Im Zuge der Covid-19-Pandemie blieben weltweit Flugzeuge am Boden, Gaststätten und Lokale wurden geschlossen und ganze Lieferketten waren für mehrere Monate unterbrochen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung erlebte einen Lockdown und es ist zu erwarten, dass das Jahr 2020 den stärksten Konjunktureinbruch in Friedenszeiten markieren wird. Comgest Growth Europe, internationale Boutique für Investments in Aktien der Industrie- und Schwellenländer, zeigt auf, welche Branchen trotz der Krise weiter wachsen werden.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 01.10.2020
Foto: Franz Weis, Portfoliomanager des Comgest Growth Europe
„Noch nie in der 30-jährigen Geschichte unseres Aktienmanagements wurde unser auf Qualitätswachstum basierender Anlagestil derart geprüft“, sagt Franz Weis, Teamleiter Europa-Aktien bei Comgest. Die Portfoliomanager von Comgest führten umgehend „Stress-Tests“ durch: Erstens wurde die Nettoliquidität in den Bilanzen überprüft, um sicherzustellen, dass selbst eine anhaltende Krise bewältigt werden kann. Zweitens wurde der Fokus auf die möglichen langfristigen Folgen für die einzelnen Unternehmen gelegt.
Megatrend: Healthcare
Das Gesundheitswesen ist Weis zufolge ein Bereich, der selbst in einer Rezession gut abschneidet. Dabei verweist er unter anderem auf ein beständiges Wachstum der US-Gesundheitsausgaben seit dem Jahr 1970. „Healthcare ist ein Megatrend, der von einer stetig alternden Bevölkerung getrieben wird. Ein struktureller Rückgang der Ausgaben wäre Weis zufolge gerade angesichts der aktuellen Pandemie sehr unwahrscheinlich. Das kommt Unternehmen wie Ambu, Roche oder Novo Nordisk zugute.
Technologiebranche wächst noch schneller
Als zweiten großen Wachstumsbereich sieht der Portfoliomanager die Technologiebranche. Unabhängig von aktuellen Entwicklungen beschleunigen sich der technologische Fortschritt und die Digitalisierung. „Auch hier hat Covid-19 als Beschleuniger gewirkt. Der dramatische Anstieg von eCommerce-Umsätzen führt zu einem massiven Anstieg von Investitionen in die digitale Infrastruktur von Einzelhandelsunternehmen. Als Beispiel kann die spanische Inditex genannt werden, die knapp 40% ihrer Investitionsausgaben über die kommenden Jahre hinweg in diesen Bereich investiert“, meint er. Der Digitalisierungsschub kommt aber auch Unternehmen wie ASML und Adyen zugute. ASML ist ein Anbieter von Lithographie-Ausrüstung für die großen Giganten wie TSMC und Samsung in der Halbleiterindustrie, wo die Ausgaben für digitale Infrastruktur und Datenbanken zum wichtigen Wachstumstreiber geworden ist. Der Zahlungsabwickler Adyen gewinnt etwa jedes Mal, wenn eine Zahlung online getätigt wird. Generell nehmen stationäre Käufe immer mehr ab, was das strukturelle Wachstum von 15% pro Jahr für Online-Zahlungen erklärt. Durch die Pandemie hat der Bargeldverkehr massiv gelitten, zugunsten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, und damit das ohnehin dynamische Wachstum von Fintech-Unternehmen wie Adyen beschleunigt.
Zukunftsprognosen sind dem Experten, der seit über 25 Jahren Aktienfonds managt, zufolge schwierig: „Auf der einen Seite könnte eine zweite Welle eine anhaltende wirtschaftliche Rezession auslösen, die durch die Rücknahme staatlicher Hilfsprogramme und einer beeinträchtigen Nachfrage noch verstärkt wird. Auf der anderen Seite könnte das Ausbleiben einer zweiten Welle, ein Impfstoff, sowie eine starke Erholung des Konsums zu einer unerwartet schnellen Rückkehr des Wirtschaftswachstums führen. Allerdings wurden die Positionen im Portfolio genau aufgrund ihres ‚Airbags‘ gegenüber Makro-Ereignissen ausgewählt“, so Franz Weis.
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