Österreichische Klein- und Mittelbetriebe (KMU) seien schlecht auf Naturkatastrophen vorbereitet, warnt der Versicherungsverband (VVO) gemeinsam mit Experten. Anders als Privatpersonen würden sie die Gefahren „konsequent unterschätzen“.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 04.06.2019
Im Jahr 2018 führten Extremwetterereignisse in Österreich zu Schäden von insgesamt über 500 Mio. Euro. Knapp die Hälfte davon wurde von der Versicherungswirtschaft getragen. „Extreme Wetterphänomene nehmen in Österreich zu und treffen auf eine eher unzureichend vorbereitete Gesellschaft“, sagt VVO-Vizepräsident Vorstandsvorsitzender KR Mag. Dr. Othmar Ederer. Künftig rechnet man mit jährlichen Schäden durch Naturkatastrophen von weit über 200 Mio. Euro.
Mehrheit ohne konkreten Katastrophenplan
Gerade KMU sind hohen Risiken ausgesetzt, aber schlecht geschützt, zeigt eine aktuelle Umfrage des KFV unter Betrieben in Gemeinden mit Hochwasser-Gefahrenzonen. Im Allgemeinen habe die Sensibilisierung der Bevölkerung zugenommen, so KFV-Direktor Dr. Othmar Thann. „Doch ziehen die wenigsten befragten Unternehmen Schlüsse aus den Informationen, die für sie verfügbar wären, auf ihren eigenen Standort und dessen Gefährdung durch Naturkatastrophen.“
So gehen nur knapp mehr als die Hälfte (55%) der befragten KMU in Gefährdungszonen davon aus, von Naturkatstrophen betroffen sein zu können. Ein Drittel war schon einmal direkt durch die Folgen eines Extremwetterereignisses betroffen. Bei 27% war der Schaden so hoch, dass Produktion oder Dienstleistung eingestellt werden mussten. Dennoch haben 59% der Betriebe kein konkretes Prozedere für den Katastrophenfall geplant.
Blitzschlag häufigste Brandursache
Zu besonders hohen Schäden können Blitzeinschläge führen, von denen im Vorjahr 125.549 gezählt wurden. „Was wenige wissen: Österreich gehört mit Oberitalien und Slowenien zu den blitzgefährdetsten Regionen in Europa“, erklärt Dr. Gerhard Diendorfer, Leiter des Österreichischen Blitzortungssystems ALDIS. Blitzschlag ist derzeit die häufigste Brandursache in Österreich: 2017 entfielen fast 19% aller Brände auf die Zündquelle „Blitzschlag“. Eine effektive Präventionsmaßnahme sei etwa die Installation von Blitzschutzanlagen und Überspannungsschutzgeräten, so Diendorfer. Welcher Typ von Ableiter zu verwenden ist, könne vom Fachmann im Rahmen eines Schutzkonzeptes festgelegt werden.
Informationsbedarf hoch
Die Umfrage hat auch gezeigt, dass sich KMU mehr gebündelte Information bezüglich des Naturkatastrophen-Risikos wünschen – im besten Fall in Form eines Präventionsbeauftragten, der die Risikosituation einschätzen kann. „Wir müssen den KMU unter die Arme greifen und sie informieren, anstatt nur zu reagieren“, betont Thann. So haben etwa auch die wenigsten KMU Anspruch aus Leistungen aus dem Katastrophenfonds des Bundes. Die Aufklärung müsse aber schon bei der Planung eines Standortes und beim Kauf eines Grundstückes beginnen. Eine Informationsquelle ist die digitale Risikolandkarte HORA, mit der die individuelle Gefahrensituation je nach Standort ermittelt werden kann.
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