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E-Autos: Österreichs BEV-Markt bricht leicht ein

E-Autos: Österreichs BEV-Markt bricht leicht ein

26. April 2024

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6 Min. Lesezeit

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Studien

Nach dem rasanten Rekord-Wachstumskurs im Jahr 2023 wird der E-Auto-Boom in Österreich vorerst etwas ausgebremst: Der Absatz von reinelektrischen Fahrzeugen (BEVs) wies im ersten Quartal 2024 nun erstmals seit Anfang 2023 wieder einen leichten Rückgang von 4% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf. Der weltweite Hochlauf der Elektromobilität hält hingegen ungebrochen an. Das zeigt der „Electric Vehicle Sales Review“ von PwC Autofacts® und Strategy&, der globalen Strategieberatung von PwC, in dem die Neuzulassungszahlen in weltweit 20 ausgewählten Märkten ausgewertet werden.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 26.04.2024

Der globale E-Auto-Markt legte demnach im ersten Quartal 2024 um 19% im Vergleich zum Vorjahresquartal zu. Damit wuchs er deutlich stärker als der Gesamtmarkt, der ein Plus von 4% verzeichnen konnte. Durch das anhaltende Wachstum erzielten sowohl reinelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) als auch Plug-in-Hybride (Plug-in Hybrid Electric Vehicle, PHEV) Rekordwerte bei der Marktdurchdringung für das erste Quartal. Laut Studie lag der globale Marktanteil von BEVs bei 12%, PHEVs kamen auf 7%. Während die Elektrotransformation zuletzt vor allem von BEVs getrieben wurde, erleben nun PHEVs und Hybride einen zweiten Frühling. Im ersten Quartal 2024 zogen sie mit globalen Wachstumssprüngen von 57% (PHEVs) und 11% (Hybride) an den reinen Stromern vorbei.

Österreichischer BEV-Markt bricht leicht ein

Trotz des weltweiten Wachstums ging der österreichische Markt für reinelektrische Fahrzeuge im ersten Quartal 2024 um 4% zurück. Dies entspricht rund 10.800 neu zugelassenen Fahrzeugen und einem Marktanteil von 17% am gesamten E-Auto-Markt. Im Vergleich zum starken Vorjahr, in dem die BEV-Absätze um 57% stiegen, zeigt sich ein deutlicher Einbruch. Auch PHEVs verzeichneten einen Rückgang von 3%, während Hybride um 18% zulegten und mit 24% den höchsten Marktanteil am E-Fahrzeugmarkt erreichten.

Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich:

"Nach einem beeindruckenden Wachstumskurs mit Rekordwerten und der Durchdringung in den Massenmarkt im Jahr 2023 beobachten wir derzeit einen leichten Rückgang bei reinelektrischen Fahrzeugen in Österreich. Durch die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und anhaltende Inflation sind Konsument:innen zurückhaltender geworden, obwohl die Förderungen für E-Autos hierzulande im Gegensatz zu anderen Ländern wie Deutschland und Frankreich verlängert wurden. Dennoch braucht es neben einem schnelleren Ausbau der Lade-Infrastruktur stärkere Anreize, um einen noch drastischeren Einbruch der Nachfrage zu verhindern."

In den fünf größten europäischen Märkten wurden im ersten Quartal 2024 mehr Verbrenner als Elektroautos verkauft. Während der BEV-Absatz in Österreich leicht zurückging, verzeichneten Frankreich und Großbritannien Zuwächse von 23% bzw. 11%. Großbritannien überholte Deutschland mit über 84.000 verkauften BEVs. Rückläufige Absätze in Deutschland, Spanien und Italien trugen dazu bei, dass insgesamt mehr Verbrenner als Elektroautos verkauft wurden. Fehlende Kaufprämien und Anreize sind Gründe für die nachlassende BEV-Nachfrage.

Johannes Schneider:

"Die europäischen Autobauer stehen weiterhin von mehreren Seiten unter Druck. Einerseits lahmt die Elektrotransformation in wichtigen Heimatmärkten, gleichzeitig greifen die chinesischen OEMs genau dort an, was sich auch durch Zölle langfristig kaum verhindern lässt. Die europäischen Hersteller können also nur mit überzeugenden Fahrzeugen kontern. Gerade die deutschen Autobauer haben dabei inzwischen verstanden, dass sie nicht nur das Luxussegment verteidigen, sondern auch im hochvolumigen Einstiegssegment punkten müssen“, so Schneider. „Damit dieser Spagat gelingen kann, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen. Nur so können Unternehmen den Technologieübergang planen und meistern."

Die Tesla-Modelle bleiben die meistverkauften batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge weltweit, wobei das Model Y im ersten Quartal 2024 rund 21.000 Einheiten in Europa, 97.000 Einheiten in den USA und 100.000 Einheiten in China verkaufte. In Europa belegten der Peugeot E-208 mit etwa 11.000 verkauften Fahrzeugen und das Tesla Model 3 mit rund 10.000 verkauften Exemplaren die Top 3 der beliebtesten BEV-Modelle.

China bleibt der wichtigste Treiber der globalen Elektromobilität, mit einem Gesamtwachstum des E-Auto-Absatzes um 31% im ersten Quartal 2024, während der Gesamtmarkt um 6% zulegte. Der Absatz von Plug-in-Hybriden stieg besonders stark um 77%. Die chinesischen Exporte von Elektroautos und Batteriekomponenten verzeichnen ein starkes Wachstum, was zu einem wachsenden Handelsdefizit in Europa führt. Zwischen 2018 und 2023 vervierfachte sich das Handelsdefizit der EU für Lithium-Ionen-Batterien von 4,7 Mrd. auf 20,0 Mrd. US-Dollar. Als Folge könnte Europa bald vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Autoteilen und Batteriezellen werden und ein Handelsdefizit von 37,1 Mrd. US-Dollar aufweisen. Langfristig könnten Maßnahmen wie Batterierecycling und eine stärkere europäische Wertschöpfungskette das Defizit jedoch reduzieren.

Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich:

"Wir beobachten, dass sich der Konkurrenzkampf in China kontinuierlich verschärft. Einerseits führt das zwangsläufig zu Konsolidierungen, andererseits beschleunigt der Wettbewerbsdruck technische Innovationen, die in der aktuellen Phase des Marktes unentbehrlich sind, um nach den First-Movern auch Kund:innen aus dem Mainstream für E-Mobilität zu begeistern. Schließlich interessieren sich diese neben Umweltaspekten vor allem für Ausstattung, Zuverlässigkeit und den Preis. Die chinesischen Hersteller haben das erkannt und drängen mit LFP-Batterien auf den europäischen Markt. Die LFP-Batterien sind den Batterietypen, mit denen die europäische Konkurrenz arbeitet, zwar bislang in Sachen Ladegeschwindigkeit oder Wetterfühligkeit unterlegen, dafür aber deutlich günstiger. Durch Innovationen schließen sie nun aber zu den teureren Batterien auf und werden dadurch vor allem für die unteren Segmente interessant. Bisherige Premiumhersteller wie BYD werden sich schon bald mit günstigen Stromern im europäischen Markt positionieren und die hiesigen Autobauer noch entschiedener herausfordern."

Foto oben v.l.n.r.: Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich, und Johannes Schneider, Partner bei Strategy& Österreich:

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