Die Halbzeitbilanz der globalen Aktienmärkte kann sich sehen lassen. Nach der schnellen Erholung vom Corona-Crash im Jahr 2020 verzeichneten die Börsen auch in der ersten Jahreshälfte 2021 auf breiter Front Kursgewinne. Aufgrund des starken Wachstums der Aktienmärkte seit dem Corona-Tief, ist aber laut Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation in der FERI Gruppe, jetzt mit langsameren Zuwächsen zu rechnen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 21.07.2021
Die fulminante Aufholjagd hat jedoch Kraft gekostet und es ist nicht unbedingt zu erwarten, dass sich die Märkte in den kommenden Monaten mit der gleichen Dynamik weiterentwickeln. Empirisch betrachtet ist die Rendite in der zweiten Jahreshälfte nach einem sehr guten ersten Halbjahr ohnehin stets geringer. Da die Aktienmärkte seit dem Corona-Tief sehr stark gestiegen sind – der MSCI World in Euro über 75% – ist deshalb jetzt mit langsameren Zuwächsen zu rechnen. Die Gefahr nachhaltiger Korrekturen oder gar eines Bärenmarktes ist dagegen gering. Diese Einschätzung wird durch die Analyse der Fundamentaldaten gestützt: Sowohl die globale Konjunktur als auch die Unternehmensgewinne sind trotz nachlassender Dynamik weit entfernt von rezessiven Tendenzen.
Märkte widerstehen Corona-Ängsten
Mit dem Ende der Corona-Restriktionen in vielen Ländern ist das Thema an den Märkten nicht mehr so dominant wie in den vergangenen Monaten. Dennoch bleibt eine gewisse Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Viruspandemie, vor allem wegen der Verbreitung der hochansteckenden Delta-Variante. Die Aktienmärkte reagierten dementsprechend uneinheitlich. Während konjunktursensitive Werte nachgaben, konnten Titel, die zu den sogenannten Pandemie-Gewinnern gehören, zulegen. Gefragt waren besonders die großen Technologiewerte. Der Kursanstieg in diesem Sektor wurde durch die fallenden Langfristzinsen zusätzlich beflügelt. Da die Technologiewerte mit ihrer hohen Kapitalisierung den Markt dominieren, haben sich die Börsen insgesamt freundlich entwickelt. Davon profitieren konnten in den vergangenen Wochen Anleger, die sich an der Benchmark orientieren. Investoren, die in zyklischen Segmenten übergewichtet waren, hatten dagegen das Nachsehen. An den Anleihemärkten wurden die Kurse von den gesunkenen Langfristzinsen überproportional angetrieben.
Zyklische Aktien nicht vorschnell abschreiben
Trotz der relativen Schwäche zyklischer Aktien bestehen berechtigte Hoffnungen auf eine Trendwende für dieses Segment im Jahresverlauf. Zum einen ist die Durchimpfungsquote der Bevölkerung – vor allem in den Industriestaaten – deutlich höher als vor der Corona-Welle im Herbst 2020. Zum anderen könnte die globale Konjunktur noch für positive Überraschungen sorgen. So zeichnet sich ab, dass China die geldpolitischen Zügel in der zweiten Jahreshälfte wieder lockern könnte. Für die Weltwirtschaft wäre das ein positives Signal. Zudem erholt sich der US-Arbeitsmarkt in großen Schritten, was auf einen deutlichen Zuwachs an neuen Jobs im Spätsommer hoffen lässt. In diesem Fall würde das neue Impulse für den konjunktursensitiven Bereich des Aktienmarktes mit sich bringen. Professionelle Anleger sollten vor diesem Hintergrund den zyklischen Aktienanteil in ihren Portfolios schwächer gewichten und auf bessere Zeitpunkte für den Einstieg warten.
Bild: ©Julian Weber – Fotolia
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