Acredia geht davon aus, dass die weltweiten Unternehmensinsolvenzen stärker ansteigen als bisher angenommen. Anfang des Jahres hat der Kreditversicherer mit weltweit +9% mehr Firmenpleiten für 2024 gerechnet. Acredia hat die Prognose nur auf +11% korrigiert.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 17.10.2024
Laut der aktuellen Studie von Kreditversicherer Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade droht Österreich nach 2005, 2006 und 2009 die vierthöchste Zahl an Unternehmensinsolvenzen. Bis zu 6.500 Firmen könnten bis Ende des Jahres insolvent werden. Das entspricht einem Anstieg von +20%. Besonders betroffen sind der Bau und das Hotelgewerbe.
Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia:
"Wir gehen davon aus, dass damit der Höhepunkt der Insolvenzdynamik erreicht ist. Insolvenzen, die durch Corona-Hilfen verzögert wurden, sollten damit abgebaut sein. In den nächsten beiden Jahren erwarten wir wieder eine leichte Entspannung, wenn auch auf hohem Niveau."
Laut Prognose sollte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Inland um -8% in 2025 und um weitere -11% in 2026 sinken.
Zweistelliger Zuwachs in Ländern, die mehr als die Hälfte des globalen BIP ausmachen
International erwarten die Kreditversicherer 2024 ein Plus von 11%, in der EU sogar +14%. 2025 dürften die weltweiten Unternehmensinsolvenzen noch einmal um zwei% zulegen, in der EU wird ein Rückgang von -5% erwartet. Erst 2026 kündigt sich eine globale Erholung an.
Haupttreiber der starken Insolvenzdynamik sind in diesem Jahr Kanada (+39%), Singapur (+39%) und Brasilien (+33%), in Europa sind es die Niederlande (+35%), Irland (+33%), Schweden (+29%) und Griechenland (+27%).
Für Österreichs wichtigsten Exportpartner Deutschland wird heuer ein Anstieg von +25% prognostiziert. Auch 2025 zählt Deutschland (+4%) gemeinsam mit Portugal (+8%), Griechenland (+8%) Italien (+4%), Rumänien (+3%) und Spanien (+1%) zu den wenigen EU-Ländern, in denen die Zahl der Firmenpleiten weiter steigen dürfte.
Bis zu 1,6 Millionen Jobs in Europa und Nordamerika gefährdet
Besonders im Bauwesen, im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor werden weltweit mehr Firmenpleiten verzeichnet und auch die Höhe der Passiva steigt. Auffällig ist dabei das Rekordniveau an Großinsolvenzen, wobei Westeuropa besonders betroffen ist. Damit einher geht auch die Gefahr von Jobverlusten. Bis 2025 könnten in Europa und Nordamerika bis zu 1,6 Millionen Arbeitsplätze gefährdet sein, was den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt markiert.
Sinkende Zinsen bringen Entlastung, sind aber keine Wunderwaffe
Eine positive Entwicklung gibt es bei der Inflation. Sie nähert sich langsam dem Zielwert von 2%, damit werden weitere Zinssenkungen der Zentralbanken möglich. Eine allmähliche Lockerung der Geldpolitik könnte einigen Unternehmen eine Entlastung bringen, sie ist aber keine Wunderwaffe für angeschlagene Betriebe.
Gudrun Meierschitz:
"Niedrigere Zinssätze reduzieren zwar die Kreditkosten und verbessern den Cashflow, sie lösen aber nicht die finanziellen Herausforderungen der Unternehmen."
Foto oben: Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia
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