Die „Brexit“-Entscheidung sorgte nicht nur für ein politisches Erdbeben, sondern auch für Turbulenzen an den Börsen. Wo sich Chancen für Anleger ergeben können, erklären die Experten von Allianz Invest.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 05.07.2016
„Vor allem auf politischer Ebene ist in Großbritannien mit hoher Unsicherheit zu rechnen“, sagt Mag. Christian Ramberger, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG. Folgen habe der EU-Austritt auch für die Geldpolitik des Landes: Erste Zinssenkungen der Bank of England seien für diesen Sommer zu erwarten. Als Risikofaktoren gelten vor allem die Unsicherheit bezüglich europaweiter Handelsverträge und die Auswirkungen auf Investitionen und Konsumverhalten.
Die Notenbanken dürften laut Allianz-Experten ihre expansive Geldpolitik verlängern, wie beispielsweise die EZB, oder – etwa im Falle der Bank of Japan – weitere Maßnahmen ergreifen. In den USA sei mit der nächsten Zinserhöhung erst Ende des Jahres zu rechnen. Das globale Wachstum werde durch den EU-Austritt der Briten nur geringfügig beeinträchtigt.
Dazu rät die Allianz Anlegern
„Aufgrund der weiterhin bestehenden Risiken und fehlenden eindeutigen Trends erwarten wir eine hohe Volatilität an den Finanzmärkten. In diesem Umfeld raten wir Anlegern, Aktien und Anleihen neutral zu halten“, so Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz in Österreich und Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank AG.
Aktien: Die Allianz empfiehlt, USA und Emerging Markets über-, Europa und Japan unterzugewichten. Obwohl weiterhin historisch teuer, sind US-Aktien aufgrund ihres defensiven Charakters und des schwächeren US-Dollars attraktiv. Für Emerging Markets sprechen stabilere makrowirtschaftliche Aussichten und günstige Bewertungen. In Europa haben internationale Investoren sukzessive ihr Übergewicht in der Eurozone reduziert, die „Brexit“-Entscheidung hinterlässt hohe Unsicherheit. In Japan wurden die Gewinnprognosen nach einer deutlichen Aufwertung des massiv gekürzt, das Gesamtbild hat sich eingetrübt.
Anleihen: Hier rät die Allianz dazu, Unternehmensanleihen und Emerging Markets überzugewichten, Staatsanleihen aus den USA neutral zu halten und jene aus Europa unterzugewichten. Investment Grade-Unternehmensanleihen entwickelten sich positiv, High Yield-Anleihen aus den USA haben sich stabilisiert. Auch europäische High Yield-Anleihen sollten profitieren, sind durch den „Brexit“ aber zuletzt unter Druck geraten. Weil die US-Dollar- Renditen zurückgegangen sind, konnten Hartwährungsanleihen der Emerging Markets seit Jahresanfang eine starke Entwicklung erzielen. Die niedrigen Wachstumsprognosen und das weitere Fallen der globalen Zinskurven lässt Staatsanleihen aus den USA relativ attraktiv erscheinen. Der Anleihenmarkt in der Eurozone bleibt gut unterstützt, aufgrund der negativen Renditen ist diese Assetklasse jedoch sehr teuer bewertet.
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