Mit dem Lebensgefühl der jungen Generation ging es in den letzten Jahren steil bergab: Beinahe jeder Zweite ist mit dem Leben unzufrieden, jeder Dritte macht sich Sorgen um die Zukunft, jeder Vierte leidet unter psychischen Problemen. Dies ermittelte die aktuelle Jugendstudie vom market Institut im Auftrag der Allianz Österreich in einer Befragung unter 14- bis 24-Jährigen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 29.06.2021
„Wir tragen als Allianz Verantwortung für Generationen. Deshalb wollen wir wissen, was junge Menschen beschäftigt – was sind ihre Ziele und Prioritäten, was ihre Ängste und Sorgen? Und die Ergebnisse der Studie zeigen uns eines ganz deutlich: Wir müssen unserer Jugend als Gesellschaft Kraft und mehr Vertrauen schenken sowie Zuversicht und Perspektiven vermitteln“, betonte Rémi Vrignaud, CEO der Allianz Österreich, anlässlich der Präsentation der Umfrageergebnisse. Denn waren bei Vergleichsstudien 2011 noch 73% und 2017 immerhin 69% der 14– bis 24-Jährigen mit ihrem Leben zufrieden, so sind dies aktuell nur noch 57% . Gar nur 17% der „Generation Reset“ geben ihrem Leben insgesamt die Bestnote Eins. Die wachsende Unzufriedenheit zieht sich quer durch alle Lebensbereiche, vom Schul- und Berufsleben über die Freizeit bis zur Partnerschaft. Besonders betroffen davon sind junge Frauen sowie Personen mit schlechterem Gesundheitszustand.
Größtes Gesundheitsproblem: psychische Erkrankungen
Psychische Erkrankungen sind das größte Gesundheitsproblem der Jugend in Österreich. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der jungen Menschen, die über psychische Probleme klagen, vervierfacht und liegt mittlerweile bei 24%. Weitere Zahlen der aktuellen Allianz Umfrage geben ebenso zu denken: 46% der 14-bis 24-Jährigen fühlen sich häufig müde und schlapp, 45% oft gestresst, 38% unter Druck von äußeren Einflüssen und 30% generell überfordert. Mehr als jede/r Vierte ist häufig einsam und unglücklich. Die schwierige Corona-Zeit verschärfte diese Situation noch weiter: Drei von vier jungen Menschen vermissten die sozialen Kontakte sehr, und mehr als die Hälfte ist davon überzeugt, dass wir auch in den kommenden Jahren noch mit der Pandemie zu kämpfen haben werden.
Top-Thema bei den Jugendlichen: Klimawandel
Als Top-Risiko der nächsten 20 Jahre gilt für die große Mehrheit der Befragten der Klimawandel. Mit zunehmendem Alter und höherer Bildung begegnen die Jugendlichen diesem Thema mit Angst (50 Prozent) und Wut (42%), wesentlich öfter als vor vier Jahren aber auch mit Tatendrang (33%). Die eigene Verantwortung für eine bessere Klimazukunft sehen sie bei „uns allen“, auch wenn die Industrie nach wie vor als Hauptverursacher des Klimaproblems eingestuft wird. Gegenüber der Jugendstudie von 2017 ist die Angst vor Pandemien und vor Verarmung gestiegen, die Furcht vor Terror, instabiler politischer Weltlage und Datenmissbrauch hingegen gesunken.
Digitale Medien
Die Nutzung digitaler Services ist ungebrochen hoch und zur absoluten Normalität im täglichen Leben geworden, wie die Allianz Studie zeigt. Beschäftigung mit Smartphone (78%), Internet surfen (70%) und Social Networks (70%) sind die Top-3 der „nichtsportlichen“ Freizeitbeschäftigungen. Vier von zehn Jugendlichen beschäftigen sich mit ihrem Smartphone mehr als drei Stunden täglich. Streaming ist der große Gewinner in der Corona-Zeit. Als Motive für den Aufenthalt in der digitalen Welt wurde in der Umfrage – auch aufgrund fehlender Alternativen in der Pandemie – Langeweile genannt, aber auch das Bedürfnis, mit Freunden in Kontakt bleiben zu können oder andere Menschen „wiederzufinden“.
Appell
„Wir müssen alles daran setzen, jungen Menschen ihr positives Lebensgefühl zurückzugeben – rasch und auf breiter Basis“, so Vrignaud. Um den „Turnaround“ zu schaffen, müsse die Politik deutlich an Tempo zulegen. Deutlich wird das beim Thema Klima und Umwelt – damit die nachhaltige Transformation gelingt, brauche es einen konsequenten Klimafahrplan: schnellere Genehmigungsverfahren für nachhaltige Projekte, wie den Ausbau erneuerbarer Energien, raschere und bessere Transparenz- und Veröffentlichungsanforderungen, die die Datenlage zu nachhaltigen Aktivitäten verbessern, langfristig stabile Regularien, um Planungssicherheit gewährleisten zu können, ebenso wie klimaverträgliche Konjunkturpakete.
Foto oben: Rémi Vrignaud, CEO der Allianz Österreich
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