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FMA veröffentlicht die Aufsichts- und Prüfschwerpunkte 2023

(Bild: ©PaTrixs - stock.adobe.com)

FMA veröffentlicht die Aufsichts- und Prüfschwerpunkte 2023

23. Dezember 2022

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6 Min. Lesezeit

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Finanzen

Aus den aktuellen Trends, Herausforderungen und Risiken hat die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) sechs Themenfelder für ihre Aufsichts- und Prüfschwerpunkte 2023 abgeleitet: Resilienz und Stabilität, digitaler Wandel, neue Geschäftsmodelle, kollektiver Verbraucherschutz, Nachhaltigkeit sowie sauberer Finanzplatz Österreich.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 23.12.2022

„Nach der Krise ist vor der Krise! Kaum war die COVID-19-Pandemie überwunden, hat der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine derart massive geopolitische und wirtschaftliche Verwerfungen ausgelöst, dass diese die globalen Finanzmärkte in den kommenden Jahren erneut massiv fordern werden,“ so der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA), Helmut Ettl und Eduard Müller, in seiner „Mittelfristigen Risikoanalyse 2023 – 2027“, aus der die Aufsichts- und Prüfschwerpunkte der FMA im Jahr 2023 abgeleitet worden sind. Insbesondere die Parallelität von hoher Inflation, abrupter Zinswende und einbrechender Konjunktur sei für die Finanzwirtschaft eine toxische Mischung, verwies der FMA-Vorstand auf eine ganze Reihe von Risikowarnungen durch Stabilitätswächter rund um den Globus. Die Herausforderungen, vor denen die österreichischen Finanzdienstleister stehen, seien dementsprechend groß. Ettl und Müller hielten aber fest, dass diese „darauf relativ gut vorbereitet, stabil aufgestellt und stark kapitalisiert“ seien; jedenfalls um vieles besser als vor der globalen Finanzkrise 2008. Die jüngsten Stresstests attestierten den heimischen Anbietern trotz des Anstiegs der Finanzmarktstabilitätsrisiken jedenfalls eine solide Risikotragfähigkeit.

FMA-Vorstand mahnt zu besonnener Ausschüttungspolitik

Obwohl die meisten heimischen Finanzdienstleister 2022 recht gut verdient haben, mahnt der Vorstand der FMA „eine besonnene und solide Ausschüttungspolitik“ ein. „Mittelfristig ist eine `markante Risikoasymmetrie´, die praktisch ausschließlich zusätzliche Abwärtsrisiken kennt, festzustellen,“ verweisen Ettl und Müller auf eine mögliche weitere Verschärfung der Risikolage und nennen beispielhaft eine weitere Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt, eine neuerliche gefährliche Mutation des SARS-CoV-2-Virus sowie Blockaden globaler Lieferketten durch die rigorose Anti-COVID-Politik Chinas. Zudem sei es sehr außergewöhnlich, dass fast allen Wirtschaftsregionen weltweit gleichzeitig ein signifikanter Konjunktureinbruch drohe, was zusätzlich sich aufschaukelnde Wechselwirkungen auslösen könne. „Angesichts dieser fragilen Risikolage sollten die Kapitalpölster zur Sicherheit gestärkt, nicht ausgedünnt werden,“ so Ettl und Müller. Zudem seien signifikante Preiskorrekturen bei bestimmten Vermögenswerten, deren Preise in den vergangenen Jahren der realen Entwicklung davongelaufen sind, nicht auszuschließen. Dies könnte auch tiefe Spuren in den Bilanzen der Finanzdienstleister hinterlassen. Sie nannten da beispielhaft private und gewerbliche Wohnimmobilien aber auch bestimmte digitale Finanzprodukte.

Überlagert werden diese mittelfristigen real- und finanzwirtschaftlichen Herausforderungen durch längerfristig wirkende geopolitische, technologische, ökologische und gesellschaftliche Trends:

  • der Weg in eine geopolitische Neuordnung, verschärft durch die anhaltende Krise des Multilateralismus;
  • der digitale Wandel, der weitreichende Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft mit sich bringt;
  • der Kampf gegen die Erderwärmung, der eine globale Neuausrichtung der Wirtschaft erfordert, aber nur schleppend vorankommt;
  • das sich ändernde Verbraucherverhalten, das die etablierten Schutzmechanismen zunehmend ins Leere laufen lässt;
  • die Flucht aus Regulierung und Aufsicht, die die Fairness und Ordnungsgemäßheit auf den Finanzmärkten in Frage stellt.

Aufsichts- und Prüfschwerpunkte 2023

Aus diesen Trends, Herausforderungen und Risiken hat die FMA sechs Themenfelder für ihre Aufsichts- und Prüfschwerpunkte 2023 abgeleitet:

  1. Resilienz und Stabilität: Die Krisenfestigkeit der beaufsichtigten Finanzdienstleister zu stärken sowie die Stabilität des Finanzmarktes Österreich als Ganzes zu wahren.
  2. Digitaler Wandel: Die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und gleichzeitig die damit verknüpften Risiken konsequent zu adressieren.
  3. Neue Geschäftsmodelle: Innovative Geschäftsmodelle möglichst früh aufsichtlich zu begleiten, um so die Innovationskraft des österreichischen Finanzmarktes zu fördern, für faire Wettbewerbsbedingungen Sorge zu tragen und einen angemessenen Verbraucherschutz sicherzustellen.
  4. Kollektiver Verbraucherschutz: Den Schutz der Verbraucher in einem sich rasant verändernden Umfeld - Stichworte: digitaler Wandel, verändertes Konsumentenverhalten, demografische Entwicklung, Zinswende - weiterzuentwickeln.
  5. Nachhaltigkeit: Den Finanzmarkt und all seine Teilnehmer beim Umbau zu einem nachhaltigen Wirtschaftsmodell regulatorisch und aufsichtlich zu unterstützen.
  6. Sauberer Finanzplatz Österreich: Die Sauberkeit und Reputation des Finanzplatzes Österreich auf allen Ebenen zu sichern.

Mit welchen konkreten Instrumenten, Projekten und Initiativen diese Themenfelder adressiert werden, ist in der aktuellen FMA-Publikation „Fakten, Trends und Strategien 2023“ im Detail dargestellt. Ebenso ist dort die „Mittelfristige Risikoanalyse 2023-2027“ der FMA zu finden. Diese Publikation ist auf der Website der FMA abrufbar.

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