Zur Jahresmitte 2021 haben die österreichischen Pensionskassen (PKs) erstmals mehr als eine Million Begünstigte unter Vertrag. Damit haben 23% aller unselbständig Erwerbstätigen in Österreich eine Anwartschaft auf eine Pension aus dieser Form der betrieblichen Altersvorsorge. Dies geht aus dem „Bericht der FMA 2021 zur Lage der österreichischen Pensionskassen“ hervor.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 01.12.2021
Rund 12% aller Begünstigten beziehen auch bereits eine derartige Zusatzpension. Rund zwei von zehn Zusagen (18%) sind dabei leistungsorientiert; das heißt, die auszuzahlende Pensionshöhe ist vertraglich fix vorgegeben. 78% sind beitragsorientiert; das heißt, die Pensionshöhe ergibt sich aus der vereinbarten Einzahlung plus erwirtschafteter Rendite. 4% sind hybrid, also Mischformen aus den beiden Grundmodellen. Zusammen verwalten die acht österreichischen Pensionskassen ein Vermögen von rund € 26 Mrd. (ebenfalls Jahresmitte 2021), was in etwa 7% des österreichischen Bruttoinlandsproduktes (BIP) entspricht, also dem, was alle Österreicher zusammen innerhalb eines Jahres erwirtschaften. Das Alternativprodukt der Versicherungswirtschaft in der betrieblichen Altersvorsorge, die „Betriebliche Kollektivversicherung“, stagniert bei einem veranlagten Vermögen von in etwa 1,1 Mrd. Euro.
Herausforderndes Veranlagungsumfeld
Das nun schon langanhaltende Niedrigzinsumfeld stellt die Pensionskassen vor große Herausforderungen, da sichere Anlageprodukte kaum Rendite bringen, zum Teil sogar eine negative Realverzinsung haben. Angesichts ihres langfristigen Anlagehorizonts, der Ertragsziele und des nach wie vor relativ geringen Liquiditätsbedarfes können die Pensionskassen jedoch eine dynamische Veranlagungsstrategie mit einem etwas höheren Ertrags-/Risikoprofil fahren. So führen sie seit geraumer Zeit den Anteil von Schuldverschreibungen, insbesondere zwar sicherer aber ertragsschwacher Staatsanleihen, zugunsten von renditestärkeren aber auch volatileren Aktien und Beteiligungen zurück. Schuldverschreibungen machen mit rund 9 Mrd. Euro Mitte 2021 zwar noch 34% des Gesamtvermögens aus, sie wurden aber erstmals von Aktien mit einem Volumen von 10 Mrd. Euro, oder 39%, als wichtigste Assetklasse überholt. Der Rest ist in Guthaben bei Kreditinstituten (7%), Immobilien (5%) sowie verschiedenen anderen Vermögenswerten (13%) veranlagt. Mit ihrem Risiko-/Ertragsprofil liegen die österreichischen PKs damit im EU-Vergleich bei den betrieblichen Altersvorsorgeanbietern im Quartil mit der dynamischsten Anlagestrategie.
Die damit traditionell einhergehende volatilere Performance in Auf- und Abschwungphasen hat sich aber in der COVID-19-Krise trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen zumindest mittelfristig vergleichsweise mäßig ausgewirkt: So konnten die österreichischen Pensionskassen für das Gesamtjahr 2020 (+2,5%) und das erste Halbjahr 2021 (+4,8%) ansprechende Renditen erzielen. Sie liegt damit in etwa im Rahmen der durchschnittlichen jährlichen Performance seit Einführung der Pensionskassen in Österreich im Jahr 1990.
Vergleichsweise nachhaltige Portfolien
Von der FMA durchgeführte Klima-Stresstests sowie Analysen, in wie weit die Portfolien der Pensionskassen im Hinblick auf einen Umstieg zu einer CO2-neutralen Wirtschaft nachhaltig investiert sind, haben zufriedenstellende Ergebnisse gezeigt. Einerseits liegen sie bei den Transitionsrisiken besser als internationale Benchmarks (etwa MSCI ACWI ETF), andererseits sind die drohenden Vermögensverluste aus Klimastress durchaus verkraftbar.
Bild: ©beeboys – stock.adobe.com
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