Versicherer investieren derzeit kräftig in die Digitalisierung. Die erhofften Erfolge bleiben dabei aber noch aus. Laut einer aktuellen Studie scheitern sechs von sieben Digitalisierungsinitiativen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 06.11.2017
93% der Versicherer in der DACH-Region investieren in die Digitalisierung. Den stärksten Wachstumstreiber sehen die befragten Gesellschaften (56%) in einer verbesserten Digital Customer Journey. Jeweils 48% versprechen sich dadurch eine Neu- oder Umgestaltung der Geschäftsprozesse sowie digitale Verkaufsprozesse. Die Erfolgsbilanz ist aber ernüchternd, wie eine branchenübergreifende Studie der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners zeigt.
Investitionen nicht zielführend
Nur 15% der Versicherer in der DACH-Region geben an, dass die eingeleiteten Maßnahmen bereits einen messbaren Einfluss auf den Umsatz haben. 78% der befragten Unternehmen konnten bislang aber noch keinen Effekt feststellen. „Es wird viel investiert, allerdings noch nicht zielführend. Besser geplante und umgesetzte Digitalisierungsinitiativen sind dringend notwendig, um das Potenzial auszuschöpfen“, sagt Dr. Dirk Schmidt-Gallas, Senior Partner und Global Head of Insurance bei Simon-Kucher.
Zwar geben 87% der befragten Versicherungshäuser an, einen Digitalisierungs-Fahrplan zu haben, doch die Erfolge bleiben aus. Nach wie vor herrsche große Unsicherheit darüber, welche Maßnahmen wirklich notwendig seien, so Schmidt-Gallas. Hinzu komme, „dass die aktuellen Initiativen schlecht durchdacht sind und oft nicht gut umgesetzt werden.“
Preisdruck steigt
Mit der Digitalisierung ist oft eine Veränderung des Geschäftsmodells verbunden: Kundenorientierung statt Produktorientierung, ein stärkerer Fokus auf den Verkauf von Lösungen, Reduktion der time-to-market. „Es ist daher essentiell, auch das Umsatzmodell entsprechend anzupassen“, sagt Frank Gehrig, Director bei Simon-Kucher. Das stellt die Versicherungshäuser vor große Herausforderungen. So geben knapp 60% der Befragten den Preisdruck in der Branche als den größten Hinderungsgrund für zukünftiges Umsatzwachstum an. Als Hauptreiber für den zunehmenden Preisdruck werden Niedrigpreiswettbewerb, Preistransparenz und Verhandlungsmacht der Kunden genannt. Diese werden durch die Effekte der Digitalisierung zusätzlich verstärkt.
„Weniger ist mehr“
Versicherer müssen ihre Vertriebszweige stärker endkundenorientiert ausrichten, so Gehrig. Im stationären Vertrieb müsse zwingend mehr Steuerung erfolgen. „Gut designte Verkaufsarchitekturen, die strikt den Leitlinien Einfachheit, Transparenz, Wertverkauf und Verkaufspsychologie folgen, helfen dabei zum Beispiel.“ Digitalisierung sei eine Chance für Versicherer, wenn „sich fokussieren, die richtigen Maßnahmen wählen und diese konsequent umsetzen“. Hier könne, betont Gehrig „weniger mehr sein“.
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