstift ansetzen könnte. Witzmann rät, sich folgende Fragen selbst schriftlich zu beantworten: Welchen Einfluss hat die Pandemie auf mein Einkommen? Mit welchen Zahlungseingängen kann gerechnet werden und welche fallen wahrscheinlich aus? Wie viel mehr/weniger habe ich zur Verfügung als im Vorjahr? Welche Ausgaben lassen sich kurzfristig reduzieren oder verschieben?
Altbewährtes auf den Prüfstand stellen
Neben einem Check der eigenen finanziellen Leistungsfähigkeit lohnt es sich auch, langjährige Vereinbarungen auf den Prüfstand zu stellen und eventuell bessere Möglichkeiten auszuloten. So beispielsweise bei Kreditvereinbarungen, rät Witzmann weiter: „Es ist ratsam, jetzt die Höhe des Zinssatzes für bestehende Kreditvereinbarungen, wie Wohnung oder Haus, und die vereinbarten Konditionen zu kontrollieren. Aktuell sind die Zinssätze so günstig wie noch nie, und wer jetzt einen Fixzinssatz für einen längeren Zeitraum, wie fünf oder zehn Jahre, neu festlegt, profitiert. Idealerweise passiert dies bei der Bank, die den Kredit zur Verfügung stellt, und eine Zusatzvereinbarung diesbezüglich ist meist gratis oder nur mit geringen Mehrkosten verbunden.“ Ist dies nicht möglich oder attraktiv, kann eine Umschuldung zu einem anderen Institut in Betracht gezogen werden, da sich die Kosten für eine neue Kreditvereinbarung durch die Ersparnis beim günstigeren Zinssatz meist schon im ersten Jahr rechnen. Vorstandsmitglied Guido Küsters, der als selbstständiger Finanzplaner vermögende Kunden in Deutschland und Österreich betreut, ist der Meinung, dass nun auch die richtige Zeit für einen Veranlagungscheck sei. Ähnlich bedeutsam ist es, die eigenen Nachlasspläne in Ordnung zu bringen und diese den Begünstigten und Verwaltern klar zu kommunizieren.
Sich selbst der Nächste sein
Finanzplanung bedeutet Lebensplanung und in diesem Sinne fällt darunter auch die Gesundheitsvorsorge. „Das ist ein wichtiges Zukunftsthema. Die Kosten im Gesundheitswesen steigen rapide und gleichzeitig wird durch den demografischen Wandel bzw. die Alterung der Gesellschaft intensivere ärztliche Versorgung benötigt. Seit Beginn der Pandemie beobachten wir beim Verband steigende Nachfrage zu diesem Thema“, berichtet Küsters. Beratung sei auch in diesem Fall mehr als empfehlenswert, unter anderem da zumeist gesonderter Bedarf für Absicherung besteht, durch chronische Erkrankungen in der Familie oder aufgrund von berufsspezifischen Gesundheitsrisiken. Vor diesem Hintergrund gilt es auch, den eigenen Lebensabend im Auge zu behalten. Konsumenten betonen in den meisten Umfragen, vor allem ein finanzielles Lebensziel zu haben – im Alter keine allzu großen Abstriche zu machen.
Nicht Mr./Mrs. Market spielen
Prospect Theory von Kahnemann und Tversky belegt, dass Menschen in Unsicherheitssituationen nicht rational agieren, sondern beispielsweise mögliche Verluste stärker gewichten als potentielle Gewinne. „Es ist normal, dass man selbst immer einen anderen Bezug zum eigenen hart ersparten Geld hat. Aber genau aus diesem Grund ist es wichtig, einen externen, neutralen Berater hinzuzuziehen. Scheuen Sie sich nicht, über Geld zu sprechen. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, ist Witzmann überzeugt. Die Auswahl des Beraters sollte keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Neben Fachwissen, Objektivität und Integrität sind es dabei Zusatzausbildungen und Zertifizierungen, die einen kompetenten Berater auszeichnen, dem Konsumenten ihr Vertrauen schenken können.
Foto oben: Petra Witzmann und Guido Küsters, Vorstandsmitglieder des Österreichischen Verbandes Financial Planners
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