Einen Trend zur ganzheitlichen Beratung ortet eine Umfrage unter europäischen Finanzberatern. Die österreichischen Kollegen haben in manchen Bereichen Aufholbedarf.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 01.07.2019
Die European Financial Planning Association (EFPA), der auch der Österreichische Verband Financial Planners angehört, hat im Frühjahr eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt. Befragt wurden knapp 1.500 Finanzexperten aus 16 europäischen Ländern.
Nachfolgeplanung in Österreich vernachlässigt
Die österreichischen Finanzexperten beraten ihre Kunden im Schnitt zu 3,83 Themen bzw. Produktkategorien. Damit liegen zwar im europäischen Durchschnitt, jedoch weit hinter ihren deutschen oder tschechischen Kollegen (4,59 bzw. 4,34 Themen). „Während die heimischen Finanzberater sehr stark auf die drei Klassiker Investments, Versicherungen und Hypotheken setzen, hinken sie beispielsweise beim Thema Nachfolgeplanung weit hinterher“, sagt Professor Otto Lucius, Vorstandsmitglied im Verband Financial Planners. Beratung zu diesem Bereich wird lediglich von 48% der österreichischen Befragten angeboten. In Frankreich und Großbritannien sind es knapp 90%.
Grenzen der eigenen Kompetenz
Die Grenzen der ganzheitlichen Beratung und ihrer eigenen Kompetenzen haben die Österreicher laut Umfrage stärker als Befragte in anderen Ländern erkannt. 72% halten es für unmöglich, tiefgreifende Kenntnisse in wirklich allen Gebieten aufweisen zu können. Im europäischen Durchschnitt waren nur 45% der Befragten dieser Meinung. „Die österreichischen Berater haben hier einen sehr realistischen Zugang und ziehen zunehmend Dritte als externe Spezialisten hinzu“, so Lucius.
Millennials als begehrte Kunden und Mitarbeiter
Laut Umfrage haben die europäischen Finanzberater die Millennials als interessante Zielgruppe identifiziert. So geben 43% der Befragten und 41% der Österreicher an, dass ihr Arbeitgeber Anstrengungen unternimmt, um Millennials mit dem Thema Finanzberatung in Berührung zu bringen. Das Durchschnittsalter der befragten Finanzberater liegt bei 47 Jahren. Die Stärken von Finanzberatern, die selbst der „Generation Y“ angehören, sehen die Befragten speziell im besseren Verständnis für gleichaltrige Kunden sowie im besseren Umgang mit neuen Technologien und Sozialen Netzwerken. Gleichzeitig hätten jüngere Berater weniger Erfahrung im Umgang mit Kunden und deren Emotionen.
Digitale Skepsis in Österreich und Polen
Die Frage, ob ihre Gesellschaft oder ihr Arbeitgeber aktuell in Erwägung ziehen würde, einen Robo Advisor zu entwickeln, beantworteten international 32% und in Österreich 22% mit Ja. Unternehmen, die sich derzeit damit beschäftigen, würden vor allem auch sogenannte Assisted Robo Advisors setzen – Systeme, die einen Berater unterstützen sollen. Europaweit ist man sich einig, dass digitale Technologien einen Mehrwert für die Beratung bringen. In Österreich sind drei Viertel der Berater dieser Meinung – gemeinsam mit Polen der niedrigste Wert in ganz Europa.
Bild: ©Johnstocker - stock.adobe.com
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