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Financial Planners: Vier Geld-Vorsätze für 2022

Financial Planners: Vier Geld-Vorsätze für 2022

14. Januar 2022

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7 Min. Lesezeit

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News-Finanzen

Zum Jahreswechsel stellten sich auch Koryphäen aus den Bereichen Volks- und Finanzwirtschaft die Frage, wohin die ökonomische Reise in den kommenden Monaten geht. Der Österreichische Verband Financial Planners gibt Konsumenten vier Geld-Neujahrsvorsätze an die Hand, um sich gut und sicher auf dem glatten Finanzparkett 2022 zu bewegen.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 14.01.2022

1. Den Tatsachen ins Auge blicken

Der österreichischen Nationalbank zufolge markierte das Geldvermögen der Privathaushalte im Juni 2021 einen historischen Höchststand von 799 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von rund 8% seit Beginn der Pandemie (Ende 2019). Dabei ist das Umfeld für Sparer noch ungünstiger als in den vergangenen Jahren: Während die Zinsen weiter gegen null tendieren, geht es mit der geldentwertenden Inflation seit dem Frühjahr kräftig hinauf. Die Inflation ist im September vergangenen Jahres sogar im gesamten Euroraum auf ein Zehn-Jahres-Hoch gestiegen. Trotzdem halten Österreicher dem geliebten Sparbuch die Treue. „Konsumenten beschäftigen sich zu wenig kritisch mit der Frage, wie viel Geld sie für Notfälle tatsächlich brauchen, und sind dafür bereit, reale Verluste in Kauf zu nehmen. Eines der landläufigsten Vorurteile ist, dass Aktien kurzfristigen Spekulationen dienen und sich nur für Profis eignen“, sagt Petra Witzmann, Vorstandsmitglied des Verbandes Financial Planners. Sie empfiehlt, einen Teil des Vermögens breit gestreut und gemäß der jeweiligen Risikoneigung in entsprechende Investmentfonds, börsennotierte Indexfonds (ETFs) oder auch in Einzeltitel aus dem Aktien- und Anleihen-Bereich zu investieren. Als Faustregel gilt dabei, dass es ausreichend ist, drei bis sechs Monatsgehälter als „Notgroschen“ auf dem Sparbuch zu halten. Alles, was darüber hinausgeht und nicht gezielt für größere Investitionen in naher Zukunft benötigt wird, sollte angelegt werden.

2. Nicht alle Eier in einen Korb legen

Mit dem bildlichen Vergleich „Lege nicht alle Eier in einen Korb“ spricht sich Wirtschaftsnobelpreisträger Harry M. Markowitz für Vielfalt in der Kapitalanlage aus, also für eine breite Verteilung des Vermögens auf mehrere Anlageklassen. Im Fachjargon nennt sich diese Strategie Diversifikation und dient dazu, das Risiko zu reduzieren, indem Einbrüche in einzelnen Assetklassen gedämpft oder sogar ausgeglichen werden. Witzmann zufolge sei es, unabhängig von der Anlageklasse, wichtig, nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen. Der Jahresanfang sollte der Expertin zufolge genutzt werden, um die eigene Anlagestrategie auf Herz und Nieren zu prüfen und eventuell Umschichtungen vorzunehmen. So ist etwa kürzlich beschlossen worden, dass ab 1. Jänner 2027 bei allen Immobilienfonds in Österreich eine einjährige Kündigungsfrist in Kraft tritt. „Anlagen in Immobilienfonds sind bei sicherheitsbewussten Anlegern in Österreich sehr beliebt. Durch diese neue Regelung wird es nicht mehr möglich sein, kurzfristig Geld aus diesen Fonds zu entnehmen. Diese Richtlinie dient letzten Endes dem Verbraucherschutz. Eine weitere Aufstockung dieser Assetklasse kann durch die gesetzliche Änderung weniger Flexibilität bedeuten, darum sollten Anleger rechtzeitig darauf achten, welche Gewichtung sie bereits in Immobilienfonds haben. Für Neuveranlagungen und automatische Wertpapier-Sparformen ist es wichtig, rechtzeitig qualifizierte Beratung in Anspruch zu nehmen“, rät Witzmann. Vor dem Hintergrund steigender Zinsen in diesem Jahr hat die Finanzplanerin auch einen Expertentipp für Kredite parat: „Bei bestehenden Krediten oder bei der Neuaufnahme von Krediten ist es jetzt ein guter Zeitpunkt, um sich an die jeweilige Bank zu wenden und sich langfristig einen Fixzinssatz zu sichern. Dieser kann auch bei bestehenden Finanzierungen jederzeit neu vereinbart werden. Bei steigenden Zinsen, beispielsweise durch Reduzierung der expansiven Geldpolitik der Notenbanken, werden Kredite teurer.“

3. Für den Fall des Falles vorsorgen

Seit Beginn der Pandemie hat nicht nur das Bewusstsein rund um die eigene Verwundbarkeit zugenommen, sondern, dem Verband zufolge, auch die Nachfrage nach Nachlassregelungen. „Mit dem Ableben tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft, diese entspricht aber oft nicht dem tatsächlichen Willen des Verstorbenen. Durch das Erstellen eines klar formulierten Testaments kann entgegengewirkt werden. Das ist vor allem für alleinstehende Menschen, Patchwork-Familienmitglieder und Menschen, die in eingetragenen oder nicht eingetragenen Partnerschaften mit oder ohne Kinder leben, wichtig“, ist Witzmann überzeugt. Ein Testament lässt sich jederzeit ändern. Nachfolgeplanung streift viele Anlagebereiche, wie Immobilien, Kapitalvermögen und Firmenbeteiligungen – so sind Finanzberater gefragt, gemeinsam mit Rechtsanwälten, Steuerberatern und Notaren die optimale Lösung für den Kunden zu finden. Witzmann verweist auf die Möglichkeit, das Testament in das zentrale Testamentsregister eintragen zu lassen. Dadurch ist gewährleistet, dass es zu keinen Missverständnissen kommen kann oder dass ein Testament vielleicht nicht gefunden wird.

4. Gegen den Strom schwimmen

Sich selbst einen Grundstock an Finanzwissen und Veranlagungskompetenz anzueignen, ist dem Verband zufolge das beste Mittel gegen unangenehme Überraschungen in Geld-Fragen. Die Alternative ist, in kompetente Beratung zu investieren. Zertifizierungen können die Auswahl erleichtern. Durch qualifizierte Beratung lasse sich auch das berüchtigte „Herdenphänomen“ vermeiden. „Wenn es in einer Branche gut läuft, wird viel darüber gesprochen und geschrieben. Dann folgen Anleger der Herde. Sobald es aber an der Zeit ist, Gewinne zu sichern oder es sogar wieder schlecht läuft, läutet niemand mit der Glocke, dass man jetzt aussteigen sollte“, mahnt die Finanzplanerin. Statt auf kurzweilige Trends zu setzen, sollten Anleger daher mit ihrem Berater einen eigenen Plan für die Geldanlage entwickeln und diesen auch einhalten. Dazu gehört auch der Mut, Verluste in Kauf zu nehmen – wenn etwa ein Wertpapier keinen guten Ausblick bietet, sollte man auch das Selbstbewusstsein aufbringen, um auszusteigen und mit einem Minus abzuschließen. Witzmann nennt ein Beispiel: „Staatsanleihen haben sich für lange Zeit bewiesen, aber haben effektiv in den letzten fünf Jahren ein Minus von 0,5 Prozent pro Jahr generiert – dazu kommen Managementgebühren und Depotkosten der Bank sowie die Inflation. Es ist zu erwarten, dass 2022 das Jahr der Zinswende am langen Ende wird und die Zinsen am Kapitalmarkt wieder steigen. Somit fallen die Kurse von Anleihen. Es ist also höchste Zeit, langfristige Anleihen-Bestände zu verkaufen.“

Foto oben: Petra Witzmann, Vorstandsmitglied des Verbandes Financial Planners

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