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19. Country Risk Conference: „Für Panik gibt es keinen Grund, für Optimismus auch nicht“

19. Country Risk Conference: „Für Panik gibt es keinen Grund, für Optimismus auch nicht“

12. September 2022

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5 Min. Lesezeit

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News-Management & Wissen

Bei der 19. Country Risk Conference, die vergangenen Dienstag im Schloss Schönbrunn stattgefunden hat, sprachen renommierte Experten zum Thema „Zwischen Abhängigkeit & Unabhängigkeit: Kommt nach dem Social Distancing das Global Distancing?“.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 12.09.2022

„Wenn man alt wird, erlebt man alles und das Gegenteil“, mit diesem Zitat startete der Publizist und Osteuropa-Experte Paul Lendvai seinen Vortrag bei der 19. Country Risk Conference vor 120 Gästen aus der Finanzbranche. Der renommierte Publizist und profunde Politik-Kenner beleuchtet die Systematik von Demokratie und der Autokratie. „Die Grundlade des autokratischen Systems ist die systematische Lüge. Bis sich die Wahrheit durchsetzt, dauert es lange. Daher sind die Medien so wichtig“, erklärt Lendvai und sagt: „Für Panik gibt es keinen Grund, für Optimismus auch nicht.“ Und der Experte betont eindringlich, dass es „kein Zurück“ zu einem verlässlichen Partner Russland gebe“.

Gemeinsam verschieden sein

Zukunftsforscher Tristan Horx präsentiert seine „Megatrends-Map“, die die einzelnen Megatrends und ihre Verknüpfungen aufzeigt. Der längste Megatrend sei, so Horx, die Sicherheit. „Sicherheit hat keine Schnittstelle mit der Globalisierung“, unterstreicht der Zukunftsforscher, der in seiner Analyse darlegt, dass aktuell die Verbindung der Generationen in den Hintergrund geraten sei. „Der Megatrend Individualisierung führt zur Wir-Kultur oder zum Post-Individualisierung“, sagt Horx und beschreibt dies als „gemeinsam verschieden sein.“

Die Inflation steigt, kleines Wirtschaftswachstum bleibt

Die Ökonomen Christiane von Berg und Grzegorz Sielewicz, gaben einen volkswirtschaftlichen Ausblick auf die aktuellen Branchen- und Länderrisiko-Einschätzung der Coface. Von Berg erklärte, das zweite Quartal 2022 sei für viele Länder deutlich besser gelaufen als erwartet. Trotzdem bleibe die Situation angespannt. So würden die europäischen Staaten um jeden Preis versuchen, die Gasspeicher zu füllen. Gleichzeitig würden die steigenden Preise jedoch das Wachstum deutlich schmälern, so von Berg. „Es profitieren dabei vor allem die Rohstoffexporteure wie Angola und Brasilien“, erklärt Coface-Ökonomin für die Region Nordeuropa. Grzegorz Sielewicz, Coface-Ökonom für die Region Zentral- und Osteuropa, sieht die österreichische Wirtschaft jedoch wieder auf dem Weg der Rückkehr, eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten könne vor allem der Wintertourismus spielen. Die Risikoabstufung Österreichs von A2 auf A3 will er dagegen nicht überbewerten, da diese vor allem aufgrund der Handelsbeziehungen ins Ausland zustande kommt. Österreich reihe sich damit in eine gesamteuropäische Entwicklung ein.

Der CEO von Coface Mittel- und Osteuropa, Jaroslaw Jaworski nannte in seiner Rede die Energiepreise, die hohe Inflation und die Lieferketten-Störungen als die großen Herausforderungen. Dennoch zeigt er sich verhalten optimistisch: „Unternehmen werden sich an die neuen Rahmenbedingungen anpassen.“

Paneldiskussion

Unter dem Titel „Zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit – Das Zusammenspiel der Globalisierung und der neuen Regionalität“ wurde in der anschließenden Paneldiskussion die Globalisierung hinterfragt. Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich unterstreicht: „Wir konnten in den letzten Jahren viel lernen und sind deutlich resilienter geworden. Es macht uns stärker, wenn wir nicht auf Single Sourcing setzen.“ Christiane Noll spricht sich dafür aus, regionale Herausforderungen vor Ort, mit den Tools der globalisierten Wirtschaft zu lösen: „Mit den Mitteln der Digitalisierung können wir Globales und Regionales verbinden und vor Ort einen Impact schaffen.“ „Die Globalisierung ist ein Trend, der passiert ist. Milliarden von Menschen wurden so aus der Armut gebracht. Wenn wir das zurückdrehen, tauschen wir lokal gegen Armut ein“, erklärt Stefan Borgas, CEO RHI Magnesita und ergänzt: „Es gibt nichts demokratischeres als freien Welthandel.“ Dem entgegnete Theresa Imre, Gründerin und Geschäftsführerin von markta: „Es gibt unfaire Spielregeln.“ Ob Regionalisierung oder Globalisierung, entscheidend sei die Frage, wie Verantwortung wieder in wirtschaftliche Prozesse integriert werde, so Imre.

Foto oben v.l.n.r.: Paul Lendvai, Dagmar Koch, Tristan Horx; © Coface

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