Mehr als 75 Frauen der oberösterreichischen Wirtschaftslandschaft folgten der Einladung der Oberösterreichischen Versicherung zum 3. Expertinnen-Forum. Präsentiert wurde dabei eine bei IMAS in Auftrag gegebene Studie zum Thema „Motivforschung – Drivers und Erwartungshaltungen an modernes Führungsverhalten“ der 20- bis 39-jährigen Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher. Ergebnis: Sowohl bei Frau und Herrn Oberösterreicher hält die hohe Zufriedenheit mit ihrer derzeitigen Arbeitssituation an.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 18.09.2023
Anders sieht es bei den Arbeitsmotiven aus: Männer erwarten häufiger ein gutes Gehalt, Frauen in der Tendenz häufiger ein gutes Arbeitsklima und eine gute Gemeinschaft. Weiters nannten Frauen spontan die Vereinbarkeit von Beruf und Familie dreimal so oft wie Männer. Auch die Zuordnungen „typischer“ Eigenschaften zu einer weiblichen oder männlichen Führungskraft waren in der Studie eindeutig. Weiblichen Führungskräften wurden die Eigenschaften empathisch, vertrauensvoll, sorgfältig und wertschätzend zugeordnet, männlichen Führungskräften hingegen die Eigenschaften, konstruktiv, humorvoll und lösungsorientiert.
IMAS-Meinungsforscher Paul Eiselsberg:
"Die Studie zeigt, dass sich Männer etwas häufiger eine Führungsposition vorstellen können als Frauen. Oberster Hindernisgrund ist hierbei für die Frauen weiterhin die Kinderbetreuung. Die Erwartungen an die Eigenschaften einer Führungskraft sind ähnlich – ehrlich, vertrauensvoll, kommunikativ und lösungsorientiert."
Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorstandsdirektorin der Oberösterreichischen Versicherung:
"Es sollte uns wachrütteln, wenn wir sehen, dass von beiden Geschlechtern Frauen und Männer als ähnlich gute Führungskräfte eingeschätzt werden. Die Studie zeigt klar, dass Führung keine Frage des Geschlechts ist. Gerade wenn Diversität ein wesentlicher Erfolgsfaktor für heimische Unternehmen ist, darf nicht die Vereinbarkeit von Kind und Führungsposition das oberste Hindernis für Frauen sein."
Frauenreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander:
"Frauen in Führungspositionen müssen eine Selbstverständlichkeit sein. In Oberösterreich setzen wir unter anderem auf Mentoring, um das Potential von Frauen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hervorzuheben. Bei uns darf nicht das Geschlecht über eine Führungsposition entscheiden, sondern das Talent und die Vision jeder Einzelnen. Durch Mentoring öffnen wir Türen, schaffen Netzwerke und erhöhen die Sichtbarkeit. Denn unser Land der Möglichkeiten ist ein Land der Chancengerechtigkeit. Wir sind starke Frauen in einem starken Land.."
Die Studie bestätigt zudem, dass autoritäre Führungsstile veraltet sind und sowohl Frau als auch Mann am häufigsten einen kooperativen Führungsstil zu schätzen wissen.
Für Silvia Dirnberger-Puchner, Geschäftsführerin alphaTeam und Wirtschaftsmediatorin, gibt es anhand der Hirnphysiologie nur geringe Unterschiede zwischen Mann und Frau:
"Bei Intelligenztests schneiden Frauen wie Männer gleich gut ab. Zudem sind viele Wissenschaftler davon überzeugt, dass die Gesellschaft und die Erziehung einen so großen Einfluss auf das Denken ausüben, dass die biologische Voraussetzung – ob Mann oder Frau – fast bedeutungslos seien. Der größte Unterschied liegt vor allem in der Selbsteinschätzung."
Auch Schwester Angelika Garstenauer, Generaloberin der Franziskanerinnen Vöcklabruck, hat den Eindruck, dass sich erfolgreiche Führung, erheblich verändert hat:
"Lange und oft wurde Führung mit Autorität, Kontrolle, Hierarchie und Strenge ausgedrückt und gelebt. Je strenger, desto besser! Heute wird ‚Gott sei Dank‘ aber großer Wert auf eine erfolgreiche Führung durch Empathie, Teamarbeit, Flexibilität, gute Zusammenarbeit, strukturierte Arbeitsweise, Konflikt- und Risikobereitschaft, Einfühlsamkeit und vor allem durch die Fähigkeit zur Anpassung an die sich so schnell ändernden Umständen gelegt.“"
Für Susanne Dickstein, Chefredakteurin der OÖ Nachrichten, ist der Führungsstil eine Frage der Persönlichkeit:
"Vieles kann man lernen, indem man sich selbst in regelmäßigen Abständen kritisch hinterfragt. Das ist eine weibliche Stärke, wobei Frauen dazu tendieren, sich selbst zu stark in Frage zu stellen. Ich sehe Fortschritte, weil sich Frauen Führungsaufgaben schon viel eher zutrauen als noch vor wenigen Jahren. Ein weibliches Role Model ist wichtig: Es gibt anderen Frauen das Gefühl, wenn sie es kann, traue ich es mir auch zu."
Iris Schmidt, Landesgeschäftsführerin AMS Oberösterreich:
"Die Ermutigung, um die nächsten Schritte auch tatsächlich zu gehen, ist ein sehr wichtiger Aspekt. Hier brauchen Frauen oft mehr Unterstützung, wohl auch aufgrund äußerer Rahmenbedingungen. Mentoren und Mentorinnen zu haben ist auf dem Karriereweg unumgänglich – wie ausgeprägt und intensiv hängt wohl von der eigenen Persönlichkeit und der angestrebten Position ab."
In einem Punkt sind sich aber alle einig, Role Models, Vorbilder oder Mentorinnen waren es, die allen in deren Vergangenheit geholfen und sie weitergebracht haben. Die einstimmige Empfehlung für jede junge Frau lautet, die Unterstützung anzunehmen, wenn sie sich ihnen auftut.
Foto oben v.l.n.r.: OÖ Nachrichten-Chefredakteurin Susanne Dickstein, Frauenreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander, alphaTeam-Geschäftsführerin und Wirtschaftsmediatorin Silvia Dirnberger-Puchner, Oberösterreichischen Versicherung-Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber-Leitner, AMS Oberösterreich-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt, Franziskanerinnen Vöcklabruck-Generaloberin Schwester Angelika Garstenauer und IMAS-Meinungsforscher Paul Eiselsberg.
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