Während sich die USA aktuell im Epizentrum der Insolvenzwelle befinden, herrscht in Österreich noch die Ruhe vor dem Sturm. Allerdings dürfte spätestens ab dem Herbst überall auf der Welt die Pleitewelle einsetzen, die sich dann über das gesamte erste Halbjahr 2021 fortsetzt. Auch in Österreich wird mit einem Insolvenzanstieg gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Zu diesem Ergebnis kommen Acredia und Euler Hermes in ihrer aktuellen Studie.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 23.07.2020
In Österreich, wo es keinen Schutzschirm gibt und die Gespräche dazu noch laufen, erwarten die Acredia-ExpertInnen bis 2021 einen Anstieg der Unternehmens-Insolvenzen um 20% gegenüber 2019. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 war es ein Plus von 2 %. Im Jahr 2009, als Reaktion auf die damals weltweite Finanzkrise, waren es 9,3%.
Acredia empfiehlt eine rasche Lösung beispielsweise nach deutschem Vorbild – dort übernimmt der Staat 90% bis 100% Prozent des Risikos, die Kreditversicherer geben im Gegenzug 65% der Prämieneinnahmen an den Bund ab –, um entsprechend stabile Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Österreich zu schaffen. „Hier geht es um die Ermöglichung und Sicherstellung österreichischer Geschäfte, Umsätze und Arbeitsplätze sowie den Erhalt von Lieferketten!“, betont Ludwig Mertes.
Österreichs wichtigster Exportpartner Deutschland stark von internationaler Entwicklung abhängig
Keine guten Nachrichten für Österreichs wichtigsten Exportmarkt Deutschland, wo sich negative Entwicklungen in den Exportmärkten meist stärker auswirken als in anderen Staaten. Trotzdem kommt Deutschland im Vergleich voraussichtlich besser durch die Krise als viele andere.
„Gründe dafür sind neben der besseren Ausgangssituation und dem kürzeren, weniger strikten Lockdown vor allem die schnellen und sehr umfangreichen Sofortmaßnahmen der deutschen Regierung. Insbesondere der gemeinsame Schutzschirm von Bund und Kreditversicherern für deutsche Unternehmen hat den Handel erst einmal stabilisiert und Lieferketten zusätzlich geschützt“, kommentiert Ludwig Mertes die Lage der deutschen Nachbarn.
Weltweite Insolvenzen steigen 2020/2021 auf Rekordhoch
Die Kreditversicherungs-ExpertInnen von Acredia erwarten für die beiden Jahre 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der weltweiten Insolvenzen um insgesamt 35 % auf einen neuen Negativrekord (17% im Jahr 2020, 16% im Jahr 2021).
„Wenn die jeweiligen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu früh beendet werden, dürfte der Anstieg sogar noch um 5 bis 10 Prozentpunkte höher ausfallen“, ist sich Ludwig Mertes, Acredia-Vorstand sicher
Bild: © lev dolgachov
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