Dr. Klaus Koban wurde kürzlich zum neuen Präsidenten des Verbands Österreichischer Versicherungsmakler (VÖVM) gewählt. Im Interview spricht er über seine Ziele in seiner neuen Position sowie über die aktuellen Herausforderungen der Versicherungsmaklerbranche, wie Überregulierung, demografische Entwicklung und die Nutzung neuer Technologien.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 4/17/2024
1986 hat Dr. Klaus Koban als Universitätsassistent der Karl Franzens Universität Graz ein Gutachten für einen Versicherungsmakler zum Provisionsanspruch des Versicherungsmaklers erstellt. Im selben Jahr besuchte er ein Seminar bei dem (inzwischen verstorbenen) Ehren-Präsidenten des VÖVM, Dr. Hans Hajek, zum Thema Rechte und Pflichten des Versicherungsmaklers. Nach über 40 Jahren wurde Dr. Koban nun von der Generalversammlung zum Präsidenten gewählt. Sein Ziel ist es, die Mitgliedsunternehmen fit für die Zukunft zu machen, indem der Dialog mit der Versicherungswirtschaft verstärkt und Fach-Know-how betont wird.
Dr. Koban ist überzeugt, dass Versicherungsmakler in der österreichischen und europäischen Versicherungswirtschaft eine wichtige Stellung einnehmen. So habe der europäische Versicherungsmarkt ein kombiniertes Prämienvolumen von 1.438 Mrd. Euro. Auf dem europäischen Versicherungsmarkt seien ca. 900.000 Versicherungsvermittler aktiv, davon ca. 25% Versicherungsmakler. 31% der gebuchten Bruttoprämien stammen von den Versicherungsmaklern. „In Österreich gibt es derzeit knapp 4.000 aktive Versicherungsmaklergewerbeberechtigungen (laut der letzten Mitgliederstatistik 2023 des WKÖ) mit leicht sinkender Tendenz. Die österreichischen Gewerbe- und Industriekunden werden zu über 90% von Versicherungsmaklern beraten und betreut. Im Privatkundengeschäft werden immerhin 30% der Kunden von Versicherungsmaklern serviciert. Die Versicherungsmakler sind für den österreichischen und europäischen Vertriebsmarkt für Versicherungen unersetzlich. Für die Versicherungskunden bietet die unabhängige Beratung durch den Versicherungsmakler den besten Schutz!“, erläutert Dr. Koban.
Rückkehr zu den Kernkompetenzen
Um das Image der gesamten Versicherungsbranche zu heben, rät Dr. Koban zu einer Rückkehr zu den Kernkompetenzen der Versicherungen, insbesondere in der Absicherung von Risiken wie Sach- und Haftpflichtrisiken, biometrischen Risiken sowie neuen Herausforderungen wie D&O, Cyber und Vertrauensschäden: „Apropos Vertrauen – die gesamte Versicherungswirtschaft muss darauf achten, das Vertrauen gegenüber den Versicherungskunden zu erhalten, d.h. insbesondere im Schadenfall das Leistungsversprechen einzuhalten.“
„Unser Kernziel ist, die Regulierungen auf ein vernünftiges Niveau zu senken“
Die Maklerschaft steht vor vielfältigen Herausforderungen wie Überregulierung, demografischer Wandel, Nachfolgeproblematik sowie dem Trend zu private equity-Aktivitäten und neuen Vertriebsformen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sei es laut Dr. Koban wichtig, die Regulierung auf ein vernünftiges Niveau zu senken und den Schutz der Versicherungskunden zu gewährleisten: „Wir werden dazu als VÖVM eine aktive Vertretung unserer Interessen in Österreich und auf europäischer Ebene im BIPAR umsetzen. Kernziel bleibt dabei, die Regulierungen auf ein vernünftiges Niveau zu senken. Priorität muss dabei der Schutz der Versicherungskunden haben. Entscheidend ist zunächst die Beherrschung der neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie z.B. der IDD, POG, ESG, DSGVO usw. Dazu kommt aber auch die kritische Mitwirkung an den neuen europäischen Entwicklungen z.B. der RIS: der Thematik des Provisionsverbots, der weiteren Verschärfung der Weiterbildungsmaßnahmen, sowie der Verschärfung der Beratungs- und Informationspflichten.“
Zur Bewältigung der demografischen Entwicklung und der Nachfolgeproblematik werde im Verband ein Young Experts-Kreis etabliert, um junge Talente zu gewinnen und zu fördern. Zudem werde verstärkt darauf geachtet, den Beruf des Versicherungsmaklers als attraktiv für die Zukunft zu positionieren und Frauen dafür zu begeistern, so Dr. Koban. „Ein Wort noch zu den private equity-Aktivitäten: Diese Entwicklung nimmt in Europa richtig Fahrt auf. In Österreich sehen wir viele Anbieter, die versuchen den österreichischen Versicherungsmaklermarkt zu konsolidieren. Dieses Konsolidierungsmodell hat eine neue Dynamik in unsere Branche gebracht. Als VÖVM werden wir mit diesen Gruppen zusammenarbeiten und sie auch zu einem Dialog einladen“, informiert Dr. Koban.
Digitalisierung: Rechtssicherheit im Dreiecksverhältnis Versicherer – Makler – Kunde
Im Bereich Digitalisierung bieten neue technologische Möglichkeiten wie KI und digitale Tools bedeutende Chancen für Versicherungsmakler. Dies umfasse laut Dr. Koban unter anderem prozessorientierte Maklersoftware mit Schnittstellen zu Versicherern, Möglichkeiten zur Eigenpolizzierung und Eigeninkasso sowie KI-Tools für Deckungskonzepte, Deckungsvergleiche und Schadenabwicklung. „Auch für den Vertrieb kann eine moderne CRM-Software große Unterstützung bieten. Nicht zu vergessen sind aber auch Tools für den gesamten Bereich des Finanz- und Controllingwesens. Neben den vielfältigen Chancen müssen wir aber auch darauf achten, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht zum Nachteil der Versicherungsmakler und Versicherungskunden genutzt werden. Es gilt daher Rechtssicherheit im Zusammenhang mit der Digitalisierung im Dreiecksverhältnis Versicherer – Makler – Kunde herzustellen. Dabei sind auch allfällige Anpassungen des Maklergesetzes des VersVG bzw. VAG erforderlich.“
Die Eröffnung des neuen Artificial Intelligence Office der Europäischen Kommission unterstreiche die Bedeutung einer ethisch verantwortungsvollen Nutzung von KI in der Versicherungsbranche. „Es gibt vor allem in der Versicherungsbranche sehr viele regulatorische Bestimmungen und es ist die Priorität, einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit KI zu gewährleisten. Der Versicherungsnehmer soll entscheiden, welche Daten er freigibt und es soll vollkommene Transparenz geben“, so Dr. Koban.
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Foto oben v.l.n.r.: Dr. Klaus Koban, Präsident des Verbands Österreichischer Versicherungsmakler (VÖVM) und AssCompact Geschäftsführer Franz Waghubinger
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