Jeden Dezember wagen die Analystenhäuser und Banken einen Blick in die Glaskugel und veröffentlichen ihre Prognosen für das kommende Jahr. Bevor sie das für 2019 tun, überprüfen wir ihre Prognosen für 2018*.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 29.11.2018
Von Mag. Markus Waghubinger, AssCompact Investment & Finanzen
Im Jahr 2018 wurden neue Rekorde für den deutschen Aktienindex erwartet und so Ende 2017 von fast allen deutschen Häusern prognostiziert. Damit haben sie grundsätzlich auch getroffen: Der Deutsche Leitindex DAX30 hat Ende Jänner 2018 mit 13.596 Punkten sein All-Time-High erreicht, die Marke von 13.600 konnte jedoch nicht ganz geknackt werden. Seitdem ist die Euphorie deutlich abgeflaut, aktuell liegt der DAX etwa 2.200 Punkte oder 16% darunter auf rund 11.380 Punkten.
Hohe Prognosegenauigkeit bei US-Aktien
Beim amerikanischen Leitindex Dow Jones Industrial Average lagen die Prognosen der Analysten zwischen 23.000 (Deka) und 28.500 (BNP Paribas), jeweils maximal zehn Prozent darunter oder darüber, die Santander mit 25.000 und die Deutsche Bank mit 26.000 sind dem Wert Ende November recht nahe gekommen. Zum Vergleichsstichtag stand der Index der 30 größten US-Aktien bei etwa 25.300 Punkten. Natürlich sind noch alle Werte bis zum Jahresabschluss möglich, immerhin liegt die Volatilität im Dow Jones aktuell bei rund 15% (ytd).
Gold unter den Erwartungen
Der Goldpreis hat zur Jahresmitte seinen 2017 begonnen Aufwärtstrend wieder nach unten verlassen und hat mit dieser Entwicklung auch die meisten Analysten überrascht. Die Mehrzahl hat einen Jahresendwert von 1300 – 1420 US-Dollar pro Unze erwartet. DZ Bank und Société Générale waren dabei deutlich näher am aktuellen Niveau, die DekaBank hat mit 1220 USD/Unze sogar eine Punktlandung zum 28.11. hingelegt. Bei einer jährlichen Volatilität von 8,5% haben jedoch noch die meisten Analystenhäuser die Chance, einen Treffer zu landen.
Anleihen: der prognostizierte Zinsanstieg blieb aus
Bei den langfristigen Anleihen in Europa rechneten die Analysten mit einem Anstieg der Renditen auf 0,5% (Commerzbank) bis 1,1% (Berenberg), tatsächlich rentiert die zehnjährige deutsche Bundesanleihe zum Vergleichszeitpunkt aber deutlich darunter bei 0,35%. Die Commerzbank ist hier am nächsten an einem Treffer, die anderen großen Häuser gingen aber von mindestens 0,76% aus und waren somit weit am Markt vorbei. Hätte man die Prognose in seiner Anleihestrategie berücksichtigt und auf fallende Anleihekurse und steigende Zinsen gesetzt, wäre man mit seiner Vermögensverwaltung nicht besonders zufrieden gewesen, hätte man sie in den ersten Monaten des Jahres berücksichtigt und danach angepasst, wäre der Tipp goldrichtig gewesen.
Absturz der Kryptowährungen
Mittlerweile verfolgen auch viele Börsen-Interessierte die Kursbewegungen der Kryptowährungen. Dafür gibt es jedoch noch keine seriösen Prognosen, ebenso wenig wie einen brauchbaren Ansatz der Fundamentalanalyse. Immer wieder geisterten Schätzungen für die Haupt-Kryptowährung Bitcoin von 1.000 US-Dollar bis 100.000 US-Dollar durch die Medien. Dabei haben heuer die Pessimisten recht behalten, aktuell steht der Kurs mit knapp über 4.000 USD fast 80% unter seinem Jahreshöchststand von 17.000. Das Allzeithoch von 20.000 USD, am Höhepunkt des Hypes 2017, ist in scheinbar unerreichbare Ferne gerückt.
Analysen eignen sich nur kurzfristig als Anlageempfehlung
Der Vergleich der Prognosen mit den tatsächlichen Werten zeigt, dass Analysten Trends als länger anhaltend, aber schwächer in ihrer Entwicklung einschätzen, als sie dann tatsächlich eintreten. Denn die Tendenzen der ersten Monate des Jahres 2018 entsprachen oft dem, was die Analysten für das Jahresende erwartet hätten, während der restliche Jahresverlauf von den wenigsten richtig eingeschätzt wurde. Analysen eignen sich also recht wenig für Anlagestrategien, die über viele Monate hinweg nicht angepasst werden, und sollten daher laufend einer Überprüfung unterzogen werden.
*Stichtag für den Abgleich der Schätzungen sind die tatsächlichen Stände vom 28. November 2018.
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