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Wandel Richtung „Arbeitnehmermarkt“ als Booster für Betriebliche Altersvorsorge?

Wandel Richtung „Arbeitnehmermarkt“ als Booster für Betriebliche Altersvorsorge?

14. November 2022

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6 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Qualifiziertes Personal zu finden, wird zunehmend schwerer. Motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Finanzielle Anreize zu bieten war schon immer ein Motor für Mitarbeitermotivation. So schwierig die Situation auch ist, sind die Voraussetzungen für die Betriebliche Vorsorge (BAV) noch nie so gut gewesen wie jetzt. Interview mit Stefan Moser, Geschäftsführender Gesellschafter der Moser Danler & Partner GmbH & Co KG.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 14.11.2022

„Wir befinden uns derzeit in einem ‚Arbeitnehmermarkt‘ und somit haben sich die Voraussetzungen in Bezug auf die Bindung und Gewinnung von Mitarbeitenden aus Sicht der BAV durchaus verbessert. Unternehmer*innen müssen sich mittlerweile mit sonstigen Benefits zum Gehalt auseinandersetzen und über den Tellerrand schauen“, informiert Stefan Moser.

Die Moser Danler & Partner GmbH & Co KG ist auf die BAV spezialisiert und begleitet viele Kunden, Kooperationspartner und Steuerberater in diesem Bereich. Dass man sich als Vermittler in diesem besonders umfassenden und komplexen Bereich in gewisser Weise spezialisieren muss, um erfolgreich zu sein, davon ist Stefan Moser überzeugt: „Die Betriebliche Vorsorge umfasst nur zu einem kleinen Teil das Versicherungsvertragsrecht! Neben dem Betriebspensionsgesetz findet sich die Basis in vielen weiteren Gesetzen, mit denen sich Vermittler*innen in der Regel nicht täglich auseinandersetzen.“

In die tägliche Beratung fließe, so Moser, u.a. das Einkommenssteuergesetz, Arbeitsverfassungsgesetz, Körperschaftssteuergesetz, Rechnungslegungsgesetz, Bewertungsgesetz u.v.m. mehr ein. Zusätzlich sind u.a. die Lohn- und Einkommensteuerrichtlinien sowie Wartungserlässe und nebenbei diverse VwGH-, OGH-Entscheidungen sowie auch die EU-Judikatur zu berücksichtigen. „Von einem reinen (Lebens-)Versicherungsverkauf, der vor allem im Bereich der ‚Direkten Leistungszusage‘ betrieben wird, sind wir durch die vielen Gesetze im Rahmen der BAV weit entfernt!“, erklärt Moser.

Moser ist der Meinung, dass grundsätzlich jeder Unternehmer zumindest über die Möglichkeiten der Betrieblichen Vorsorge informiert werden sollte: „Ob eine Betriebliche Vorsorge tatsächlich sinnvoll oder überhaupt möglich ist, zeigt im Vorfeld einer Beratung der Blick in den Firmenbuchauszug oder/und die Firmenbuchbilanz. Sind die Voraussetzungen gegeben, sollte ein umfassendes Erstgespräch mit dem Kunden erfolgen und nicht nur die ‚Direkte Leistungszusage‘ besprochen werden. Der Bedarf eines Unternehmens kann auch mit anderen Durchführungswegen der Betrieblichen Vorsorge abgedeckt werden.“

„Vermittler müssen BAV aktiver beraten!"

Trotz steter Steigerungen stecke die BAV in Österreich immer noch in den Kinderschuhen. Um das zu ändern sind laut Moser die Vermittler*innen gefordert: „Viel zu viele Berater*innen nehmen dieses Thema in die Kundengespräche nicht mit oder lassen es sogar bewusst außen vor! Wie sollen die Unternehmer*innen von den attraktiven Lösungen erfahren, wenn nicht einmal wir als Berater*innen davon erzählen? Die Politik und das langjährige Hoffen auf die Erhöhung der 300,00 Euro p.a. im Rahmen der Zukunftssicherung (§3 Abs. 1. Zi 15 lit. a.) wird uns langfristig nicht weiterbringen und den Markt nur bedingt verändern!“

„Die eine große Zielgruppe gibt es nicht!“

DIE eine große Zielgruppe sieht Moser in der BAV nicht: „Es wäre auch schade, wenn wir die Betriebliche Vorsorge lediglich auf die ‚GmbH‘ und ‚Direkte Leistungszusage‘ herunterbrechen.“

Stattdessen müssen man, laut Moser, die Betriebliche Vorsorge als Ganzes sehen und die Lösungen in ein „Cafeteria-Modell“ eines Unternehmens einfließen lassen, unabhängig der Rechtsform: „Denn auch Einzelunternehmer haben Mitarbeitende und sind auf der Suche nach Lösungen zur Bindung und Gewinnung von Mitarbeitenden. Immerhin sind etwa 75% der Unternehmen in Österreich Einzelunternehmen! Somit die größere Zielgruppe, für die wir auch Lösungen haben, wie z.B. Gruppen-KV, Kollektiv-UV, Zukunftssicherung, Mitarbeiterbeteiligung, Pensionskasse etc.“

Wer sich im Bereich der BAV aus- und weiterbilden möchte, muss sich an externe Anbieter wenden

In Bezug auf die Produkte in der BAV-Angebotslandschaft in Österreich hat sich in den letzten Jahren aus Sicht Mosers wenig Neues ergeben: „Durch die Zinsentwicklung sind die fondsgebundene Versicherung und Wertpapierlösungen vermehrt in den Vordergrund gerückt – was aber auch zu mehr Beratungs- und deutlich mehr Wartungsaufwand in Zukunft führen wird. Nach dem sich manche Versicherer zum Teil leider vom BAV-Markt zurückgezogen haben und von den ‚BAV-Anbietern‘ auch weniger Ausbildungen für Vermittler*innen angeboten werden, hat sich das Know-how am Markt meines Erachtens nicht verbessert. Wer sich im Bereich der Betrieblichen Vorsorge aus- und weiterbilden möchte, muss sich an externe Anbieter, wie ‚konsequent lernen – Die bAV Akademie‘, die VermittlerAkademie, ARS oder den Linde Verlag, etc. wenden.“

Ein Blick in die Zukunft: Die BAV spielt in ca. zehn Jahren am Markt folgende Rolle:

Die Betriebliche Vorsorge werde laut Moser ein unverzichtbarer Baustein in jedem erfolgreichen Unternehmen sein. Finanzielle Sonderleistungen, die ein Dienstgeber für die Mitarbeitenden zur Bindung und vor allem zur Verstärkung der Identifikation mit dem Unternehmen im Rahmen eines umfassenden „Cafeteria Modells“ zusagt, werden vermehrt eingesetzt werden: „Diverse Umfragen zeigen bereits, nicht nur Geschäftsführende Gesellschafter, sondern auch Mitarbeitende eines Unternehmens suchen aktiv nach abgabenbegünstigten und steueroptimierten Lösungen zur persönlichen Vorsorge oder als Gehaltsbestandteil – und werden u.a. in der betrieblichen Vorsorge fündig!“

Foto oben: Stefan Moser, Geschäftsführender Gesellschafter der Moser Danler & Partner GmbH & Co KG

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