Sind InsurTechs tatsächlich in der Lage, die Versicherungsbranche in ihren Grundfesten zu erschüttern? Nein, zieht der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einer aktuellen Publikation ein klares Fazit.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 27.02.2017
Mehr als sechs Mrd. Dollar steckten Investoren seit 2011 in Sart-ups aus dem Versicherungsbereich. Ob die neuen Player wirklich für weitreichende Umwälzungen sorgen und ob die klassischen Versicherer die Digitalisierung verschlafen haben, damit befasst sich der GDV in der Publikation „Makro und Märkte“. InsurTechs werden, so eine zentrale Erkenntnis, etablierte Anbieter auf absehbare Zeit nicht verdrängen. Sie besetzen aber wichtige Nischen, womit sich die Anbieterlandschaft weiter ausdifferenziert. Notwendig sei mehr denn je ein Rahmen, der einen fairen Wettbewerb gewährt, gestaltet durch Politik und Aufsicht. Die aktuellen Veränderungen sind nach Einschätzung des GDV-Chefvolkswirtes Klaus Wiener so tiefgreifend, dass er von einem „Schumpeterschen Moment“ spricht: einem Moment der schöpferischen Zerstörung, „in dem vieles bisher Bewährte durch neue Lösungen ersetzt wird“.
Versicherer haben immer noch die Nase vorn
Am deutschen Markt sind derzeit rund 40 Versicherungs-Start-ups aktiv. Diese wachsen in einem günstigen Klima, denn Investoren suchen angesichts billigen Geldes und niedriger Zinsen nach vielversprechenden Anlagemöglichkeiten. Die jungen Unternehmen punkten mit neuen, kreativen Versicherungslösungen oder vereinfachen bestehende Produkte. Neue Technologien, flache Hierachien und die Bereitschaft, Fehler zu verzeihen, beschleunigen Entwicklungsprozesse.
Ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis die neuen die alten so angreifen wie das in anderen Branchen längst der Fall ist? Ein „Amazon der Versicherungsbranche“ ist für die GDV-Experten nicht in Sicht. Etablierte Versicherer verfügen über „beachtliche Stärken und Alleinstellungsmerkmale“ und könnten von den Newcomern kaum nachgebildet werden – jedenfalls nicht in kurzer Zeit. Start-ups decken oft nur Teilbereiche der Wertschöpfungskette ab und können auch in punkto Finanzkraft, komplexen Regulierungen und nicht zuletzt auch Kundenvertrauen mit klassischen Versicherern mithalten.
Start-ups nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung sehen
Die Insurtechs deshalb nicht ernst zu nehmen, wäre laut Wiener allerdings ein völlig falscher Schluss. Vielmehr sollten Versicherer „die Neuen“ als Türöffner zur digitalen Welt sehen und ihre Vorteile auch in die eigenen Prozesse einbinden. Die Trennlinie im Versicherungsmarkt der Zukunft verlaufe nicht zwischen etablierten Anbietern und Insurtechs. Soll heißen: Wer Produkte und Dienstleistungen anbietet, die Kunden in einer digitalen Welt haben wollen, wird überleben. „Ganz gleich, ob Start-up oder traditioneller Anbieter.“
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