Die Furcht vor Kreditausfällen im US-Bankensektor ist im Zuge der kürzlich stark gestiegenen Zinsen präsenter denn je. Durch den sprunghaften Anstieg der Fremdkapitalkosten sowie die plötzlich gestiegene Risikoaversion der Anleger können viele Unternehmen ihre Investitionen und ambitionierten Wachstumspläne nicht mehr finanzieren. Christophe Nagy, Portfoliomanager für US-Aktien bei der Fondsboutique Comgest, erläutert, inwieweit sich die Aktienmärkte derzeit an einem Scheideweg befinden.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 17.05.2023
Christophe Nagy, Portfoliomanager für US-Aktien bei der Fondsboutique Comgest:
"Die Aktienmärkte befinden sich derzeit an einem Scheideweg, denn nach unserer Analyse könnten die rapide steigenden Kapitalkosten auf Jahre hinaus die Spreu vom Weizen trennen. Betrachtet man Wachstumsaktien, könnte diese Entwicklung in Anbetracht der unterschiedlichen Reaktionen auf den Zinsanstieg bereits begonnen haben."
Viele Wachstumsunternehmen in ihrer frühen Entwicklungsphase, von denen es in innovativen und jungen Branchen wie Technologie, Internet und Biotechnologie nur so wimmelt, seien regelrecht eingebrochen.
Christophe Nagy ergänzt:
"Für langfristig orientierte Wachstumsanleger wie uns lautet die wichtigste Überlegung daher: Welches Wachstum kann angesichts der erheblich gestiegenen Finanzierungskosten erwartet werden? Tatsächlich könnte der Qualitätsunterschied zu länger anhaltenden und schwereren Rückschlägen bei Wachstumsanlagen mit niedrigerer Qualität führen, als es Anleger derzeit vermuten."
Frühphase als Bewährungsprobe
Heute verlangen Anleger laut Nagy eine Risikoprämie für risikoreichere Investitionen in junge Unternehmen. Das biete für Stock-Picker durchaus Chancen. Unternehmen, die über gewinnbringende und zukunftsfähige Geschäftsmodelle verfügen, sich innenfinanzieren und über solide Bilanzen verfügen, seien im aktuellen Umfeld besonders chancenreich und lassen sich mit einem aktiven Investmentansatz finden. Natürlich würden auch diese Unternehmen derzeit unter einer Bewertungskorrektur leiden, jedoch müssen sie, so Nagy, ihre Wachstumspläne nicht den steigenden Kapitalkosten opfern:
"Auf der ‚S-Kurve‘ des Qualitätswachstums, die den Lebenszyklus eines Unternehmens beschreibt, investieren wir üblicherweise nach der Phase des Hyperwachstums. Also ab dem Punkt, an dem wir von starkem, nachhaltigem und selbstfinanziertem Wachstum profitieren können. Bei Wachstumsunternehmen in der Frühphase, etwa als sogenannte ‚Shooting Stars‘, hingegen wird geschätzt, dass sie in den nächsten zwölf Monaten fast zehn Prozent ihres Umsatzes einsetzen müssen, um eine Unterdeckung aus dem laufenden Geschäftsbetrieb zu finanzieren."
Laut Christophe Nagy seien Oracle und Microsoft ein Beispiel für Unternehmen, die aus eigener Kraft heraus wachsen und im Portfolio „Comgest Growth America“ enthalten sind:
"Das Rückgrat unserer Portfolios sind etablierte Unternehmen, die seit Jahren stabil sowie profitabel sind, einen hohen freien Cashflow generieren und über große Cash-Reserven verfügen. Nach unserer Überzeugung sind sie bestens gewappnet, um ihren stetigen Wachstumspfad trotz explodierender Kapitalkosten fortführen zu können – und das macht im aktuellen Marktumfeld den entscheidenden Unterschied."
Foto oben: Christophe Nagy, Portfoliomanager für US-Aktien bei der Fondsboutique Comgest
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