Noch nie arbeiteten in Österreich so viele Generationen Seite an Seite – ein spannendes, aber oft konfliktgeladenes Zusammenspiel. Missverständnisse und Spannungen gehören dabei zum Arbeitsalltag, wie die repräsentative WEconomy-Generationsstudie 2024 zeigt, die von PwC Österreich, SHEconomy und Ketchum beauftragt wurde. Die Ergebnisse der Studie wurden beim 3. WEconomy Diversity Leaders Summit präsentiert.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 12.12.2024
94% der Befragten respektieren das Wissen und die Erfahrung älterer Kolleg:innen – bei den Babyboomern sogar 100%. Die GenZ ist hier mit 90% klar zurückhaltender. Fast ebenso viele (88%) empfinden die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus anderen Generationen als bereichernd.
Millennials am beliebtesten, Generation Z polarisiert
91% der Befragten arbeiten gerne mit Millennials zusammen. Auch die Generation X wird mit 90% positiv wahrgenommen. Die Generation Z polarisiert hingegen stark: zwar geben 72% an, gerne mit der jüngsten Generation zusammenzuarbeiten, doch vor allem Millennials zeigen Vorbehalte. 34% von ihnen arbeiten ungern mit der GenZ. Diese Spannungen könnten auch auf wirtschaftliche Unsicherheiten zurückzuführen sein, die besonders jüngere Generationen betreffen. So geben 67% der Befragten an, Angst vor einer unzureichenden Pension zu haben. Millennials (76%) und die GenZ (68%) äußern hier die größten Sorgen, während Babyboomer (42%) deutlich gelassener sind. Nur 35% empfinden das Pensionssystem als gerecht – ein Wert, der vor allem durch die Babyboomer (64%) in die Höhe gezogen wird.
Hälfte der GenZ fürchtet sich vor der Arbeitswoche
Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsleben variiert deutlich zwischen den Generationen. Während 88% der Babyboomer ihre Arbeit als erfüllend bewerten, sind es bei der GenZ lediglich 66%, was sie zur unzufriedensten Altersgruppe macht. Auch bei der Belastung am Arbeitsplatz zeigt sich ein klares Bild: Ein Drittel (33%) aller Arbeitnehmenden in Österreich fühlt sich ausgebrannt – bei der GenZ sind es sogar 42%, während die Babyboomer mit 24% vergleichsweise selten betroffen sind. Besonders auffällig: Fast die Hälfte der GenZ (47%) verspürt bereits am Sonntagabend Angst vor der bevorstehenden Arbeitswoche, im Gegensatz zu 22% der Millennials, 19% der GenX und 14% der Babyboomer.
Barbara Redlein, Partnerin & DEI Lead bei PwC Österreich:
"Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Weckruf. Unternehmen müssen nicht nur die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen anerkennen, sondern auch gezielt Maßnahmen ergreifen, um den Austausch zwischen ihnen zu fördern. Aktive Kommunikation von Erwartungshaltungen und wertschätzendes Feedback sorgen hier für mehr Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Jede Generation muss dazu beitragen, dass ein gutes Miteinander gelingen kann."
Trennung von Beruf und Privatleben: Die Generationen im Vergleich
Auch die Bedürfnisse für die Balance zwischen Beruf und Privatleben variieren zwischen den Generationen: Besonders stört sich daran die GenX (67%) und die GenZ (67%), gefolgt von Millennials (60%) und Babyboomern (58%). Noch klarer ist die Ablehnung von arbeitsrelevanten E-Mails am Wochenende: 58% empfinden dies als übergriffig. Insbesondere die GenX (64%) reagiert abgeneigt, während Babyboomer (48%) entspannter sind. Neben der Gestaltung der Arbeitszeit spielt auch der soziale Aspekt am Arbeitsplatz eine große Rolle. 64% fühlen sich produktiver, wenn Kolleg:innen zugleich Freund:innen sind. Für 54% ist der Arbeitsplatz ein Ort, um Freundschaften zu schließen – eine Ansicht, die vor allem GenZ (59%) und Babyboomer (60%) teilen. 42% legen Wert auf gemeinsame Aktivitäten mit Kolleg:innen außerhalb der Arbeit, insbesondere Millennials (49%) schätzen dies. Gleichzeitig empfindet fast die Hälfte der GenZ (48%) solche Aktivitäten als belastend – deutlich mehr als die 33% der Millennials.
Vorurteile erschweren die Zusammenarbeit
Die Herausforderungen der generationsübergreifenden Zusammenarbeit betreffen alle Altersgruppen. Mehr als ein Drittel (38%) der Befragten berichtet von häufigen Missverständnissen zwischen den Generationen, und 32% sehen Altersunterschiede als Spannungsquelle. Vorurteile sind dabei eine zentrale Herausforderung: 31% empfinden sie im Arbeitsumfeld als belastend. Sowohl jüngere als auch ältere Mitarbeitende sind betroffen. So fühlen sich 37% der Befragten als junge Kolleg:innen nicht ernst genommen – insbesondere die Generation Z (58%) stimmt dem zu. Gleichzeitig sagen 30%, dass Vorurteile gegenüber älteren Kolleg:innen die Zusammenarbeit erschweren. Mehr als die Hälfte (52%) hat bereits erlebt, dass Kolleg:innen wegen ihres Alters unterschätzt und ein Viertel (26%) sogar diskriminiert wurden.
Über die Studie
Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter 696 Personen in Österreich, darunter Babyboomer (1946–1964), GenX (1965–1979), Millennials (1980–1993) und GenZ (1994–2010).
Foto oben v.l.n.r.: Manisha Joshi (Ketchum), Barbara Redlein (PwC Österreich) und Michaela Ernst (Sheconomy)
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