zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

PwC: Sozialer Aspekt im ESG-Management bleibt oft unbeachtet

PwC: Sozialer Aspekt im ESG-Management bleibt oft unbeachtet

05. Juli 2024

|

5 Min. Lesezeit

|

Recht & Wissen

Trotz wachsender Aufmerksamkeit für ESG-Kriterien bleibt der soziale Aspekt oft unbeachtet, während Umwelt und Governance im Fokus stehen. Ab 2025 müssen Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden umfassend über ihre Maßnahmen zu Vielfalt, Diversität und Inklusion berichten. PwC und myAbility veröffentlichten hierzu ein Arbeitspapier, das die Bedeutung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen für ein erfolgreiches ESG-Reporting aufzeigt.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 05.07.2024

Rund ein Viertel der Österreicher:innen zwischen 15 und 89 Jahren ist laut Sozialministerium im Alltag durch gesundheitliche Probleme eingeschränkt – das entspricht etwa 1,9 Millionen Menschen, die nicht gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben (Laut dem Bericht „Menschen mit Behinderungen in Österreich I“ des Sozialministeriums (2023)). Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt wird für diese Gruppe aufgrund einer Vielzahl an Barrieren eingeschränkt. Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) mit den darin enthaltenen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) schafft Transparenz, Messbarkeit und Vergleichbarkeit in puncto sozialer Nachhaltigkeit – und damit auch hinsichtlich Inklusion von Menschen mit Behinderungen.

Wolfgang Kowatsch, Co-Geschäftsführer von myAbility:

"ESG Reporting im Bereich Inklusion bietet riesige Chancen: Verantwortliche können datenbasiert zeigen, welchen großen Impact sie durch ihre tägliche Arbeit erzeugen und finden mehr Gehör auf Entscheidungsebene. Die strategisch ausgerichtete Messung von Inklusion ermöglicht es, Veränderungen sichtbar zu machen und erleichtert die Planung und Steuerung von Projekten – ein großer Gewinn sowohl für die eigene Organisation als auch für alle Wirkungsbetroffenen."

MyAbility & PwC sehen großes Potenzial in ESG Reporting

Finanzielle Kennzahlen dominieren weiterhin Berichterstattungen und Jahresberichte. Durch die Standardisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung werden nun auch Zahlen zur Inklusion von Menschen mit Behinderung verpflichtend. myAbility und PwC betonen die vielfältigen Vorteile dieser Offenlegung für Unternehmen.

Barbara Redlein, Partnerin und DE&I Leader bei PwC Österreich:

"Großunternehmen, die Menschen mit Behinderungen aktiv einbeziehen, tragen zur Schaffung einer inklusiven Gesellschaft bei. Die Einführung von Inklusion in Unternehmensberichte ist notwendig, um Transparenz zu schaffen. Das hilft Unternehmen, klare Ziele zu setzen und den Erfolg ihrer Diversitätsmaßnahmen zu messen."

Messkennzahlen verständlich erklärt

Laut ESRS müssen Unternehmen ab 500 Mitarbeitenden über ihre soziale Nachhaltigkeit in vier Bereichen berichten: (1) eigene Belegschaft, (2) Arbeitskräfte in der Lieferkette, (3) betroffene Gemeinschaften, (4) Verbrauchende. Für die ersten beiden Gruppen sind Angaben zu Arbeitsbedingungen, Arbeitsrechten, Gleichbehandlung, Chancengerechtigkeit und der Inklusion von Menschen mit Behinderungen erforderlich. Unternehmen müssen den Anteil von Menschen mit Behinderungen offenlegen und ihre Strategien zur Förderung von Vielfalt und Inklusion sowie zur Diskriminierungsbekämpfung darlegen. Die bloße Repräsentanz von Menschen mit Behinderungen zeigt jedoch nicht, wie inklusiv ein Unternehmen ist.

Wolfgang Kowatsch:

"Um ein ganzheitliches Bild von Inklusion im Unternehmen zeichnen zu können, empfehlen wir von myAbility die Erhebung weiterer Kennzahlen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen."

So kann die Inklusions-Messung gelingen

Die Messung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen kann auf verschiedene Weisen erfolgen, beispielsweise indem Aspekte der baulichen oder digitalen Barrierefreiheit erhoben werden. Dies betrifft unter anderem Anpassungen an Standort und Arbeitsplatz, Veranstaltungen und Kommunikationskanäle. Im Bereich Human Resources und Recruiting können Maßnahmen zur Inklusion in allen Phasen des Employee Life Cycles abgefragt werden, von der expliziten Ansprache von Menschen mit Behinderungen in Stellenanzeigen bis hin zur Verfügbarkeit barrierefreier Schulungen. Inwiefern bei den Mitarbeitenden im Unternehmen Bewusstsein für Inklusion vorhanden ist, wird etwa durch die Anzahl an Kommunikations- und Weiterbildungsmaßnahmen sichtbar. Dezidierte Ansprechpersonen für Inklusion sowie entsprechende interne Netzwerke sind weitere Indikatoren für eine inklusive Unternehmenskultur.

Barbara Redlein:

"Auch wenn die genaue Berichterstattung von sozialen Kennzahlen zunächst herausfordernd wirkt, lohnt sich dieser Schritt langfristig. Denn nur durch Offenheit, Transparenz und Ehrlichkeit können wir Inklusionsmaßnahmen vorantreiben und zur Chancengerechtigkeit in Unternehmen beitragen."

Foto oben: Wolfgang Kowatsch, Co-Geschäftsführer von myAbility (© Renée Del Missier), und Barbara Redlein, Partnerin und DE&I Leader bei PwC Österreich (© PwC Österreich)

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)