Österreich hat schon lange erkannt, dass der Finanzmarkt ein zentraler Hebel für eine klimaschonende Wirtschaft ist. Eine Studie des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) kam zu dem Ergebnis, dass konventionelle Fonds durchschnittlich einen dreieinhalb-mal höheren CO2-Fußabdruck haben als mit dem Umweltzeichen-zertifizierte Aktienfonds.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 24.08.2022
Von Dr. Josef Behofsics (Foto)
Das Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte existiert seit dem Jahr 2004 und bietet jenen KonsumentInnen eine Orientierungshilfe, die Geld nach ökologischen und sozial-ethischen Kriterien anlegen möchten. Es ist zugleich das älteste derartige Label in Europa. Mittlerweile ist der Trend zu nachhaltigen Investments jedoch europaweit in den Fokus gelangt, wie zum Beispiel durch die EU-Taxonomie.
Der Umweltnutzen einer Investition in nachhaltige Finanzprodukte ist vielfältig. Sie kann positiv auf die Finanzierungssituation und das Image ökologisch orientierter Unternehmen wirken. Nachhaltigkeitsrecherchen bei Unternehmen, die für nachhaltige Finanzprodukte in Frage kommen, sorgen dafür, dass deren Umwelt- und Sozialleistungen transparent werden. Engagement-Prozesse beispielsweise vonseiten institutioneller Investoren können ebenfalls zu einer Transformation von Unternehmen führen. Grüne Anleihen („Green Bonds“) oder Grüne Giro- und Sparprodukte können mittels der Projekte, die sie finanzieren, einen zusätzlichen ökologischen und/oder sozialen Impact erzielen. Allen nachhaltigen Finanzprodukten ist gemein, dass sie Finanzströme in Richtung Nachhaltigkeit lenken.
Ein Blick auf die Anzahl der mit dem Umweltzeichen zertifizierten nachhaltigen Finanzprodukte verdeutlicht die Dynamik dieses Sektors. Mittlerweile sind ca. 60 Mrd. Euro in mit dem Umweltzeichen 49 ausgezeichneten nachhaltigen Finanzprodukten investiert.
VKI-Studie verdeutlicht positive Effekte auf den CO2- Fußabdruck von Umweltzeichen-zertifizierten Aktienfonds
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) ist aus diesem Grund der Frage nachgegangen, welchen Beitrag das Österreichische Umweltzeichen bei der Bewältigung der Klimakrise leisten kann bzw. inwiefern sich Umweltzeichen-zertifizierte Aktienfonds hinsichtlich des Carbon Footprints von konventionellen Aktienfonds unterscheiden. Der Analyse lagen 53 Umweltzeichen-zertifizierte Aktienfonds (UZ 49 Fonds) zugrunde, die mit 15 konventionellen sowie 15 ungelabelten nachhaltigen Aktienfonds verglichen wurden. Das Fazit war eindeutig: Konventionelle Fonds haben durchschnittlich einen dreieinhalb-mal höheren CO2-Fußabdruck als UZ 49 Fonds.
Das Ergebnis der Untersuchung ist nicht zuletzt aufgrund der vermehrten Kritik hinsichtlich „Green-washing“ im Finanzbereich von hoher Relevanz. Denn damit wird verdeutlicht, dass die regelmäßig adaptierten Kriterien für die Auszeichnung auch in Hinblick auf den Klimaschutz treffsicher ausgesucht und angewendet wurden – beispielsweise indem Ausschlusskriterien im Bereich der Förderung fossiler Brennstoffe sowie der Energieerzeugung aus Kohle und Öl eingeführt wurden.
Konkret ergab die Untersuchung, dass die untersuchten konventionellen Aktienfonds pro investiertem Euro 57,2 Kilogramm Treibhausgase aufwiesen. Hingegen betrug der CO2-Fußbadruck von mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizierten Aktienfonds (UZ 49 Fonds) lediglich 16,2 Kilogramm – also deutlich weniger als ein Drittel.
Ergebnisse, die für sich sprechen
Umweltzeichen-Aktienfonds weisen durchschnittlich einen Carbon Footprint von 16,2 Kilogramm Treibhausgase pro investiertem Euro auf. Die Hälfte der 53 Fonds hat einen Carbon Footprint zwischen 4,9 und 21,6 Kilogramm Treibhausgase pro Euro.
Im Vergleich dazu hat die Hälfte der konventionellen Aktienfonds einen Carbon Footprint zwischen 7,7 und 70,9 Kilogramm Treibhausgase pro Euro. Im Durchschnitt fallen bei konventionellen Aktienfonds 57,2 Kilogramm Treibhausgase pro investiertem Euro an. Fonds, die keine Nachhaltigkeitskriterien bei der Veranlagung der investierten Gelder berücksichtigen, weisen damit also einen mehr als dreieinhalb Mal so hohen Carbon Footprint auf als Umweltzeichenfonds. Oder anders ausgedrückt: Umweltzeichenfonds verursachen nur 28% der Treibhausgase von konventionellen Aktienfonds. Auch pro investiertem Unternehmen weisen konventionelle Aktienfonds einen mehr als zweieinhalb Mal so hohen CO2-Fußabdruck aus – Umweltzeichenfonds investieren also stärker in Titel bzw. Unternehmen mit geringerem Carbon Footprint.
Um die Zahlen nicht ausschließlich mit konventionellen Fonds zu vergleichen, wurden 15 Fonds aus Tests der Stiftung Warentest mit tendenziell hoher Nachhaltigkeitsbewertung, die zum Teil auch das deutsche FNG-Siegel tragen, in Beziehung gesetzt. Diese wiesen einen Carbon Footprint von 15,4 Kilogramm pro investiertem Euro auf. Ein weiterer Beleg für die positive Auswirkung von Nachhaltigkeitsfonds auf unser Klima.
Resümierend kann festgehalten werden, dass nachhaltige Anlageformen einen signifikant positiven Effekt auf den Carbon Footprint von Fonds haben. Aus dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit macht es einen großen Unterschied, ob AnlegerInnen bei der Fondsveranlagung auf das Österreichische Umweltzeichen achten oder nicht. So kann der Carbon Footprint eines Investments durch eine Investition in glaubwürdig nachhaltige Umweltzeichenfonds im Vergleich zu einer Veranlagung in einen konventionellen Fonds um beachtliche 72% reduziert werden.
Über Dr. Josef Behofsics
Dr. Josef Behofsics zeichnet in der Abteilung Betrieblicher Umweltschutz im Klimaschutzministerium für das Österreichische Umweltzeichen, Schwerpunkt Nachhaltige Finanzprodukte verantwortlich.
Den gesamten Beitrag lesen Sie in der AssCompact September-Ausgabe!
Titelbild: ©Arthon – stock.adobe.com
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