Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat ihre Prüfschwerpunkte für das nächste Jahr vorgelegt. IT-Sicherheit, nachhaltige Geschäftsmodelle und „kollektiver Verbraucherschutz“ sind einige der wichtigsten Bereiche.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 28.11.2018
Die FMA hat Bereiche am Finanzmarkt identifiziert, die Regulierung und Aufsicht in den nächsten Jahren vor „besondere Herausforderungen“ stellen, so die Vorstände Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller. Dabei haben sich für das nächste Jahr sechs Aufsichts- und Prüfschwerpunkte ergeben. Für jeden dieser Bereiche wurde auch ein Bündel an konkreten Maßnahmen entwickelt.
Digitalisierung am Finanzmarkt
Angesichts des digitalen Wandels am Finanzmarkt hat sich die FMA dem Grundsatz der „Technologieneutralität“ verschrieben: Gleiche Geschäftsmodelle und gleiche Risiken müssen den gleichen Anforderungen in Regulierung und Aufsicht unterliegen – unabhängig davon, welche Technologie zum Einsatz kommt. Gleichzeitig will die FMA bestehende Unternehmen aktiv dabei begleiten, ihre Geschäftsmodelle umzugestalten und an digitale Anforderungen anzupassen. Ein weiterer Fokus liegt auf der IT-Sicherheit: Hier werde man die Umsetzung der 2018 veröffentlichten Leitfäden schwerpunktmäßig vor Ort prüfen.
Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle im Wirtschaftsaufschwung
Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus müsse man „im Auge behalten, dass die beaufsichtigten Unternehmen weiterhin eine nachhaltige Risikopolitik betreiben“. So werden „Veränderungen des Risikoappetits“ in der Veranlagung und Produktpolitik von Versicherern im Hinblick auf die Risikotragfähigkeit und das Risikomanagement untersucht. Eine „besonders genaue Beobachtung“ verlange auch die Risikoentwicklung am Immobilienmarkt. Dabei werde man die nachhaltige Vergabe von Immobilienkrediten „auch aus dem Blickwinkel des kollektiven Verbraucherschutzes“ überprüfen.
Vor allem will die FMA auch die beaufsichtigten Unternehmen auf eine Normalisierung der Geldpolitik vorbereiten. Dazu wird die Resistenz von Banken, Versicherungen und Asset Managern gegenüber Zins- und Liquiditätsschocks mit Stresstests überprüft.
Governance der Unternehmen
Die globale Finanzkrise habe gezeigt, dass Schwächen im Governance-System von Unternehmen sehr oft ein Grund für finanzielle Probleme, Schieflagen und Unternehmenszusammenbrüche sein können. „Gute Governance“ bedeute etwa, auch in einem Marktumfeld aus Wirtschaftsaufschwung und anhaltender Niedrigzinsphase den Risikoappetit zu zügeln und an einer nachhaltigen Geschäftspolitik festzuhalten.
Im Versicherungsbereich wird die Aufsichtsbehörde schwerpunktmäßig kontrollieren, wie Schlüsselfunktionen ihre Aufgabe in der Praxis wahrnehmen. Dabei wird überprüft, ob in den Unternehmen die festgelegten Entscheidungsprozesse eingehalten und alle relevanten Schlüsselfunktionen eingebunden werden
Umfassende Risikobetrachtung (Compliance und Geldwäscheprävention)
Die FMA wird ihren Aufsichtsfokus auf die Wechselwirkungen der Conduct-, Geldwäsche- und Solvenzrisiken weiter vertiefen. Die Analyseergebnisse werden zur Sensibilisierung der beaufsichtigten Unternehmen verwendet und bei Aufsichtsmaßnahmen berücksichtigt.
Kollektiver Verbraucherschutz
Das Vertrauen der Kunden ist nicht nur von den Nachwirkungen der Finanzkrise geprägt, sondern verändert sich auch durch die Digitalisierung. Daher will die FMA im nächsten Jahr „die Risiken bestimmter Produkte für Verbraucher adressieren“, insbesondere Konsumkredite, die in den letzten zwei Jahren stark zugenommen haben.
Unter dem Thema „Markttransparenz und Informationspflichten“ wird die FMA ihren Aufsichtsschwerpunkt zur Einhaltung der Informationspflichten aus MiFID II, IDD und der PRIIP-Verordnung bei Wertpapier- und Versicherungsanlageprodukten beibehalten. Der Fokus liege nun aber – nach einer „Anlaufphase“ im Jahr 2018 – auf der „Überprüfung und Durchsetzung“ der Anforderungen.
Ein wichtiger Punkt betrifft auch die transparente Darstellung von Kosten und Gebühren von Versicherungen, Pensionskassen und Investmentfonds. Zudem müsse gewährleistet sein, dass sich Verbraucher auf die Fairness und Qualität ihrer Finanzberater verlassen können. Daher wird die FMA einen Schwerpunkt auf die Überprüfung der fachlichen Qualifikation und des Ausbildungsstands der Vertriebsmitarbeiter in den beaufsichtigten Unternehmen legen.
Einsatzbereitschaft für künftige Krisenfälle
Unter diesem Schwerpunkt lautet das Ziel, „die Fitness der FMA und des Finanzplatzes Österreich für schwerere Zeiten“ zu verbessern. So will die FMA ihre eigene Abwicklungsbereitschaft forcieren, aber auch die Krisenresistenz der beaufsichtigten Unternehmen stärken. Im Versicherungsbereich werde man überprüfen, ob die Unternehmen in ihren Notfallplanungen unter Berücksichtigung neuer Risiken ausreichend auf Krisenfälle vorbereitet sind.
Die Publikation kann auf der FMA-Website heruntergeladen werden.
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