Die stillen Reserven der Kapitalanlagen (ohne fonds- und indexgebundene Lebensversicherung), sind von Anfang 2022 bis Mitte 2023 auf 12,04 Mrd. Euro gesunken, womit sich die Reservequote auf 12,8% in etwa halbiert hat. Andererseits verfügen die österreichischen Versicherungsunternehmen über eine gute Kapitalausstattung. Die durchschnittliche Solvabilitätsquote hat sich von 2020 bis 2022 auf 271% verbessert, Mitte des heurigen Jahres lag die Median-Solvenzquote bei 257%. Die österreichische Versicherungswirtschaft verfügt damit über zweieinhalb Mal so viele Eigenmittel wie regulatorisch erforderlich sind.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 30.11.2023
Die heimische Versicherungswirtschaft ist damit stabil und krisenresistent aufgestellt, was angesichts der fragilen geopolitischen Lage und düsteren Konjunkturaussichten von besonderer Bedeutung ist. Dies geht aus dem von der FMA veröffentlichten „Bericht zur Lage der österreichischen Versicherungswirtschaft 2023“ hervor.
Bemerkenswerte Trends in der Anlagestrategie
Zum 30.06.2023 verwaltete die österreichische Versicherungswirtschaft ein Vermögen von 123,4 Mrd. Euro. Davon waren 23,7% in Beteiligungen veranlagt, 18,0% in Unternehmensanleihen, 16,7% in Investmentfonds, 15,1% in Staatsanleihen, 8,5% in Immobilien, 4,3% in Hypotheken und Darlehen, 1,8% in Barmittel und Einlagen, 1,2% in Aktien und 0,8% in strukturierte Schuldtitel.
Der Rückgang des Anteils der Anleihen um rund zehn Prozentpunkte geht dabei fast ausschließlich auf durch den Zinsanstieg bedingte Wertverluste im bestehenden Portefeuille zurück. Im europäischen Vergleich halten die österreichischen Versicherer traditionell weniger Staatsanleihen dafür mehr Beteiligungen, Immobilien und Investmentfonds. Die Verflechtungen mit dem Bankensektor in der Veranlagung sind weiterhin rückläufig und liegen mit einem Anteil von 15% an allen Vermögenswerten nur mehr geringfügig über dem Europadurchschnitt (14%). Der „Home Bias“, also der Anteil der österreichischen Staats- und Unternehmensanleihen am jeweiligen Gesamtvolumen, liegt bei 20% und zählt damit zu den niedrigsten in Europa.
Das Liquiditätsrisiko spielt bei Versicherungsunternehmen aufgrund des spezifischen Geschäftsmodells im Vergleich zu Banken eine untergeordnete Rolle. Die österreichischen Versicherer liegen bei der Liquidität der Veranlagung, gemessen an der Liquid-Asset-Ratio, mit einem Median von 46% unter dem europäischen Durchschnitt. Mit einem Immobilien-Anteil von 9,5 % an allen Vermögenswerten nehmen die österreichischen Versicherer den Spitzenwert in der EU ein; hinzu kommen 2%-Punkte Investitionen in Infrastruktur.
Klimarisiken
Die Versicherungswirtschaft ist von den Folgen des Klimawandels doppelt betroffen. Einerseits nehmen Umweltkatastrophen stark zu, womit auch klimabedingte Versicherungsschäden signifikant ansteigen. Andererseits sind die Versicherer im Kampf gegen den Klimawandel als institutionelle Investoren wichtige Player bei der Umsetzung von ESG-Strategien (Environment, Social, Governance). Überdies sind in klimarelevanten Sektoren veranlagte Vermögenswerte zunehmend Transitionsrisiken, die mit einem Umstieg auf ein klimaneutrales Wirtschaftsmodell einhergehen, ausgesetzt.
Der klimarelevante Anteil an den Vermögenswerten der Versicherungsunternehmen macht in etwa ein Fünftel des Gesamtportfolios (rund 21%) aus, resultiert aber überwiegend aus immobilienbezogenen Investitionen. Ein von der FMA durchgeführter Klima-Stresstest bei den Anlageportfolien hat aufgezeigt, dass ein starker Anstieg des CO-2-Preises massive Auswirkungen hat. Das Szenario zeigt bedrohliche Wertverluste auf: bei den Staatsanleihen -11,8%, den Unternehmensanleihen -11,5%, den Aktien -14,1%. In Summe würde das verwaltete Vermögen -8,6 % an Wert verlieren.
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