Gewerbekunden müssen für Cyber-Gefahren sensibilisiert werden, waren sich die Teilnehmer einer AssCompact Interviewrunde einig. Diskutiert wurde auch, warum All-Risk-Produkte differenzierte Beratung nicht ersetzen können und was Makler dabei beachten sollten.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 09.10.2017
„Der Markt für Cyber-Versicherungen hat sich in den letzten Jahren in Österreich stark entwickelt, allerdings sind das Risikobewusstsein und die Kaufbereitschaft der Unternehmen noch relativ eingeschränkt“, sagt Walter Lentsch, Country President Austria, Chubb. Die Rolle des Versicherungsmaklers und des Versicherers sieht er dabei vor allem in der Sensibilisierung der Kunden. „So ist unter Umständen auch die Information, dass ein Cyber-Schaden zu einem D&O Schaden werden kann, für Unternehmensleiter relevant.“
Technische Vorkehrungen und Versicherungsschutz
Obwohl längst nicht nur Großkonzerne potenzielle Opfer eines Cyber-Angriffes sind, ist das Bewusstsein zu vielen Klein- und Mittelbetrieben noch nicht durchgedrungen. Den Makler stellt das vor große Aufgaben. „Gewerbekunden werden künftig für ihren Betrieb sowohl eine Risikoabsicherung durch technische Vorkehrungen (IT Cyber-Security Systeme) benötigen, darüber hinaus auch eine Versicherungsabdeckung“, sagt Andreas Kößl, Vorstand UNIQA Österreich. „Der Versicherungsmakler hat hier die wichtige Aufgabe das Bewusstsein der Kunden zu schärfen.“
„Makler muss sich Spezialwissen für ‚junge‘ Risiken aneignen“
„Die Cyber-Versicherung ist als Zusatzangebot noch eine sehr junge Sparte mit eher begrenzten Ausschnittsdeckungen, bei denen sich noch kein allgemeines Anforderungsprofil herausgebildet hat“, so Wenzel Staub, MBA, Vorstandsvorsitzender des muki versicherungsverein auf gegenseitigkeit. Er geht davon aus, dass mit steigendem Marktdurchsatz die Versicherer nicht nur auf die Risiken hinweisen, sondern insgesamt ein umfassendes Unterstützungspaket anbieten werden. „Der einzelne Makler ist hier in seiner Aufklärungsfunktion besonders gefordert und muss sich gegebenenfalls noch Spezialwissen für diese ‚jungen‘ Risiken aneignen.“
„All Risk heißt nicht, dass immer alles versichert ist“
Immer mehr Gesellschaften bieten im Gewerbegeschäft All-Risk-Absicherung an. Diese komme „unserer Auffassung eines Versicherungsunternehmens mit Handschlagqualität am nächsten“, meint Staub. All-Risk-Produkte seien laut Lentsch im größeren Gewerbegeschäft mittlerweile Standard und „durchaus positiv zu bewerten“. „Allerdings können diese nicht die unabhängige und kompetente Beratung durch den Versicherungsmakler ersetzen, denn All Risk heißt nicht, dass immer alles versichert ist.“ Für wen eine All-Risk-Deckung tatsächlich das passende Produkt sei, müsse mit dem Berater genau geprüft werden, betont Kößl. „Für manche Kunden reichen einfache Standardprodukte, All Risk Produkte sind umfangreicher, beinhalten aber zum Beispiel Selbstbehalte, das heißt Unternehmer tragen kleinere Schäden selber. Dies gilt es genau abzuwägen.“
Welche Produktinnovationen in den Startlöchern stehen und ob auch in der Gewerbeversicherung Online-Angebote dem Makler Konkurrenz machen könnten, lesen Sie in der Interviewrunde in der AssCompact Oktober-Ausgabe.
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