Seit einiger Zeit beschäftigt das Thema Sustainable Finance, das auf dem EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums beruht, den österreichischen Finanz- und Versicherungssektor sowie zahlreiche andere große Unternehmen unterschiedlichster Branchen. Im Rahmen einer Kurzumfrage hat Deloitte im Frühjahr 2021 über 150 heimische Unternehmensvertreter um ihre Einschätzung zu den aktuellen Sustainable-Finance-Anforderungen gebeten.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 13.07.2021
88% der Befragten sind sich grundsätzlich bewusst, worum es bei Sustainable Finance geht. Eine Mehrheit von 52% hat sich sogar bereits 2018 – also noch vor Veröffentlichung des EU-Aktionsplans – innerhalb der eigenen Organisation mit dem Thema vertraut gemacht. 58% sind nun auch davon überzeugt, sehr gut bis gut auf die Sustainable-Finance-Anforderungen vorbereitet zu sein. Eine intensive Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken gab es bisher aber trotzdem nur bei 34% der Unternehmen.
„Sustainable Finance ist bereits in vielen heimischen Unternehmen als fixer Schwerpunkt in der Strategie verankert. Dennoch werden die damit einhergehenden Anforderungen noch häufig unterschätzt. Es braucht eine präzise Analyse der Anforderungen, damit mögliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung rechtzeitig erkannt und gelöst werden können“, betont Ute Schöggl, Director bei Deloitte Österreich.
Heterogenes Bild bei Verantwortlichkeiten
Wer in einem Unternehmen für Sustainable Finance zuständig ist, hängt oft von der Branche ab. In Industrieunternehmen außerhalb der Banken- und Versicherungsbranche sind überwiegend die Vorstände sowie das Strategy Department für die Einhaltung und korrekte Umsetzung der Anforderungen verantwortlich. Bei Versicherungen fällt das Thema meist in den Bereich des Asset- und Investment-Managements. Bei mittelgroßen bis großen Banken sowie in Großunternehmen wurden insbesondere Nachhaltigkeitsbeauftragte als Verantwortliche genannt.
„In weiten Teilen der Wirtschaft wird Sustainable Finance als interdisziplinäre Thematik verstanden, die eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Personen und Abteilungen erfordert. Aufgrund des umfangreichen Themenpools gibt es in den heimischen Unternehmen aber nicht den einen, sondern vielfältige Zugänge, welcher Abteilung die Zuständigkeit zugerechnet wird“, so Ute Schöggl.
Hoher operativer Aufwand bei Umsetzung
Auch wenn die Zuständigkeit für Sustainable Finance in unterschiedlichen Bereichen angesiedelt ist, in puncto Herausforderungen bei der Umsetzung herrscht Einigkeit. Studienteilnehmer aus allen Branchen sehen bei der Einhaltung der Offenlegungspflichten, der Berichterstattung sowie der Beachtung bei Investmenttätigkeiten den größten operativen Aufwand. Banken werden zudem insbesondere bei der Umstellung der Geschäftsstrategie, der Produktgestaltung und bei Anpassungen im Risikomanagement gefordert. Auch Nicht-Finanzunternehmen rechnen bei der Geschäftsstrategie und Produktgestaltung mit einem hohen Arbeitsaufwand.
„Den höchsten Umsetzungsdruck verspüren österreichische Banken mit 67% und Versicherungen mit 81% ganz klar von der Aufsicht“, betont Stefan Merl, Manager bei Deloitte Österreich. Industrieunternehmen hingegen erwarten laut Studie den stärksten Druck seitens der Gesellschaft (31%) und von Investoren (25%). „Heimische Banken und Versicherungen wissen, dass sie von Sustainable Finance stärker betroffen sind als andere Branchen. Die Umsetzung fordert sie aber auch entsprechend. Industrieunternehmen haben zwar weniger Anforderungen zu erfüllen, sollten das Thema aber nicht auf die leichte Schulter nehmen – schließlich nimmt gerade der gesellschaftliche Druck beim Thema Nachhaltigkeit stetig zu“, ergänzt der Deloitte Experte abschließend.
Foto oben: Ute Schöggl, Director bei Deloitte Österreich und Stefan Merl, Manager bei Deloitte Österreich
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