Stornierte Flüge sorgen derzeit weltweit für lange Wartezeiten und verärgerte Passagiere. Eine Analyse des österreichischen Kreditversicherers Acredia gemeinsam mit Allianz Trade geht davon aus, dass das Chaos an den Flughäfen anhalten könnte.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 7/12/2022
„Die Airlines versuchen die Verluste der letzten zwei Pandemie-Jahre wettzumachen“, erklärt Michael Kolb, Vorstand von Acredia, die Situation. „Der größte Fixkostenträger in Europa sind Löhne und Gehälter. Die Kosten für Treibstoff hingegen sind variabel und solange sie weiter in die Höhe gehen, ist der Anreiz gering, auch die Personalkosten zu steigern.“
Flugtickets könnten noch teurer werden
Die Lockdowns und Reisebeschränkungen der letzten zwei Jahre brachten Fluggesellschaften weltweit gehörig unter Druck. Jetzt, da die Zahl der Buchungen endlich wieder steigt, ziehen erneut dunkle Wolken auf.
Die Energiepreise befinden sich im Höhenflug. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Kosten für Treibstoff bereits um 89% gestiegen und es wird erwartet, dass sie weiter nach oben klettern. In Folge ziehen auch die Ticketpreise an. Die Analyse von Acredia geht bis Ende 2022 sogar von einer Preissteigerung von 21% im Vergleich zum Vorjahr aus. Damit erhöhen sich zwar die Einnahmen der europäischen Fluglinien um 102%, was aber wahrscheinlich nicht ausreichen wird um den Verlust der letzten beiden Jahre zu kompensieren. „Wir gehen davon aus, dass die meisten europäischen Fluglinien erst 2023 wieder die Gewinnzone erreichen werden“, so Kolb.
Wenig Anreiz, fehlendes Personal aufzustocken
25% der Einnahmen verwenden europäische Fluggesellschaften im Schnitt für Löhne und Gehälter. Im Gegensatz zu Treibstoff, für den 19% ausgeben wird, sind Personalkosten allerdings fix. In einem finanziell angespannten Umfeld besteht daher wenig Anreiz, während der Pandemie abgebautes Personal (-8% in 2021) aufzustocken. Die Folge: Flugstreichungen nehmen zu und trüben die Urlaubsfreude von Reisenden noch etwas länger.
Am Horizont: Konkurrenz durch Bahn, grüner Treibstoff und Zero-Emission Flugzeuge
Mit dem steigenden Umweltbewusstsein wächst der Konkurrenzdruck durch die Bahn, die 85% weniger CO2 ausstößt als der Flugverkehr. Europa, das über eines der längsten Schienennetze (200.161 km) der Welt verfügt, ist zudem eine Region, in der sich die meisten Bahnbetreiber in staatlichem Besitz – und damit finanziell unterstützt – befinden. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Fluggesellschaften stark in nachhaltige Lösungen wie neue energieeffiziente Flotten und einen nachhaltigeren Treibstoffverbrauch investieren. Umweltfreundliche Kraftstoffe sind jedoch etwa 2,5 Mal teurer als herkömmliches Kerosin, und die Entwicklung sogenannter emissionsfreier Flugzeuge ist nicht nur kostspielig, sondern auch langwierig.
Foto oben: Michael Kolb, Vorstand von Acredia
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