Das Bundesgremium der Versicherungsagenten in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) führte gemeinsam mit der KMU-Forschung Austria erstmals eine österreichweite Branchenstudie durch. Die Ergebnisse der bisher größten Studie des Gremiums stellen die wesentlichen Charakteristika sowie die Entwicklung der Branche dar.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 08.09.2022
„Ein-Personen-Unternehmen (EPU) machen mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Österreich aus und sind eine tragende Säule der österreichischen Wirtschaft. Die Versicherungsagenten sind ein äußerst relevanter Teil dieser tragenden Säule. Denn von den mehr als 7.700 aktiven Versicherungsagenten in Österreich sind 74,3% EPUs und mehr als 99% haben weniger als zehn Mitarbeiter“, sagt Horst Grandits, Bundesgremialobmann der Versicherungsagenten. Mehr als zwei Drittel der Versicherungsagenten sind hauptberuflich tätig. Sie investieren durchschnittlich 43 Wochenstunden in ihre Arbeit. Fast 40% der hauptberuflichen Versicherungsprofis betreuen mehr als 750 Kunden. Die Mehrheit der Versicherungsagenten (57%) arbeitet als Einfachagentur, der Rest als Mehrfachagentur für zwei oder mehrere Versicherer.
„Großen Wert legen die Versicherungsagenten auch auf Weiterbildung. Das ist mit ein Grund, warum unsere Kunden die Beratungskompetenz sehr schätzen“, sagt Grandits. Konkret messen 96% der Versicherungsagenten der kontinuierlichen Weiterbildung hohe Bedeutung bei. 88% kennen und schätzen die diesbezüglichen Angebote der Landesgremien.
Die Studie, an der knapp 600 Versicherungsagenten teilnahmen, zeigt außerdem, dass die Branche weitgehend krisenresistent ist und wächst. So begleitete die Interessenvertretungen im Vorjahr 914 Personen in Österreich beim Schritt in die Selbstständigkeit. Die Zufriedenheitsquote mit der Rechtsstellung liegt bei 94 %, 90% sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung zum Zeitpunkt der Umfrage zufrieden.
Herausforderungen Bürokratie und Energie
Als wichtigste Herausforderungen der nächsten Jahre sehen die Versicherungsagenten laut Studie die Themen wachsende Bürokratie und Verwaltungsaufwand, Digitalisierung sowie die Energiepreissituation. „Bestehende Gesetze müssen künftig evaluiert werden, bevor neue Regulierungen kommen. Sonst ist der bürokratische Aufwand für den familiengeführten Kleinstunternehmen in der Branche nicht zu bewältigen. Die Botschaft ist in der EU angekommen. Die EU hat kürzlich bei der IDD-Revision ein paar Jahre Denkpause eingelegt“, sagt Grandits. In Hinblick auf die Energiekosten fordert die Branche eine stärkere Unterstützung von Seiten der Regierung ein: „Die steigenden Energiepreise und die Inflation bringen die Versicherungsagenten als Vielfahrer in einen zunehmenden Effizienzdruck, zumal die Provisionsentgelte hier nicht mitziehen bzw. diese Kostensteigerungen nicht an die Kunden weitergegeben werden können. Die Branche braucht daher eine Unterstützung etwa in Form des Energiekostenzuschusses. Es darf zu keinen weiteren Verteuerungen kommen“, so Bundesgremialgeschäftsführer Sinan Ibili.
Bild: © Trueffelpix – Fotolia
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