Mit „teilweise bis ans Absurde grenzende Ideen zur Konstruktion von Schadenersatzansprüchen“ sieht Versicherungsmakler Dr. Helmut Tenschert seine Zielgruppe Manager konfrontiert. Die EINSTEIN Versicherungsmakler GmbH in Linz ist auf Vermögensschäden, Haftpflicht und D&O für Unternehmer spezialisiert.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 15.04.2021
Wie ist die Spezialisierung auf Vermögensschäden, Haftpflicht und D&O für Unternehmer entstanden?
Eine lange Zeit meines Berufslebens war ich in vielen Funktionen der Rechtsschutzversicherung beschäftigt. Als 2006 der erste große Haftungsfall eines Mangers bei der BAWAG und deren damaligen Generaldirektor Helmut die Medien füllte, war mir bewusst, dass derartige Fälle in Zukunft öfter vorkommen würden. Da lag es nahe, die spezifischen strafrechtlichen Verantwortlichkeiten mit zivilrechtlichen Absicherungen wie Vermögenschadenhaftpflicht- oder D&O-Versicherungen zu kombinieren.
Ab 2007 engagierte ich mich als freier Berater, vor allem in Kooperation mit ausgewählten Kollegen. Da für manche Marktnachfragen in diesem Umfeld in Österreich zu wenig Kapazitäten vorhanden waren, sah mich für praktikable Lösungen in Deutschland um. Diese ersten Kontakte zu einschlägigen Versicherern mündeten in eine bereits viele Jahre andauernden Zusammenarbeit mit einigen davon, die ich die Ehre habe auch konsularisch am österreichischen Markt bis heute zu begleiten. Für eine objektive Wissensvermittlung dieser komplexen Thematik abseits der Produktwelt habe ich mich dafür im Herbst 2019 beim IBW als unabhängiger Bildungsträger zertifizieren lassen.
Hat die Corona-Pandemie Auswirkungen auf diese Geschäftszweige?
Corona hat mit Sicherheit große Auswirkungen auf den Geschäftszweig, der besonders ab der Jahresmitte nach Auslaufen der Stundungen von Steuern und Sozialversicherungsabgaben stark bemerkbar werden wird. Das kann und wird entsprechende wirtschaftliche Schieflagen, auch bei „gesunden“ Betrieben auslösen. Weiter ist mit einer namhaften Zahl von Insolvenzen zu rechnen, die ihrerseits Inanspruchnahmen von Geschäftsführern zur Folge haben können, die aus behaupteten Sorgfaltspflichtverletzungen resultierten.
Was braucht´s für einen professionellen Versicherungsschutz, welche Risiken müssen abgedeckt werden?
Unabdingbar ist für mich zur Abdeckung strafrechtlicher Verantwortungen durch geeignete Strafrechtsschutzversicherungen mit Vermögensschadenhaftpflichtversicherungen eine bündige Kombination derartiger Produkte. Eine Erweiterung um eine Vertrauensschadenversicherung kann Sinn machen, Cyber-Crime tut ein Übriges, um Haftungen unternehmerisch Handelnder zusätzlich zu verschärfen und verdient Beachtung.
Haben Sie dazu den einen oder anderen interessanten Schadensfall?
Schäden gibt es viele, es genügt ein Blick in die Medien, um sich von der fortschreitenden Zunahme solcher Fälle zu überzeugen. Teilweise bis ans Absurde grenzende Ideen zur Konstruktion von Schadenersatzansprüchen fallen auf, Verschulden tritt mehr und mehr in den Hintergrund, der Weg weist in eine Erfolgshaftung und die Einflüsse des US-amerikanischen Rechts samt entsprechenden Auswirkungen werden spürbarer.
Wie gestaltet sich in dieser Nische die Kooperation mit den Versicherern, wie ziehen sie bei der Deckung mit?
Wie schon erwähnt ist die Auswahl an österreichischen Anbietern eine sehr begrenzte, meist muss auf ausländische Gesellschaften zurückgegriffen werden, die vorwiegend aus dem anglo-amerikanischen Raum, oder Deutschland kommen. In jüngster Zeit hat sich der Markt deutlich verhärtet, die Prämien steigen merklich, gleichzeitig sinkt der Risikoappetit der Versicherer. Manche Branchen, wie etwa die Gastronomie, sind so gut wir nicht mehr einzudecken. Tendenz steigend.
Haben Sie Tipps an die Kolleginnen und Kollegen, worauf bei einer Zielgruppen-Spezialisierung zu achten ist?
Die Herausforderungen zur Erarbeitung eines adäquaten und individuellen Versicherungsschutzes erfordern tiefere Kenntnisse sowohl im wirtschaftsrechtlichen Bereich wie auch dem der sehr unterschiedlichen Modelle zur Absicherung. Der Rat an den Teil der Kollegenschaft, der sich nicht täglich damit beschäftigt, wäre hier in Kooperation mit spezialisierten Maklern zu gehen. Das sichert eine gute Kundenbetreuung und spart eigene Arbeit und Aufwand. Für grob fahrlässig würde ich es halten, betreute Betriebe nicht über diese Risken zu informieren, die Anwälte warten nur auf diesbezügliche Fehler, der Haftung für Beratungsfehler haben uns dann wir als Versicherungsmakler zu stellen.
EINSTEIN Versicherungsmakler GmbH
Gründungsjahr: 2012
Standort: Linz
Mitarbeiterzahl: 3
Nettogesamtbestand: 250.000 Euro
Kundenzahl: 70
davon aus der speziellen Zielgruppe: 100%
Foto oben: Dr. Helmut Tenschert
Titelbild: ©snowing12 – stock.adobe.com
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