Es gilt als gesichert, dass aufgrund der demografischen Veränderungen über kurz oder lang die Pensionslücke wachsen muss. Bei Anlagemöglichkeiten spielt meist der Kaufkrafterhalt eine große Rolle, eine viel größere Rolle sollte aber die Absicherung der Liquidität im Alter spielen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 27.06.2019
Von Mag. Markus Waghubinger, Redakteur AssCompact und Gründer der finothek GmbH*
Sparen ist per Definition die Verlagerung der Konsummöglichkeit auf einen späteren Zeitpunkt. Lange wurde in der wirtschaftswissenschaftlichen Theorie davon ausgegangen, dass ein rational handelnder Sparer das nur als sinnvoll erachtet, wenn er zu einem späteren Zeitpunkt mehr für diesen Betrag konsumieren kann. Es müsste also eine Rendite deutlich über der Inflationsrate erzielt werden. Diese Denkweise ist in den meisten Köpfen immer noch fest verankert, aber heute nur schwer mit sicherer Veranlagung realisierbar. Eine Veranlagung müsste somit mit Risiken verbunden sein, die nicht jeder Anleger bereit ist einzugehen. Sollte man dann also ersatzlos auf Sparen verzichten?
Laufende Liquidität entscheidend
Beim Thema Vorsorge muss man die Logik des Konsumverzichts für späteren Konsum um einen Gedanken erweitern: Die laufende Liquidität. Die Annahme greift zu kurz, dass sich aktueller Konsumverzicht nur lohnt, wenn mit den Geldmitteln zu einem späteren Zeitpunkt mehr konsumiert werden kann. Denn auch wenn die Geldmittel nicht real an Wert zulegen, weil das Veranlagungsergebnis unter der Inflationsrate liegt, so ist die Einschränkung des verfügbaren Einkommens zugunsten einer Erhöhung der verfügbaren Liquidität in der Pension immer noch sinnvoll und notwendig. Dann macht Sparen auch Sinn, wenn damit keine Realrendite nach Abzug der Inflation erzielt werden kann. Denn nicht die Rendite ist es, die den Wohlstand beim Anlegen sichert, sondern die Situation auch im Alter ausreichend liquide Mittel zur Verfügung zu haben, um den Lebensstandard zu halten.
Kapitalmarkt-nahe Veranlagung passt nicht für jeden
Die fondsgebundene Lebensversicherung wird für immer mehr Kunden zum bevorzugten Vorsorgeinstrument. Wie der Blick auf die langfristigen Anlagechancen zeigt, auch zu Recht. Eine so Kapitalmarkt-nahe Vorsorge ist jedoch nicht für jeden Anleger geeignet. Schwankungen vertragen nicht alle Anleger, das muss man allein schon auf der Basis der gesetzlichen Vorgaben als Berater akzeptieren. Es gibt einfach Menschen, die es nicht akzeptieren können, wenn ihr angespartes Kapital temporär an Wert verliert. Für viele kann daher eine Mischung aus klassischen Komponenten und Fonds die richtige Variante sein. Bei den meisten muss man einfach den Fokus auf die Langfristigkeit der Vorsorge lenken.
Nur private Vorsorge schließt Pensionslücke
Es steht außer Zweifel, dass es notwendig ist, die eigene Pensionslücke mit privater Vorsorge zu schließen. Obwohl das Zinsniveau keine inflationsabgeltende Anlage ohne Risiko erlaubt, ist die klassische Lebensversicherung immer noch ein probates Anlageinstrument für all jene, die keine Kursschwankungen während der Laufzeit tragen wollen. Das Risiko von Staatsanleihen aus dem Euroraum sollte aber nicht ignoriert werden und dabei auch die langfristige Inflationsabgeltung der Aktienmärkte insofern angesprochen werden, als dass eine breitere, fondsgebundene Veranlagung auch die Abhängigkeit von der Bedienbarkeit von Staatsschulden reduziert. Wer dann immer noch auf Schwankung verzichten will und die Risiken von schwankungsarmer Veranlagung versteht, kann getrost auf die klassische Lebensversicherung zurückgreifen, denn besser man riskiert Kaufkraftverluste in der Ansparphase als Liquiditätsengpässe in der Pension.
*gekürzte Version; der gesamte Artikel erscheint in der AssCompact Juli-Ausgabe.
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