Die Angst vor wirtschaftspolitischen Risiken wie Handelskriegen, Wirtschaftssanktionen und Brexit ist in Österreichs Unternehmen stark gestiegen. Als Gefahr Nummer 1 gelten nach wie vor Cybervorfälle, wie der „Allianz Risk Barometer 2019“ zeigt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 15.01.2019
Die Risikoeinschätzung der österreichischen Unternehmer hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verändert, wie die kürzlich veröffentlichte Studie des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) nahelegt. So liegt das Risiko „rechtliche Veränderungen“ – gemeint sind damit etwa Handelskriege und Zölle, Wirtschaftssanktionen, Protektionismus, Brexit und Zerfall der Eurozone – mit 43% auf Platz 2 des Rankings. Im Vorjahr wurde es noch kaum genannt. Dahinter folgen Naturkatastrophen (36%) und Betriebsunterbrechungen (30%). Am meisten Kopfzerbrechen bereiten den österreichischen Firmen mit 51% Cyber-Vorfälle wie Cyber-Kriminalität, Datenlecks und IT-Zusammenbrüche. Neu unter den Top 10 ist die wachsende Sorge vor Feuer/Explosion (21%) und den allgemeinen makroökonomischen Entwicklungen (12%).
Cybervorfälle führen häufig zu Betriebsunterbrechungen
Weltweit gelten Cybergefahren und Betriebsunterbrechungen (BU) als größte Risiken für die Wirtschaft (je 37%), gefolgt von Naturkatastrophen (28%). „Unternehmen müssen in einer vernetzten Gesellschaft mit immer vielfältigeren und komplexeren Szenarien und Auslösern für Störfälle und Betriebsunterbrechungen rechnen“, sagt Ole Ohlmeyer, Country Manager Austria and Eastern Europe bei AGCS. Neben Feuer und Naturkatastrophen führen immer öfter auch Cyberattacken, IT-Ausfälle, Produktrückrufe, Qualitätsprobleme, Terrorismus, politische Unruhen oder Umweltverschmutzung zum Betriebsstillstand. „Fast alle großen Sachschäden beinhalten inzwischen ein BU-Element, das in der Regel sogar den größten Teil des Schadens ausmacht“, so Ohlmeyer. Cyber- und BU-Risiken seien zunehmend miteinander verknüpft, da Ransomware-Angriffe oder IT-Probleme oft zu Betriebs- und Serviceunterbrechungen führen.
Cybercrime fast dreimal so teuer wie Naturkatastrophen
Cyberkriminalität kostet heute weltweit rund 520 Mrd. Euro pro Jahr und damit um die Hälfte mehr als noch vor fünf Jahren (Quelle: Center for Strategic and International Studies). Wesentlich geringer fällt dagegen der durchschnittliche wirtschaftliche Schaden aus Naturkatastrophen mit 180 Mrd. Euro aus. Cyber-Kriminelle setzen immer innovativere Methoden für Datenklau, Online-Betrug oder Erpressung ein, heißt es im Risk Barometer. Zugleich wächst die Bedrohung durch Hackergruppen, die eng mit Nationalstaaten kooperieren. Sie zielen darauf ab, Betreiber kritischer Infrastruktur zu attackieren oder wertvolle Daten und Geschäftsgeheimnisse ausländischer Unternehmen zu rauben.
Wirtschaftspolitische Risiken
Der Handelskrieg zwischen den USA und China, steigende Zölle und Wirtschaftssanktionen (Russland, Iran) belasten den Außenhandel. Weitere Risiken sind 2019 laut Allianz-Experten durch die anstehenden Wahlen in Europa, geringere Wachstumsaussichten für die Eurozone und die USA sowie den unsicheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen zu erwarten.
Über die Studie
Die Befragung „Allianz Risk Barometer 2019“ wurde Ende 2018 von der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), dem Industrieversicherer der Allianz Gruppe, durchgeführt. Dabei gaben 2.415 Experten und Unternehmer aus 86 Ländern aus dem Industrie- und Firmenversicherungsgeschäft ihre Einschätzung ab, welche Risiken für Unternehmen aus bestimmten Regionen und Branchen im Jahr 2019 besonders dringlich sind.
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