zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

Politiker und Experten einig: Zusatzpensionen rasch ausbauen

Politiker und Experten einig: Zusatzpensionen rasch ausbauen

02. Oktober 2018

|

5 Min. Lesezeit

|

News-Im Blickpunkt

Die staatliche erste Säule ist künftig auf private und betriebliche Zusatzangebote angewiesen. Dazu gab es klare Worte prominenter Gäste bei der fünften jährlichen Enquete zum österreichischen Pensionssystem.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 02.10.2018

„Der Ruf nach dem Ausbau der Zusatzpensionen in Österreich ist beinahe unüberhörbar“, so Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen und Initiator der ARGE Zusatzpensionen, Veranstalterin der Enquete.

Justizminister Moser: Betriebliche und private Vorsorge „zügig ausbauen“

Im Jahr 2050 werden in Österreich über eine Million Menschen über 80 Jahre alt sein. Für die damit verbundenen Herausforderungen gebe es drei mögliche Ansätze, so Dr. Josef Moser, Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz. „Eine erste Möglichkeit wäre es, die Pensionsbeiträge zu erhöhen. Da der Faktor Arbeit in unserem Land aber bereits sehr hoch besteuert ist, stellt sich hier die Frage der Sinnhaftigkeit.“ Zudem könnte man die Pensionsleistungen senken, was allerdings die finanzielle Absicherung aller stark beeinträchtigen würde. „Ein dritter Weg besteht darin, die gestiegene Lebenserwartung an ein gestiegenes Pensionsantrittsalter zu koppeln“, sagte Moser. „Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass parallel dazu Pensionsprivilegien beseitigt werden.“ Auch hier werde man überlegen müssen, wie man die betriebliche und private Altersvorsorge als Ergänzung zur staatlichen Pension „zügig ausbauen“ kann. 

Finanzminister Löger erwartet „positiven Einfluss“ durch Steuerreform

Finanzminister Hartwig Löger betonte in seiner Video-Botschaft seinen persönlichen Auftrag aus dem Regierungsprogramm, das Thema Zusatzpensionen „als sinnhafte und notwendige Ergänzung zur staatlichen Pension“ zu fördern. „Wir sind derzeit mitten in den Diskussionen über die Steuerreform, die wir ab 2020 in die Umsetzung bringen werden.“ Wichtig werde dabei auch sein, „positiven Einfluss“ auf das Thema private und betriebliche Vorsorge zu nehmen.“

Schweden als Vorbild für Europa? 

„Das schwedische Rentensystem wechselte 1999 von einem leistungs- zu einem beitragsorientierten System, erklärte Ewa Björling, ehemalige schwedische Ministerin, in ihrem Vortrag. Vor der Reform galten die Renten als ein soziales Recht, heute ergibt sich die Rente aus den Ersparnissen während des Arbeitslebens. „Nach nunmehr fast 20 Jahren sehen wir, dass das schwedische Rentensystem im Allgemeinen gut funktioniert und sind stolz darauf, eine Art Vorbild für andere Länder in Europa zu sein.“

Positiv hervorgehoben wurde Schweden auch von Dr. Barbara Kolm, Präsidentin des F.A. v. Hayek Instituts, was die Transparenz, öffentliche Diskussion und Einbindung aller Beteiligten betrifft. Dies helfe den Menschen zu verstehen, wie so ein Pensionssystem funktioniert. „Damit stärkt man auch den Anreiz, individuelle Pensionsvorsorge zu betreiben.“ Neben einer gesicherten staatlichen Grundversorgung sollten zusätzliche, anreizbezogene Wahlmöglichkeiten angedacht werden, so Kolm. Dabei könne Österreich von Best-Practice-Beispielen wie Schweden oder Dänemark lernen.

„Reformen umsetzen, bevor die nächsten Generationen in Pension gehen“

Die künftigen Reformen sieht etwa Univ.-Prof. Dr. Martin Kocher, Direktor Institut für Höhere Studien (IHS), sehr stark als Kommunikations-Aufgabe. „Wichtig ist es, in der Bevölkerung ein Verständnis dafür zu schaffen, was an Reformen beim Pensionssystem notwendig ist.“ Die Reformen müsse man allerdings rasch in Angriff nehmen. „Es gilt, Reformen umzusetzen, bevor die nächsten Generationen in Pension gehen – denn sonst haben wir mit dem bestehenden System ganz sicher ein Problem.“

VVO will sich „im Reformprozess aktiv einbringen“

„Jeder in unserer Branche hat bereits konkrete Lösungsansätze zur Unterstützung des Reformprozesses bei den Zusatzpensionen erarbeitet“, so DI Manfred Rapf, Sprecher der Sektion Lebensversicherung im österreichischen Versicherungsverband VVO. „Wir stehen zu unserer Verantwortung und wollen uns im Reformprozess aktiv einbringen, um das gesamte System erfolgreich weiterzuentwickeln.“

Foto (v.l.): Andreas Csurda (Vorstandsvorsitzender der Plattform der Betrieblichen Vorsorgekassen), Rainer Münz (Special Advisor on Migration & Demography, European Political Strategy Center), Manfred Rapf, Ewa Björling, Josef Moser, Andreas Zakostelsky, Fritz Janda (Geschäftsführer des Fachverbandes der Pensionskassen), Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentfondsgesellschaften (©Maringer)

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)