Akad. Vkfm. Gunther Riedlsperger, STYRIAWEST Versicherungsmakler und Schadenservice GmbH & Co KG über das Thema Home Office und warum es langsam wieder Zeit wird die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück ins Büro zu holen. Sein Appell: Bitte hört mit dem Home Office auf!
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 29.06.2021
Falls Corona zu einer nachhaltigen Schädigung des Wohlstandes, der Entwicklung und des Wachstums der Volkswirtschaft wirklich fähig war, dann war es nicht das Virus selbst – es waren und sind die Antworten, die wir auf die Bekämpfung des Virus gefunden haben. Diese Antworten mögen in bestimmten Zeiträumen der letzten 15 Monate richtig gewesen sein. Wenn sich diese Antworten jedoch in diesem doch recht kurzen historischen Abschnitt so tief in unser Leben, in unseren Leistungswillen und in unsere Kreativität eingenistet haben, dann sieht es sehr dunkel um unsere mittel- und langfristige Zukunft aus. Der Mensch braucht meiner Überzeugung nach unterschiedlichste soziale Kontakte im Laufe eines Tages. Und unter sozialen Kontakten verstehe ich reale, inklusive Händeschütteln, gemeinsamem Lachen und das Bier unter Kollegen nach der Arbeit.
„Bitte hört mit dem Home Office auf!“
In meinen politischen Funktionen in der Steiermark erlebe ich Bürgermeister, die einen Job in der Finanzabteilung der Stadtverwaltung ausgeschrieben haben. Einer davon erst kürzlich: „Früher haben sie auf mich gewartet, wenn ich morgens mit dem Hund spazieren ging, die Oma für das Enkerl, das doch so gut sei für diesen Job“ und er wisse ja, die nächsten Wahlen kämen auch wieder. Heute – so berichtet mir derselbe Bürgermeister – hätte er keine einzige Bewerbung auf früher so attraktive Positionen im öffentlichen Dienst. Dasselbe Bild in den Unternehmen: Es findet sich trotz immer noch sehr hoher „Arbeitslosigkeit“ fast niemand, der arbeiten will und wenn, dann müsse ein Teil als „Home Office“ erledigt werden können und vor allem müsse die Work-Life-Balance geachtet werden. Vorige Woche ein wirklich sonst sehr arbeitnehmerfreundlicher Unternehmensleiter: „Ich warte schon darauf, bis mir ein Staplerfahrer sagt, er will es im Home Office machen“. Ist das vielleicht gar keine Arbeitslosigkeit? Ist es eine Arbeitsunwilligkeit, hervorgerufen durch zu hohe Transferleistungen, zu lockere Zumutbarkeitsbestimmungen und eine immense Ungerechtigkeit zwischen dem Medianeinkommensbezieher und den staatlichen Zuschüssen, welcher Art auch immer? Meine Antwort ist klar: „Ja, das ist es“. Wir erleben seit Corona dies auch in der Versicherungswirtschaft. Ich werde jetzt natürlich keine Namen von Gesellschaften nennen, auch keine von Mitarbeitern, obwohl ich nicht vorhabe, bei Betriebsratswahlen der Versicherungsangestellten zu kandidieren. Und so wie immer gibt es diese und jene, also bitte das nicht als kollektive Kritik zu verstehen. Was ich aber schon verlange, und dies namens der Versicherungsnehmer und auch namens vieler Kolleginnen und Kollegen unserer Branche:
- Bitte hört mit dem Home Office auf. Es schadet auf allen Ebenen, am meisten den Mitarbeitern selbst. Sie werden dadurch träge, faul und unkreativ. Die Erreichbarkeitsquote und Erledigungsdauer ist untragbar.
- Reduzieren wir die virtuellen „Treffen“ wieder auf ein deutlich kleineres Maß und treffen wir uns wieder zu Besprechungen und Seminaren, so wie das vor Corona war.
- Sehen wir optimistisch in die Zukunft und erkennen wir den Wert der Arbeit als zentrales Element der menschlichen Sinnerfüllung.
- Den gesamten Kommentar von Akad. Vkfm. Gunther Riedlsperger lesen Sie auch in der AssCompact Juli-Ausgabe!
Foto oben: Akad. Vkfm. Gunther Riedlsperger, STYRIAWEST Versicherungsmakler und Schadenservice GmbH & Co KG
Titelbild: ©Tierney – stock.adobe.com
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