Für fast alle Anlageklassen war 2018 kein gutes Jahr. Auch heuer gestaltet sich ihre Gewichtung im Portfolio als Herausforderung. Worauf Anleger achten sollten, erklärt Mag. Markus Waghubinger, Redakteur AssCompact und Gründer der finothek GmbH.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.02.2019
Von Mag. Markus Waghubinger*
Im letzten Jahr sind die Multi-Asset-Fonds, oder vermögensverwaltende Fonds, durch die Bank schlecht gelaufen. Die wenigsten waren ihre Managementgebühr wert, aber auch ein passiver Mix aus verschiedenen Anlageklassen – also mit Indexfonds (ETFs) statt aktiv verwalteter Instrumente – hat im wahrscheinlichsten Fall eine negative Performance hingelegt. Kein Wunder, denn (fast) alle Anlageklassen mussten ein negatives Jahr verzeichnen. Auch für das aktuelle Jahr ist die Gewichtung der verschiedenen Anlageformen eine Herausforderung, nachdem keine Anlageklasse als wirklich attraktiv bewertet zu sehen ist.
Vermögensverwaltende Fonds
Multi-Asset-Fonds versprechen dem Anleger ein aktives Management möglichst vieler Anlageklassen, meist ergänzt um aktives Währungsrisikomanagement. Das hat in den meisten Jahren gut funktioniert, im abgelaufenen Jahr aber gar nicht. Quer durch die Bank waren alle Anlageklassen negativ oder zumindest nach Kostenabzug nicht rentabel. Weitere Zinserhöhungen in den USA, die Aussicht einer Erhöhung in der Eurozone in diesem oder nächstem Jahr und die Verschuldung Italiens sind keine guten Vorzeichen für Anleiheinvestments. Der unsichere Brexit-Deal, der Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt, der US-Rekord-„Shutdown“ und das alles vermischt mit politischem Taktieren vor der Europawahl 2019, steigern auch nicht gerade die Kalkulierbarkeit von Aktieninvestments. An den beiden Hauptanlageklassen kommt man jedoch trotzdem nicht vorbei, da sie die höchste Marktkapitalisierung aufweisen. Eine Verbreitung des Investmentportfolios innerhalb dieser Anlageklassen, aber auch darüber hinaus, ist jetzt angesichts der Unsicherheiten besonders zu empfehlen.
Investmentmöglichkeiten in Rohstoffe und Immobilien
Offene Immobilienfonds sind die einzige Anlageklasse, die nach Abzug der Inflation positiv gelaufen ist. Das liegt natürlich daran, dass Immobilien speziell in Österreich immer als sicherer Hafen gesehen werden, daher oft auch die Bezeichnung „Beton-Gold“. Es liegt aber auch daran, dass die Realwerte im Portfolio vermietet werden und laufenden Kapitalfluss generieren. Statt sich eine Eigentumswohnung zu kaufen und dabei konzentriertes Leerstandsrisiko und Klumpenrisiko einer einzigen Region in Kauf zu nehmen, setzen Privatanleger zunehmend auf offene Immobilienfonds.
Wenig Beachtung in den Depots der Anleger finden momentan noch börsengehandelte Rohstoffe (ETCs), sie sind ein einfacher Zugang für Privatanleger zu Rohstoffinvestments. Der Vorteil gegenüber der Eigenbeschaffung ist die günstigere und unkompliziertere Abwicklung. Im Gegensatz zu Zertifikaten auf Rohstoffe wird das Commodity aber tatsächlich so angeschafft, dass es der Eigentümergemeinschaft gehört. Der Anbieter kümmert sich um Beschaffung und Verwahrung, der Anleger bekommt seinen Anteil in Form des ETCs als Wertpapier verbrieft. Wer den Analystenmeinungen betreffend Gold folgen möchte, kann dies mit einem ETC praktisch und unkompliziert machen.
Blick über den Tellerrand lohnt sich
Wie schon immer gilt es, möglichst alle Anlageklassen in seiner Investmentstrategie zu berücksichtigen und dabei die Schwankungsfreudigkeit der jeweiligen Klasse als Basis für die Gewichtung heranzuziehen. Ergo Anleihen werden am stärksten gewichtet, Dollar-Anleihen können ob des positiven Leitzinses von 2,5% auch bei wenig Risiko laufende Erträge abwerfen. Das Kursrisiko für den europäischen Anleger ist hierbei natürlich zu beachten, denn der Dollar ist zum Euro momentan historisch teuer bewertet. Im Gegensatz dazu gibt es im Euroraum bei einem Leitzins von Null nur Rendite bei Risiko. Aktien sind für den typischen Anleger ob der höheren Schwankungsbreite niedriger zu gewichtigen, die angespannte Lage in Europa sollte einmal mehr den Blick über den Tellerrand für ein globales Aktienportfolio wert sein.
Portfolio nur aus Aktien und Anleihen zu schmal
Gold und Immobilien sind als kleine Beimischungen von fünf bis 15% – je Risikoneigung – zu betrachten. Mehr ist kaum zu empfehlen, denn Gold erwirtschaftet nichts und Immobilien sind weniger liquide als Aktien und selbst ein offener Immobilienfonds kann einmal geschlossen werden, wenn zu viel Bewegung am Markt ist. Berücksichtigen sollte man sie jedoch trotzdem in seinem Portfolio, denn für 2019 dürfte ein Portfolio rein aus Aktien und Anleihen wohl zu schmal aufgestellt sein.
*gekürzte Version; der gesamte Artikel erscheint in der AssCompact Februar-Ausgabe.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren