Konsumentenschützer sollen in Brüssel bereits wieder an einem generellen Provisionsverbot arbeiten. Wenig beeindruckt davon zeigt sich Fachverbandsobmann Christoph Berghammer im Interview mit AssCompact. Man arbeite bereits an der „IDD Revision“, um im Ernstfall nicht nur reagieren zu müssen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 28.11.2019
Im Rahmen der IDD habe die Standesvertretung für ihr Lobbying in Brüssel und Wien „sehr unterschiedliches“ Feedback bekommen, sagt Christoph Berghammer, MAS, Fachverbandsobmann der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten, im Gespräch mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger. „Die Kollegen, die sich wirklich damit auseinandergesetzt haben, sind schon draufgekommen, dass sie eigentlich ohne allzu grobe Änderungen weiterarbeiten können“, sagt Berghammer. „Natürlich gibt es auch immer wieder Leute, die uns kritisieren, weil sie nicht zufrieden sind, keine Weiterbildung machen wollen oder überhaupt gegen Veränderungen sind.“
Provisionsverbot würde Dienstleistungsfreiheit einschränken
Dass Konsumentenschützer bereits wieder an einem Provisionsverbot arbeiten sollen, beunruhigt Berghammer kaum. „Diese Gefahr sehe ich im Moment nicht. Konsumentenschützer in Europa haben nie aufgehört, das Provisionsverbot zu fordern.“ Im europäischen Dachverband der Vermittlerverbände BIPAR arbeite man derzeit an einer „IDD Revision“ in Vorbereitung auf IDD II. Einen Zeitplan der Kommission gebe es dafür noch nicht. „Wir sind aber vorbereitet, damit wir, wenn es kommt, nicht reagieren müssen, sondern agieren können.“ Das Provisionsverbot in Finnland halte er „für eine Einschränkung eines europäischen Grundrechtes, nämlich der Dienstleistungsfreiheit. Die Gefahr, dass wir große Änderungen im Entlohnungssystem in Österreich bekommen, sehe ich in absehbarer Zukunft als nicht sehr groß.“
„In Finnland Makler zu sein sei ein Hobby“
Ein derartiges Provisionsverbot würde bedeuten, dass „der Makler stirbt“, so Berghammer. „Finnland hat seinen Versicherungsmarkt abgeschottet und damit abgesichert. Ich glaube, dass das nicht nur für den Makler schlecht ist, sondern für den ganzen Markt und letztlich auch für den Konsumenten, weil produktmäßig keine Entwicklung mehr stattfinden wird. Eine finnische Kollegin meinte, in Finnland Makler zu sein sei ein Hobby, denn verdienen tue man damit nichts mehr.“
„Das ist ja kein Zustand“
Ob Berghammer bei der Kammerwahl 2020 wieder für das Amt des Bundesobmanns kandidieren wird? „Sie können davon ausgehen“. Als eine der dringlichsten Aufgaben für die nächste Funktionsperiode nennt er die Schnittstellenproblematik. „Erst neulich haben wir in England erfahren, dass eine Polizzierung dort sieben Sekunden dauert. Bei uns sind es oft, wenn es schnell geht, zwei Wochen – das ist ja kein Zustand.“ Ein nächster Schritt werde der digitale Vertrieb. „Ich glaube nicht, dass man sich davor fürchten muss.“ Makler werden aber in die Situation kommen, dass sie simpelste Produkte, bei denen sich der Beratungsaufwand ob des niedrigen Provisionsaufkommens nicht lohnt, digitalisieren und über ihre eigenen Büros vermitteln müssen. „Und dann schauen wir einmal, was an Richtlinien auf uns zukommt. Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Jahren irgendetwas kommen wird.“
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Dezember-Ausgabe.
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