Klassische Risiken wie Feuer und Explosionen, Naturkatastrophen und fehlerhafte Wartung und Verarbeitung sind in Österreich ebenso wie weltweit die Hauptursachen für Versicherungsschäden größerer Unternehmen. Dies geht aus der aktuellen Global Claims Review von Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) hervor.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 25.08.2022
Die Schäden beliefen sich insgesamt auf einen Wert von 88,7 Mrd. Euro – das sind über 48 Mio. Euro pro Tag. Für die nähere Zukunft erwartet die Studie zusätzliche Belastungen durch das „Erbe“ von COVID-19, den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie die Folgen der Inflation.
„Die Versicherungsansprüche von Unternehmen aufgrund höherer Sach- und Vermögenswerte, komplexerer Lieferketten und der zunehmenden Konzentration von Risiken an einem Ort – zum Beispiel in von Naturkatastrophen bedrohten Gebieten – haben sich in den letzten fünf Jahren deutlich verschärft“, betont Stefanie Thiem, Hauptbevollmächtigte der AGCS in Österreich. Die Schwere der Schäden habe in den letzten Jahren zugenommen, die wachsende Gefahr von Cyberattacken und die Häufung von Betriebsunterbrechungen durch unterbrochene Lieferketten treiben die Kosten in die Höhe. „Unternehmen sollten daher ihre aktuellen Vermögenswerte neu berechnen“, rät Thiem.
Feuer bleibt die Hauptgefahr
In Österreich fielen zwischen 2017 und 2021 insgesamt 3.097 Unternehmensversicherungsschäden mit Forderungen von rund 425 Mio. Euro an, wie die AGCS-Studie zeigt. Wie in der weltweiten Statistik führen auch hierzulande Brände und Explosionen mit 40% die Liste der Schäden an – trotz mancher Verbesserungen im Risikomanagement und in der Brandverhütung. Naturkatastrophen, insbesondere Stürme und Überschwemmungen, belegen mit 27% Platz zwei, gefolgt von den Folgen fehlerhafter Wartung von Anlagen oder Verarbeitung von Produkten (14%). Weitere Schadentreiber in Österreich sind defekte Produkte (7%) und Maschinenausfälle (3%).
Die Schadenanalyse zeigt auch die wachsende Bedeutung der Betriebsunterbrechung, nicht immer nur im eigenen Unternehmen, sondern oft auch bei Lieferanten oder Großkunden. „Dies verdeutlicht die zunehmende Verflechtung und Komplexität der Lieferketten. Einzelne Schadenereignisse können damit Auswirkungen auf verschiedene Branchen haben“, erklärt Thiem. Zu den rasant wachsenden Bedrohungen zählt auch die Gefahr von Cyber-Angriffen – die Schadenhäufigkeit hat sich der Studie zufolge aber aktuell auf hohem Niveau stabilisiert.
Auswirkungen der Pandemie und des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine
Die Verluste der Versicherungswirtschaft durch COVID-19 werden auf rund 44 Mrd. US-Dollar geschätzt, wobei der Großteil der Pandemie-bedingten Schäden aus der Veranstaltungsausfallversicherung von Unternehmen stammt. Die Pandemie hatte aber auch Folgewirkungen wie überlastete Lieferketten, Inflation und Finanzinsolvenzen. Zusätzlich dürfte der Einmarsch Russlands in die Ukraine auch für die globale Versicherungswirtschaft einen Schaden bedeuten, wenngleich die Exponierung der Versicherer gegenüber dem Konflikt durch Kriegsausschlüsse zumeist begrenzt ist. Spezialmärkte wie die Luftfahrtversicherung könnten aber unverhältnismäßig stark betroffen sein.
Wachsender Inflationsdruck
Sorgen bereiten auch die möglichen Folgen der Inflation. Dieser sind insbesondere Sach- und Bauschäden ausgesetzt, da Umbauten und Reparaturen an die Material- und Arbeitskosten gekoppelt sind, während Engpässe und längere Lieferzeiten die Kosten von Betriebsunterbrechungen in die Höhe treiben. „Die Wiederbeschaffung kostet mehr und dauert länger – das bedeutet, dass sowohl der Sachschaden als auch der Betriebsunterbrechungsschaden wahrscheinlich deutlich höher ausfallen wird als erwartet“, bestätigt Thiem. Aber auch andere Versicherungszweige, wie z.B. die Managerhaftpflicht, die Berufshaftpflicht und die allgemeine Haftpflicht, sind durch steigende Rechtsverteidigungskosten und höhere Abfindungen anfällig für Inflationsdruck.
Über die Studie
Für die Global Claims Review im Auftrag der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) wurden 530.000 Versicherungsfälle der letzten fünf Jahre in über 200 Ländern analysiert.
Bild: © Monster Ztudio -stock.adobe.com
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