Österreichs Kleinunternehmen fühlen sich laut einer Allianz-Umfrage von Cyber-Risiken kaum bedroht. Eine entsprechende Versicherung besitzen nur 5%. Auch das Thema Datenschutz wird unterschätzt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 08.11.2017
Die 450.000 Ein-Personen- und Kleinunternehmen bieten zahlreiche potenzielle Angriffsflächen für Cyber-Kriminelle. Dennoch fühlen sich 60% von Cyber-Risiken kaum bedroht. Rund ein Viertel hat sich darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Das zeigt eine österreichweite Umfrage der Allianz unter 400 Betrieben mit bis zu vier Mitarbeitern. Laut Bundeskriminalamt ist aber allein im vergangenen Jahr die Zahl der gemeldeten Cybercrime-Vergehen um knapp 31% gestiegen. „Hinzu kommt noch eine erhebliche Dunkelziffer“, weiß Mag. Xaver Wölfl, Chief Digital Officer der Allianz Gruppe in Österreich.
Vorsichtsmaßnahmen ausbaufähig
Einige Vorsichtsmaßnahmen sind in den befragten Kleinunternehmen bereits Usus: die Vorsicht beim Öffnen verdächtiger E-Mails (95%), Computer-Updates (92%), Spamfilter (89%) und Firewalls (85%). Tägliche Datensicherung steht bei 56% der Betriebe auf dem Programm. Knapp ein Drittel gibt kein Geld für Virenschutzprogramme aus. Zwei Drittel verzichten auf häufige Änderung der Passwörter, nur 63% kombinieren diese aus Buchstaben und Ziffern, wie von Experten empfohlen.
Dienstleistungsbranche mit größtem Risikobewusstsein
Ein-Personen-Unternehmen fühlen sich generell von Cyber-Risiken noch weniger betroffen als Firmen mit einem bis vier Mitarbeitern. Während in den Branchen Tourismus und Gastronomie nur 30% Cyberkriminalität für ein hohes Risiko halten, sind es im Gewerbe und Handwerk 37%, im Dienstleistungsbereich sogar 55%.
Eine Cyber-Versicherung haben lediglich 5% der Befragten abgeschlossen. „Sorglosigkeit im Umgang mit dem Thema IT-Sicherheit kann künftig mehr denn je zur existentiellen Bedrohung werden“, sagt Wölfl. Gründe dafür seien neben der steigenden Professionalität von Cyber-Kriminellen auch die strengeren Datenschutz-Auflagen.
60% kennen neue Datenschutz-Verordnung nicht
„In Sicherheit wiegen sich Österreichs Kleinunternehmen auch in Sachen Datenschutz – ein gefährlicher Irrglaube“, warnt Wölfl. So nehmen 68% der Befragten an, dass in ihrem Betrieb Daten vor dem Zugriff durch Dritte sicher sind. Angst habe man allenfalls vor Datenverlusten und den Kosten für deren Wiederherstellung.
Nur jeder Zehnte befürchtet, wegen eines Datenschutzverstoßes bestraft zu werden. Von der kommenden Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die zusätzliche Verpflichtungen bringt und Strafen bis zu 20 Mio. Euro vorsieht, haben 59% noch überhaupt nichts gehört. Viele meinen laut Umfrage auch, dass sie das nichts anginge. Von der Verordnung sind jedoch ausnahmslos alle Firmen betroffen, die in irgendeiner Weise personenbezogene Daten erfassen oder verarbeiten – vom Geburtsdatum bis zur Adresse, vom Autokennzeichen bis zur Kontonummer.
17% bereits betroffen
Rund 80.000 Betriebe, das sind 17% der Kleinunternehmen, wurden bereits Opfer eines Cyber-Angriffes, 6% sogar von mehreren Attacken. In zwei Drittel der Fälle ging es um E-Mails mit „verseuchten“ Anhängen (65%), bei rund einem Viertel um Hacking. 26% der betroffenen Unternehmen erhielten eine Zahlungsaufforderung, um ihre verschlüsselten Daten wieder freizuschalten. Wer eine Cyber-Attacke selbst erlebt hat, ändert in der Regel seine Einstellung deutlich: Von den betroffenen Firmen beurteilen 75% Cyber-Schutz als wichtige Herausforderung.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren