Der Start in das Jahr 2024 verlief deutlich besser als in den beiden Vorjahren. Die Weltwirtschaft erholt sich leicht. Die US-Dynamik verlangsamte sich und das globale Wachstum wird von den Schwellenländern getrieben. Coface bewertet Österreich weiter mit A3, da hohe Kosten trotz starkem Lohnwachstum und steigender Kaufkraft die Wirtschaft belasten. Dies zeigt die aktuelle Länder- und Branchenanalyse der Coface.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.07.2024
Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich:
"Globale wirtschaftliche, soziale und politische Risiken bleiben bestehen. Die Auflösung der französischen Nationalversammlung und die damit verbundenen Neuwahlen haben Einfluss auf die Zukunft Europas. Erfreuliches gibt es von der iberischen Halbinsel: Portugal und Spanien wurden in der jüngsten Analyse von unseren Experten aufgewertet."
Coface hat die globale Wachstumsprognose für das Jahr 2024 auf 2,5% angehoben, mit einer erwarteten Stabilisierung bei 2,7% im Jahr 2025. Das mäßige Wachstum in den USA und China dürfte durch eine Beschleunigung des Wachstums in mehreren Schwellenländern sowie im Euro-Raum ausgeglichen werden. Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt, scheinen die Arbeitsmarktzahlen wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht zu haben. Das deutet auf ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage hin. In China verläuft die wirtschaftliche Erholung weiterhin uneinheitlich. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) übertraf im ersten Quartal 2024 aufgrund der Investitionen im verarbeitenden Gewerbe die Erwartungen, allerdings wachsen die Sorgen vor Überkapazitäten in der Produktion. Angesichts der schwachen Inlandsnachfrage werden chinesische Hersteller vermehrt auf ausländische Märkte ausweichen müssen.
Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface:
"Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, unter anderem in Europa, herrscht in China aktuell Deflation. Dies hat Auswirkungen auf Konsum und Investitionen, die zeitlich nach hinten geschoben werden, wenn es noch günstiger ist und belastet damit auch die Einkommen von Unternehmen und Haushalten."
Europa scheint mit einem BIP-Wachstum von 0,3% im ersten Quartal 2024 und einer Belebung der Wirtschaftstätigkeit dank des Dienstleistungssektors die Schwächephase des zweiten Halbjahres 2023 überwunden zu haben.
Österreich: Downgrade für Baubranche
Die Bauwirtschaft in Österreich wurde auf "sehr hohes Risiko" herabgestuft, ähnlich wie in Frankreich, Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich. Coface bewertet Österreich weiterhin mit A3. Zwar gibt es positive Anzeichen wie starkes Lohnwachstum und steigende Kaufkraft durch niedrigere Inflation, aber das reicht nicht aus, um die Wirtschaft entscheidend zu verbessern. Viele Unternehmen kämpfen zudem mit hohen Kosten, die ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen.
Mühsame Inflationsentwicklung
Die Verlangsamung des Inflationsabbaus in den Vereinigten Staaten verdeutlicht, dass der letzte Schritt im Kampf gegen die Inflation der schwerste ist. Das liegt an den anhaltend hohen Preisen für Dienstleistungen und Mieten. Die Inflation des privaten Konsums (PCE-Index *1), die mit 2,7% weiterhin über dem 2-Prozent-Ziel der US-Notenbank liegt, unterstreicht das. In Europa stieg die Inflation im Mai wieder auf 2,6%, nachdem sie im April auf 2,4% gesunken war. Der weitere Anstieg der Löhne dürfte zwar den Verbrauch ankurbeln, aber den Abbau der Inflation verlangsamen. „Wenn die Inflation weiter zügig auf zwei% sinken soll, müsste eine Verschlechterung des Arbeitsmarktes oder der Unternehmensmargen in Kauf genommen werden, was wiederum die Gefahr weiterer Insolvenzen erhöht“, sagt Christiane von Berg.
Schwellenländer auf Beschleunigungskurs
Die Finanzmärkte erwarten ein bis zwei Zinssenkungen in diesem Jahr, jedoch wohl erst Ende des Sommers oder Jahres. Die EZB hat bereits im Juni um 25 Basispunkte gesenkt. Schwellenländer müssen ihre Zinssenkungen wegen der Fed verzögern, um Währungsabwertungen und steigende Inflation zu vermeiden. Dies bremst ihren wirtschaftlichen Aufschwung.
Geringes Risiko für Spanien und Portugal
Portugal und Spanien wurden von A3 auf A2 („geringes Risiko“) hochgestuft. Portugals Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2024 um 0,7%, und der Tourismus stieg im Februar und März um 25% im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit. Der private Konsum wächst dank höherem Einkommen, obwohl Investitionen stagnieren. Ähnliche Trends gelten für Spanien. Beide Länder profitieren von EU-Hilfen: Spanien erhält 2% und Portugal 5% des BIP in NGEU-Mitteln von 2024 bis 2026.
Foto oben: Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich
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