Der demografische Wandel ist ein Fakt, der auch die Versicherungswirtschaft beeinflusst. Eine ältere und älter werdende Gesellschaft bedeutet auch mehr Kosten für Krankenversicherer. Wie Sonja Brandtmayer (Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung), Peter Eichler (Vorstand für Personenversicherung & Asset Management bei der UNIQA Insurance Group AG) und Mag. Michael Inthaler (Leiter des Bereichs Gesundheitsversicherung der Merkur Versicherung AG) die Situation sehen und inwieweit sich die Entwicklung auf die künftige Prämiengestaltung auswirken wird, erfahren Sie im zweiten Teil der Interviewrunde zum Thema „Gesundheitsvorsorge“.
Sonja Brandtmayer: Durch die gesetzlichen Vorschriften für die Kalkulation der Krankenversicherungsprämien mit Bildung einer Alterungsrückstellung ist die private Krankenversicherung in Österreich sehr gut gegen die Auswirkungen des demografischen Wandels gewappnet. Das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung hat tatsächlich keinen direkten Einfluss auf die Prämiengestaltung.
Die Kosten im Gesundheitswesen steigen durch das Älterwerden und neue medizinische Möglichkeiten an. „Medizinische Fortschritte – wie beispielsweise die minimalinvasive Chirurgie – erlauben es heute, Eingriffe durchzuführen, die in der Vergangenheit ab einem gewissen Alter mit hohen Risiken verbunden waren. Dazu kommt die in den letzten Jahrzehnten gestiegene Lebenserwartung. In Summe eine sehr erfreuliche Entwicklung für unsere Gesellschaft“, so Peter Eicherler, aber: „Dem gegenüber stehen allerdings die deutlich erhöhten Aufwendungen im Gesundheitswesen, die mit dem Älterwerden und den neuen medizinischen Möglichkeiten einhergehen. Das staatliche Umlageverfahren als Generationenvertrag benötigt ein Gleichgewicht aus Einzahlern und Leistungsempfängern, das zunehmend unter Druck gerät. In der privaten Krankenversicherung kommt hingegen das Kapitaldeckungsverfahren zur Anwendung – Versicherte sorgen in jungen Jahren für später vor. Die Versicherungsprämie ist dabei so kalkuliert, dass das Älterwerden schon miteingerechnet ist. Umso wichtiger ist es, möglichst früh eine Krankenversicherung abzuschließen, um ausreichend vorzusorgen und im Alter eine möglichst günstige Prämie zu bezahlen.“
Auch Michael Inthaler ist der Meinung, dass durch unseren erhöhten Lebensstandard und dem gesteigerten Bewusstsein zur Vorsorge die Lebenserwartung in Österreich konstant steigt: „Alleine bis 2050 soll sich die Generation 60 plus so gut wie verdoppeln. Was wiederum dazu führen wird, dass wir weniger junge Menschen haben werden, die sich um die Pflege und Finanzierung der Elterngeneration kümmern kann. Und an der Stelle müssen wir wieder über die Chancen reden. Das staatliche System basiert auf einem Umlageverfahren. Die aktiven Beschäftigten finanzieren die Renten der Menschen im Ruhestand. Und damit sind wir wieder bei der Vorsorge. Je früher wir eine private Krankenversicherung abschließen, desto günstige ist die Prämie im Alter.“
Digitale Innovationen in der Gesundheitsversicherung: „Wir sind mitten drin statt nur dabei“
KI, Telemedizin, digitale Gesundheitsanwendungen und Big Data haben einen großen Einfluss auf die Gesundheitsversicherung. Sonja Brandtmayer ist sicher, dass e-Health, also digitale Anwendungen zur Unterstützung von Behandlungen und Betreuung von Patient, für Versicherungsunternehmen entscheidend sind, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben: „Denn die Medizin von morgen ist digital. Mit unseren Online-Geburtsvorbereitungskursen, unserer losleben-App und vielen anderen Online-Tools haben wir bereits zahlreiche stark nachgefragte Services für unsere Kund:innen. Wir sind überzeugt, dass wir mit e-Health-Angeboten einen Mehrwert für Kund:innen schaffen und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben.“
Peter Eichler legt den Fokus auf die Bedeutung von Bequemlichkeit für die Wettbewerbsfähigkeit. Sein Unternehmen setzt stark auf digitale Lösungen, die den Kunden einen einfachen und schnellen Zugang zu Informationen und Leistungen ermöglichen, wie etwa die myUNIQA-App und telemedizinische Angebote. „Wann immer unsere Kund:innen mit uns in Kontakt treten, wann immer sie unsere Unterstützung benötigen, kommt es auf Einfachheit und Schnelligkeit an. Von der raschen Einreichung von Leistungen und Rechnungen über unsere myUNIQA-App über die Unterstützung von KI im Hintergrund zur Beschleunigung der Auszahlung bis hin zu telemedizinischen Leistungen – digitale Lösungen tragen bereits jetzt in sämtlichen Bereichen dazu bei, dass wir unseren Kund:innen das bieten, was sie von der führenden privaten Gesundheitsversicherung in Österreich auch erwarten.“
Michael Inthaler betont die aktive Einbindung seines Unternehmens in die digitale Transformation: „Wir sind mitten drin statt nur dabei. Je früher wir gestaltender und aktiver Teil davon werden, desto besser werden die Lösungen sein, die wir anbieten können. Wir haben Expertinnen und Experten im Haus, die diesen innovativen Blick ins klassische Versicherungsgeschäft integrieren. Denn am Ende des Tages wollen wir Kunden mit neuen Dienstleistungen begeistern und ihr Vertrauen in die Digitalisierung steigern, auch das sehen wir in unserem Verantwortungsbereich. Wir wollen eine Customer Journey bieten, die einfach und effizient ist, die inspiriert und hilft. Stellvertretend dafür erwähne ich gerne unser innovatives Service, das in unserer App integriert ist, nämlich SkinScreener.“
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Juni-Ausgabe!
Foto oben v.l.n.r.: Sonja Brandtmayer (Generaldirektor-Stellvertreterin der Wiener Städtischen Versicherung), Mag. Michael Inthaler (Leiter des Bereichs Gesundheitsversicherung der Merkur Versicherung AG), und Peter Eichler (Vorstand für Personenversicherung & Asset Management bei der UNIQA Insurance Group AG)
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