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Acredia: Ära der niedrigen Insolvenzzahlen geht zu Ende

Acredia: Ära der niedrigen Insolvenzzahlen geht zu Ende

19. Mai 2022

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4 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Eine aktuelle Studie des Kreditversicherer Acredia geht bis Ende des Jahres von einem Anstieg von +10% bei den weltweiten Firmeninsolvenzen aus. Für 2023 wird ein Plus von 14% prognostiziert. Österreich verzeichnet den stärksten Anstieg aller europäischen Länder, bleibt allerdings weiterhin unter dem Niveau von 2019.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 19.05.2022

Der Krieg in der Ukraine, neue Lockdowns in China, gesprengte Lieferketten und explodierende Rohstoffpreise bringen das Risikomanagement der Unternehmen gehörig ins Schwitzen. Eine aktuelle Studie von Österreichs führendem Kreditversicherer Acredia und Allianz Trade* geht bis Ende des Jahres von einem Anstieg von +10% bei den weltweiten Firmeninsolvenzen aus. Für 2023 wird ein Plus von 14% prognostiziert. „Die Gefahr von Zahlungsausfällen ist durch die vielen, gleichzeitigen Krisen enorm gestiegen“, warnt Acredia Vorstand Michael Kolb. „Unternehmen sollten sich jetzt überlegen, welche Risiken abgesichert und welche selbst getragen werden können.“

Ein Drittel aller Länder nähert sich Vorkrisenniveau

Die Ära der niedrigen Insolvenzzahlen geht langsam zu Ende. Für 2022 wird in Europa ein Pleitenplus von +13% erwartet und damit eine Angleichung an die Zahlen zu Beginn der Corona-Krise. Diese Entwicklung geht in den einzelnen Ländern unterschiedlich schnell vonstatten. Während für Spanien, Griechenland und Luxemburg bereits 2022 ein Wert über dem Vor-Pandemie-Niveau prognostiziert wird, sollte sich das Insolvenzgeschehen in Italien, Portugal und den nordischen Ländern erst 2023 normalisieren. Auch in Deutschland verzögert sich die Normalisierung. Es wird zwar mit einem Plus von 4% für 2022 beziehungsweise 10% für 2023 gerechnet. Allerdings liegen diese Werte um –22% beziehungsweise –14% unter den Insolvenzzahlen von 2019.

In den USA und China zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Auch hier wird mit steigenden Insolvenzfällen gerechnet, allerdings halten staatliche Eingriffe die Zahlen künstlich unter dem Niveau vor Beginn der Pandemie. Konkret erwarten die ExpertInnen für die USA +8% (2022) und +23% (2023) beziehungsweise für China +1% (2022) und +11% (2023).

Österreich: Normalisierung kündigt sich an, +60% Firmenpleiten für 2022

Auch in Österreich ist die Trendwende bereits voll im Gang. Laut Insolvenzsstatistik des KSV1870 waren im 1. Quartal 2022 1.046 Unternehmen in Österreich von einer Insolvenz betroffen. Bis Ende des Jahres könnte sich die Gesamtzahl der Firmenpleiten laut Studie bei knapp 5.000 einpendeln. Das entspräche einer Steigerung von +60% im Vergleich zum Vorjahr (3.034), der höchste Wert aller europäischen Länder. „Während der Pandemie sank die Zahl der Insolvenzen in Österreich stärker als in anderen Ländern. Jetzt, wo sich das Insolvenzgeschehen normalisiert, steigen sie eben auch stärker an. Bis Ende des Jahres könnten die Firmenpleiten wieder knapp unter bzw. über dem Niveau von 2019 liegen“, erklärt Kolb. 2023 könnte es dann zum ersten Mal wieder soweit sein, dass die Insolvenzzahlen höher liegen, als vor Beginn der Pandemie. Die Studie geht von rund 5.500 Insolvenzfällen für 2023 aus, was einem Plus von 11% im Vorjahresvergleich entspricht (+10% im Vergleich zu 2019).

„Das große Fragezeichen bleiben jedoch die Staatshilfen“, betont Kolb. „Wenn Regierungen wieder den „Koste es, was es wolle“ Joker ziehen, dann könnte sich die Normalisierung des Insolvenzgeschehens weiter hinauszögern.“

Foto oben: Michael Kolb, Acredia Vorstand
Titelbild: © lev dolgachov – stock.adobe.com

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