In den letzten Monaten wurden immer wieder Stimmen zur Verstaatlichung von Unternehmen laut. Soziale Gerechtigkeit könne jedoch besser durch den freien Markt gefördert werden, meint Mag. Markus Waghubinger, Redakteur AssCompact und Gründer der finothek GmbH.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 31.05.2019
Von Mag. Markus Waghubinger*
Seinen Anfang nahm die aktuelle Diskussion bei Berliner Immobiliengesellschaften, die für die hohen Mietpreise verantwortlich gemacht wurden. Schnell wurden Forderungen auch zur Verstaatlichung von Unternehmen weiterer Branchen laut. So fernab der historischen Fakten diese Forderungen auch sind, so adressieren sie doch ein Problem des freien Marktes, das speziell der Durchschnittsbürger zu spüren bekommt: Vermögen wird konzentriert und ist somit ungleich verteilt. Der wachsenden Konzentration sollte man aber im Hinblick auf historische Erkenntnisse mit mehr statt weniger Freiheit begegnen. Die grundlegenden Mechanismen und Nachteile der Planwirtschaft, also des Staates als Generalunternehmer, sind hinlänglich historisch dokumentiert und gehören heute zum Allgemeinwissen. Der Staat ist also kein guter Unternehmer, der über Jahre hinweg immer besser weiß, was seinen Bürgern wichtig ist. Das ignorieren scheinbar manche Jungpolitiker. Woher kommt also diese Ignoranz gegenüber Fakten?
Der freie Markt hat einen Haken
Die freie Marktwirtschaft hat einen Haken, und der heißt Konzentration. Dem begegnen wir in unseren Breitengraden bereits durch Umverteilung, auch wenn wir dafür massive Transaktionsverluste in Kauf nehmen, weil im Umverteilungsprozess sehr viel Geld im System versickert. Problematisch ist es jedoch schon, wenn es über Generationen hinweg zu Konzentration kommt, weil zum einen die Ungleichverteilung potenziert wird und zum anderen der Anreiz für die Extrameile nicht mehr als Begründung für die zweite Generation gültig ist. Zudem ist noch viel Befähigungsarbeit in schlechter entwickelten Regionen notwendig, damit alle an der globalen Wirtschaft voll teilhaben können.
Diese Aufgaben zu lösen ist eine der Herausforderungen unserer Generation, eine Herausforderung, der sich – zumindest vom Grundgedanken – besonders linksgerichtete Politiker widmen. Eine Herausforderung, die jedoch einen Wettlauf der besten Ideen erfordert – ja, auch bei der Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen schadet ein gesunder Wettbewerb nicht. Maßnahmen zur Enteignung können es jedenfalls nicht sein, wie die Geschichte hinreichend gezeigt hat. Adressieren müssen wir die Themen trotzdem, und zwar am besten mit dem, was sich bewährt hat: Freiheit! Freiheit mit leicht steuernden Einschränkungen im Umgang mit knappen Gütern, denn nichts anderes ist Wirtschaften per Definition.
Privataktionäre: Unternehmensanteile massentauglich machen
Eine gleichere Vermögensverteilung unter der Wahrung der Freiheit lässt sich durch breiteres Unternehmertum realisieren. Aber nicht mit Zwängen, sondern mit Anreizen verteilt man in einer freien Gesellschaft Ressourcen gerechter. Der größte Hebel dabei ist es, die, die leisten, auch an den Früchten der Arbeit stärker partizipieren zu lassen. Anreize für Mitarbeiterbeteiligungen sind momentan noch in überschaubarem Maß vorhanden und außerdem fast ausschließlich für börsennotierte Aktiengesellschaften praktizierbar. Hier gilt es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen mit neuen Anreizen zu verändern.
Solange der Gesetzgeber keine geeigneteren Rahmenbedingungen für breitflächige Mitarbeiterbeteiligung schafft, werden zum einen die Forderungen nach Verstaatlichung nicht aufhören, zum anderen bleibt der private Aktienbesitz das gängigste Mittel. Vermögensberater sind gefordert, ihre Kunden darüber aufzuklären, dass langfristig nur Anteile an Unternehmen zu kaufkraftbereinigtem Kapitalzugewinn führen können. Wir brauchen ein Aktionärskultur, getragen von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen, dann werden wir zum Land der Unternehmer.
*gekürzte Version; der vollständige Artikel erscheint in der nächsten AssCompact-Ausgabe.
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