Sachwerte wie beispielsweise Immobilien oder Beteiligungen versprechen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten teils überdurchschnittliche Renditen, im Gegensatz zu klassischen Anlageformen wie Aktien und Anleihen. Was es mit diesem Trend auf sich hat und weshalb alternative Investments häufig als zweischneidiges Schwert gelten, das erläutert Gregor Lienbacher, Vorstandsmitglied beim Österreichischen Verband Financial Planners und Leiter „Private Banking & Corporate Investments“ bei Schellhammer Capital in Salzburg.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 02.12.2022
Immer mehr Anlegergruppen interessieren sich für alternative Investments, doch wie kommt es zu diesem Trend? In den letzten Jahren sind sehr viele neue Möglichkeiten entstanden. Die bekannteste Asset-Klasse hierbei nennt sich Private Equity – Beteiligungen an Unternehmen, die noch nicht an der Börse notiert sind. Auch Edelmetalle, Rohstoffe, Hedgefonds und Kunst fallen in den Bereich der alternativen Investments. Vor allem beim jüngeren Publikum haben sich Sammlerstücke, wie beispielsweise seltene Sneaker, als rentable Anlage erwiesen. Kurz gesagt: Es handelt sich um innovative Investmentprodukte, die sich von traditionellen Anlageformen abheben. Die aktuell herausfordernde Renditesituation an den traditionellen Märkten bringt dieser Anlageklasse Aufwind.
In Krisen stark gefragt
„Alternative Anlagen können natürlich keine risikolosen Renditen bieten. Eine wesentliche Rolle spielt die Liquidität. Das bedeutet, dass oftmals eine tägliche Handelbarkeit ausgeschlossen ist und Anlegern nicht jederzeit Zugriff auf das jeweilige Vermögen gewährt wird. Anders als am Aktienmarkt, können beispielsweise Private-Equity-Unternehmen nicht auf Knopfdruck veräußert werden“, erläutert Lienbacher. Bei Private Equity Investments steht auch Beständigkeit im Vordergrund. Analysen deuten darauf hin, dass die vergangene Wertentwicklung nützliche Hinweise liefern kann, wie sich diese Fonds in Zukunft entwickeln. Die durchschnittlich geringe Korrelation zu den klassischen Märkten macht diese Assetklasse für viele Investoren besonders attraktiv. „Alternative Investments korrelieren nicht mit klassischen Anlageformen und diversifizieren das Portfolio. So ist es möglich, auch in Zeiten fallender Aktienmärkte und steigender Kapitalmarktzinsen positive Renditen zu erwirtschaften. In jeder Krise sind sie daher stark gefragt“, lässt der Experte wissen.
Beimischung in Anlagestrategie
Bei allen Chancen, die alternative Investments bieten, sind sie für Privatanleger häufig ein unübersichtliches Feld. Um ein Investment auf Qualität und Sicherheit zu prüfen, ist es Lienbacher zufolge ratsam, im Vorfeld einige Kriterien zu beachten – etwa, in welches Geschäftsmodell investiert wird, welche potenziellen Risiken es gibt und welche Kosten anfallen. „Anleger sollten einen Zeithorizont von zumindest zehn Jahren und die notwendige Risikoneigung mitbringen, um dadurch das Potenzial eines entsprechenden Mehrertrags nutzen zu können. Ich würde dazu raten, alternative Investments immer als Beimischung in einer Anlagestrategie zu betrachten“, ergänzt er.
Kompetente Beratung schützt vor Totalverlusten
Ob alternative Anlagen schlussendlich ins Portfolio aufgenommen werden, hängt immer vom individuellen Fall ab. Professionelle Beratung sollte vor jeder Entscheidung in Betracht gezogen werden. Ein guter Berater prüft mitunter die Risikobereitschaft des Investors, da bei vielen dieser Assets ein Teil- oder sogar Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich ist. Möglichst sollte nur Kapital verwendet werden, das für einen langen Zeitraum nicht benötigt wird. Erfahrene Family Officer und Private Banker entwickeln maßgeschneiderte Finanzpläne und eine Strategie. Erst dann kann die Höhe der alternativen Anlagen professionell festgestellt werden. Der beste Konsumentenschutz ist allerdings immer noch Finanzbildung – denn wer nichts weiß, muss alles glauben. Wer sich nicht selbst mit der Thematik auseinandersetzen möchte, legt sein Vermögen in die Hände eines ausgebildeten Finanzberaters. Lienbacher informiert: „Hier empfiehlt es sich, auf Zertifizierungen zu achten. So haben etwa alle Finanzplaner, die das Gütesiegel Certified Financial Planner CFP® tragen, eine ganzheitliche Ausbildung absolviert, sind zu ständiger Weiterbildung verpflichtet und arbeiten nach einem strengen Ehrenkodex.“
Foto oben: Gregor Lienbacher, Vorstandsmitglied des Österreichischen
Verbandes Financial Planners
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