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Atradius-Studie: Zahlungsausfälle in Österreichs Kernbranchen haben sich verdreifacht

Atradius-Studie: Zahlungsausfälle in Österreichs Kernbranchen haben sich verdreifacht

24. November 2021

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5 Min. Lesezeit

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News-Studien

Abschreibungen wegen uneinbringlicher Forderungen in Agrar- und Ernährungswirtschaft, Chemie- und Transportbranche steigen stark an. So steigen die Forderungsausfälle bei den Befragungsteilnehmern in den vergangenen Monaten auf 11% (gegenüber 3% in Vorjahresbefragung). Das zeigt die aktuelle Studie „Zahlungsmoralbarometer“ des Kreditversicherers Atradius.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 24.11.2021

„Die aktuelle Entwicklung der Zahlungsmoral birgt erhebliche Risiken für die österreichische Wirtschaft“, sagt KR Franz Maier, Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa von Atradius. „Eine verzögerte oder gar ausgefallene Forderung verursacht nicht nur zusätzliche Kosten. Sie kann auch einen Dominoeffekt auslösen. Die Folgen reichen von der Verschiebung von Investitionen in wichtige Zukunftsprojekte für das eigene Unternehmen über verzögerte Bezahlung der eigenen Lieferanten und Mitarbeiter bis hin zur eigenen Folgeinsolvenz. Gerade in der jetzigen Situation, in der sich die Ausführung zahlreicher Aufträge aufgrund der weltweiten Lieferkettenprobleme verzögert und den Cashflow belasten, kann ein solcher Ausfall noch gravierendere Folgen haben.“

Atradius hat in der aktuellen Ausgabe des Zahlungsmoralbarometers Firmen aus unterschiedlichen österreichischen Branchen befragt. Der Fokus lag in diesem Jahr auf der Agrar- und Ernährungswirtschaft, der Chemie- und der Transportbranche. In allen drei Bereichen hat sich den Studienteilnehmern zufolge die Zahlungsmoral verschlechtert – das Geld kam nach Auftragserfüllung, wenn überhaupt, häufig erst verspätet bei den Firmen an: Studienteilnehmer aus der Agrar- und Ernährungswirtschaft berichteten, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten 10% des Gesamtwerts ihrer Forderungen nicht einziehen konnten und als uneinbringlich abschreiben mussten. Zudem war jede zweite Rechnung nach Ablauf der Zahlungsfrist noch unbezahlt, was zusätzlich zu Liquiditätsengpässen führte. In der Chemiebranche mussten 13% der Rechnungen bei den befragten Firmen als Verlust verbucht werden, in der Vorjahresbefragung waren es hier noch 7%. Gleichzeitig waren 58% der Forderungen am Fälligkeitstag noch offen (Vorjahr: 34%). In der Transportbranche versechsfachte sich der Wert der Abschreibungen gegenüber der Vorjahresstudie auf 12%, 62% der Rechnungen waren hier zu spät bezahlt (Vorjahr: 43%).

Forderungseinzug erhöht die Kosten

Parallel zum erhöhten Forderungsrisiko gab ein signifikanter Teil der befragten Unternehmen an, das Risiko für Forderungsausfälle in den vergangenen Monaten verstärkt im eigenen Unternehmen gelassen zu haben. Der Großteil dieser Firmen berichtete in der Befragung von erhöhtem Aufwand und steigenden Kosten, um überfällige Rechnungen einzuziehen. „Es überrascht, dass doch eine beträchtliche Zahl an Unternehmen zuletzt diesen Weg gewählt hat, da er Firmen sehr häufig teuer zu stehen kommt. Schon ein kleinerer Zahlungsausfall erfordert viel Mehraufwand, um ihn zu kompensieren. Unternehmen, die ihre Forderungen absichern, haben diese Belastungen nicht. Im Schadenfall erhalten sie von Kreditversicherern wie Atradius schnell ihre Liquidität zurück. Zudem profitieren sie von der Risikoexpertise der Assekuranz, so dass solche Schäden deutlich weniger auftreten“, erläutert KR Franz Maier.

Österreichs Unternehmen blicken optimistisch auf 2022 – Risiken bleiben bestehen

Mit Blick auf das anstehende Geschäftsjahr 2022 gibt sich ein Großteil der befragten österreichischen Firmen optimistisch. 60% der österreichischen Agrar- und Ernährungswirtschaftsunternehmen gehen von guten Wachstumschancen im kommenden Jahr aus. Gleiches gilt für 78% der Firmen in der österreichischen Chemiebranche sowie 87% der österreichischen Transportunternehmen. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen aber auch erhebliche Herausforderungen hinsichtlich ihrer Liquiditätslage, unter anderem durch steigende Insolvenzen. In der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie im Transportsektor wollen jeweils rund ein Drittel der befragten Unternehmen Zahlungsziele anbieten, um ihre Vertriebsaktivitäten zu unterstützen. „Es ist aus vertrieblicher Sicht sehr sinnvoll, seinen potenziellen Kunden Zahlungsziele anzubieten, um im Wettbewerb um Aufträge am Ende die Nase vorn zu haben. Jedoch sollte eine Forderung bei der Zahlungsmodalität ‚auf Rechnung‘ versichert sein, sonst geht das Konzept am Ende des Tages möglicherweise nicht auf“, erklärt KR Franz Maier abschließend.

Foto oben: KR Franz Maier, Generaldirektor Österreich, Ungarn und Südosteuropa von Atradius

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