Im Umfeld wirtschaftlicher Abkühlung bleiben die Schwellenmärkte das am schnellsten wachsende Segment. Für 2020 sieht William Ledward von Franklin Templeton gute Risiko-Rendite-Chancen bei Anleihen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 18.12.2019
Die Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das weltweite Wirtschaftswachstum im Jahr 2020 lag Ende 2018 noch bei 3,7 % und wurde Ende 2019 auf 3,4 % nach unten korrigiert. Allerdings entfällt der größte Teil der Verlangsamung auf die Industrieländer. Somit vereinen die Schwellenländer einen immer größeren Anteil der Weltwirtschaft auf sich.
Vielfältige Risiko-Rendite-Profile
„Mit Stand von Ende 2019 bot Afrika mit die höchsten Renditen bei Staatsanleihen und die größten Renditespreads“, so William Ledward, Portfoliomanager für die Franklin Templeton Fixed Income Group. „Einige der wertvollsten Anleihen stammen aus asiatischen Schwellenländern, aber die Renditespreads gegenüber Industrieländern sind klein.“ Die Aufnahme von China in die wichtigsten Indizes für Lokalwährungsanleihen – „ein wichtiges Ereignis“ – werde im Februar 2020 beginnen, wobei die Beteiligung der internationalen Anleger laut Ledward anfangs schwach sein dürfte.
In Lateinamerika dürften die Schlagzeilen Anfang 2020 von der argentinischen Umschuldung beherrscht werden. Die Krise in Venezuela werde sich wahrscheinlich fortsetzen, solange Präsident Nicolás Maduro an der Macht bleibt. „Brasilien fährt derweil mit einer verwässerten Version der Rentenreform des Präsidenten Jair Bolsonaro fort, die ausreicht, um eine unmittelbare Krise zu verhindern, aber laut unserer Analyse nicht geeignet ist, den brasilianischen Staatshaushalt langfristig auf eine stabile Grundlage zu stellen“, so Ledward.
Industrieländer könnten für Unsicherheit sorgen
Möglicherweise seien die Industrieländer in 2020 der größte Unsicherheitsfaktor. „Im Jahr 2020 könnten Ereignisse in Industrieländern für eine mögliche Volatilität der Schwellenländer entscheidend sein“, vermutet Ledward. Bei den US-Staatsanleihen seien vor den Präsidentschaftswahlen Turbulenzen zu erwarten. Zumindest zwei Themen werden Anleger genau verfolgen müssen: Die Handelsgespräche zwischen den USA und China und die Präsidentschaftswahlen in den USA. „Außerdem könnte in Europa die Abkühlung bei traditionellen Wachstumsmotoren wie dem deutschen verarbeitenden Gewerbe einen Dominoeffekt auf die europäischen Schwellenländer entfalten.“
In den meisten Schwellenmärkten sei nach Ledwards Ansicht klarer, wohin die Reise geht. „Daher werden wir uns 2020 darauf konzentrieren, die von uns verwalteten Portfolios von der Volatilität der Schwellenmärkte abzuschirmen, während wir die höheren Renditen und vielfältigen Chancen der Schwellenmärkte nutzen.“
Bild: ©Natalia - stock.adobe.com
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