Die Beurteilung und Überwachung der Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Branchen und Ländern gehört zu den Kernaufgaben der Kreditversicherer. „Aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse rund um das Corona-Virus wird die Frage nach der Resilienz von Unternehmen wichtiger“, warnt Kreditversicherungsexperte Peter Androsch.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 11.03.2020
Rund 6.000 Unternehmen haben in Österreich eine Kreditversicherung abgeschlossen. Dadurch sind ihre versicherten Forderungen gegenüber ihren Geschäftskunden im Falle von Zahlungsausfällen geschützt. Die großen Player unter den Kreditversicherungen sind in Österreich die Acredia Versicherung sowie Atradius, Coface Austria und Credendo. „Die Kreditversicherer überwachen sowohl vor einem Vertragsabschluss als auch während der Vertragslaufzeit permanent die Bonität von Unternehmen, Sektoren und ganzen Nationen“, erklärt Peter Androsch, der als Geschäftsführer von Österreichs größter Kreditversicherungsmaklergesellschaft Austrian Credit Insurance Council (A.C.I.C.) die Entwicklung permanent beobachtet.
„Derzeit steht die Bonitätsbeurteilung und -überwachung aufgrund der sich ständig überschlagenden Ereignisse durch das Corona-Virus vor neuen Herausforderungen, da die Resilienz von Unternehmen wohl stärker in den Fokus rückt“, warnt Androsch. Als Bewertungsgrundlage dienen den Kreditversicherern beispielsweise die Geschäftszahlen, das bisherige Zahlungsverhalten oder auch die Entwicklung in bestimmten Branchen und ganzen Nationen. Naturgemäß handelt es sich dabei aber primär um Werte aus der Vergangenheit, die aufgrund der rasanten Entwicklung um aktuelles Datenmaterial ergänzt werden sollten, um Versicherern ein möglichst vollständiges Bild der aktuellen Situation zu vermitteln. Idealerweise kommunizieren Unternehmen auch an Kreditversicherer proaktiv und treffen Aussagen dazu, wie sie mit den aktuellen Herausforderungen umgehen wollen. „Auch an der Börse wurden viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Eine Einschätzung der weiteren Entwicklung ist daher schwierig“, erklärt Androsch. Im Unterschied zu Aktienanalysten müssten die Kreditversicherer im Falle einer Fehleinschätzung allerdings für den Schaden der versicherten Forderungen aufkommen. Bei der Versicherung neuer Forderungen sollten Lieferanten daher Beratung in Anspruch nehmen, um abzuklären, bei welchem Anbieter derzeit welche Absicherung noch möglich ist.
Diese Präventivmaßnahmen sollten Unternehmen jetzt ergreifen
Besonders sensibel sind derzeit Branchen, die stark in den Welthandel involviert sind. Neben einer Absicherung der Forderung gegen eine Insolvenz der Kunden mittels Kreditversicherung hat der Experte noch ein paar Tipps für Präventivmaßnahmen: „Verkaufen Sie Forderungen an Factoring-Gesellschaften, um Liquidität zu schaffen. Verkürzen Sie die Zahlungsziele ihrer Kunden, verlangen Sie Bankgarantien und bestehen Sie bei bonitätsschwachen Kunden auf Vorauskasse“, empfiehlt Androsch.
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