zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

Helvetia-Vorstand Andreas Bayerle: „Am Kapitalmarkt führt kein Weg mehr vorbei“

(Bild: v.l.n.r.: Mag. Andreas Bayerle, Vorstand für Finanzen & Leben der Helvetia Versicherungen AG., im Gespräch mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger | © AssCompact)

Helvetia-Vorstand Andreas Bayerle: „Am Kapitalmarkt führt kein Weg mehr vorbei“

28. Oktober 2022

|

6 Min. Lesezeit

|

Im Blickpunkt

Mag. Andreas Bayerle ist seit 1. Oktober 2016 Vorstand für Finanzen & Leben der Helvetia Versicherungen AG. Im Interview spricht er über die Vorteile der Fondsgebundenen Lebensversicherung, warum diese auch in volatilen Zeiten dem Kunden angeboten werden sollte und eine Beratung dazu unerlässlich ist.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 28.10.2022

Helvetia habe sich laut Andreas Bayerle seit 2016 sowohl im Wachstum als auch bei den Marktanteilen sehr gut entwickelt: „Wir sind in der Lebensversicherung und auch in der Nicht-Leben sehr gut positioniert und mittlerweile am österreichischen Markt die Nummer 7. Trotz all der Widrigkeiten, die auch hier immer wieder vorgekommen sind, ist es also wirklich sehr gut gelaufen. Man neigt dazu, die aktuelle Krise als besonders groß oder schwerwiegend zu sehen, aber jeder, der sich mit Aktienmärkten etc. beschäftigt, weiß, in Wahrheit handelt es sich um eine Abfolge von Krisen, die natürlich auch immer wieder herausfordernd für die Kapitalmärkte sind: 2000 hatten wir 9/11, 2008 die große Weltfinanzkrise, dann die Eurokrise, weiter ging es mit der Pandemie, jetzt der Russland-Ukraine-Krieg.“

Die Helvetia hat laut VVO-Statistik in der Sparte Leben von 2020 auf 2021 deutlich Marktanteile dazugewonnen. Auch 2022 konnte Helvetia diesen Aufwärtstrend fortführen, so Bayerle: „Österreich ist nach wie vor das Land der Sparbuch-Sparer, die relativ viel Geld sehr unproduktiv geparkt haben. Dennoch haben wir den Eindruck, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung aufgrund der dauernden Schlagzeilen zur hohen Inflation mittlerweile versteht, dass über längere Fristen für Kapital-Erhalt, Pensionsvorsorge, aber auch zum Ansparen für größere Anschaffungen letztendlich kein Weg am Kapitalmarkt vorbeiführt. Daher sieht auch 2022 bis dato sehr positiv aus.“

„Wir sind auf die Fondsgebundene Lebensversicherung spezialisiert - das wird sich sicherlich nicht ändern!“

Die Sparte Leben ist im Umbruch. Die klassische Lebensversicherung hat seit Jahren einen schweren Stand, die Fondsgebundene boomt. Bereits bei seinem Einstieg in den Vorstand 2016 hat Andreas Bayerle klar auf die Fondsgebundene gesetzt: „Wir sind auf die Fondsgebundene Lebensversicherung spezialisiert. Das wird sich sicherlich nicht ändern. Es gibt zwar einen Zinsanstieg, aber historisch gesehen ist der derzeitige Zinsanstieg immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Die Klassische Leben ist für unser Haus also keine Option. Bei der Fondsgebundenen hängt vieles von den Asset-Klassen ab. Bei längerfristigen Veranlagungen – und darum geht es schließlich bei der Lebensversicherung – relativiert sich das Risiko, das es bei kurzfristigen Investitionen gibt. Dazu gibt es mehrere Studien.“

„Über einen längerfristigen Zeitraum relativiert sich das Risiko“

Vermittlern rät der Helvetia Finanzvorstand, die Fondsgebundenen auch in volatilen Zeiten zu verkaufen: „Jeder Makler muss für sich selbst entscheiden, was für ihn passt. Österreich ist kein kapitalmarktaffines Land. Aus Endkundensicht ist im Moment die große Herausforderung die Inflation, die vermutlich auch noch länger auf hohem Niveau bleiben wird. Wenn jemand gleichzeitig für seine Pensionsvorsorge und für seinen Immobilienkauf ansparen will, dann führt kein Weg am Kapitalmarkt vorbei. Kurzfristig gesehen haben Märkte Schwankungen. Doch über einen langfristigen Investitionshorizont gesehen, vor allem auch über laufende Prämienzahlungen, relativiert sich das Risiko. Dennoch muss diese Art der Investition für jeden Kunden passen. Von daher ist die Fondsgebundene ein Produkt, das Beratung benötigt und das auf einem Vertrauensverhältnis beruht.“

Dabei sieht Bayerle die Fondsgebundene vor allem als Zusatzpension zur staatlichen Pension als gute Vorsorgemöglichkeit: „Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt und hat ein sehr gutes Sozialsystem, dennoch ist immer mehr Leuten klar, dass sich die berühmte „Pensionslücke“ für breite Teile der Bevölkerung auftut. Weiters ist das Thema besonders für Häuslbauer und Immobilien-Erwerber interessant. Das ist mittlerweile deutlich erschwert worden – einerseits aufgrund der Zins-Situation, andererseits aufgrund der neuen Regularien, in denen auch Eigenkapital-Anteile verbindlich vorgeschrieben sind. Und diese Eigenkapital-Anteile müssen irgendwo herkommen bzw. angespart werden."

„Fondsgebundene Lebensversicherung ist ein komplexes Produkt, das erklärt und verstanden werden muss“

Die Digitalisierung in der Versicherungsbranche hält Bayerle grundsätzlich für eine Chance, um Prozesse effizienter zu gestalten: „Aber bei einer Fondsgebundenen Lebensversicherung halte ich das nach wie vor aufgrund der regulatorischen Vorgaben für unrealistisch. Die Fondsgebundene Lebensversicherung ist ein komplexes Produkt, das erklärt und verstanden werden muss. Hier ist es notwendig, dass der Makler den Background des Kunden kennt, so dass man auch wirklich das richtige Produkt für ihn wählen kann. Menschen haben an sich kein Vertrauen zu Algorithmen, sondern es geht um die persönliche Beziehung. Der Kunde will wissen, wer sein Gegenüber ist und wen er anrufen kann, wenn er Fragen hat. Er will bei so etwas nicht anonym in irgendeinem Callcenter landen.“

Laufende Provision vs. Abschlussprovision

Ob ein Produkt für den Kunden kostentechnisch besser mit laufender Provision oder mit Abschlussprovision ist, hängt laut Bayerle vom Veranlagungs-Horizont ab: „Bei langen Laufzeiten ist die laufende Provisionierung höher, da man bei der Abschluss-Provisionierung eine Maximierung hat. Das ist also individuell gesteuert. Helvetia bietet beide Möglichkeiten an. Unsere Aufgabe ist es, ein breites Portfolio zur Verfügung zu stellen, wo sich der Makler basierend auf den Kundenwünschen das Richtige aussuchen kann. Wir haben auch bei den Anlageklassen ein sehr breites Spektrum, bei dem man eine entsprechende Auswahl hat. Wir machen da keine Vorgaben.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact November-Ausgabe!

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)