Ablenkung ist mittlerweile die häufigste Unfallursache. Wenig verwunderlich, denn pro Tag werden rund 900.000 Telefonate und 200.000 SMS-Nachrichten aus Österreichs Autos übermittelt. Wie lassen sich Ablenkungsunfälle vermeiden? Darüber sprachen Experten des österreichischen Versicherungsverbandes VVO und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 08.06.2016
Ablenkung bzw. Unachtsamkeit ist für 37% aller Unfälle verantwortlich – und damit die häufigste Unfallursache im Durchschnitt von 2012 bis 2014. Die Zahl steigt laufend: Rund 13.000 Unfälle mit Personenschaden ereigneten sich pro Jahr, durchschnittlich 110 Personen kamen dabei ums Leben. Allein von 2013 auf 2014 stieg die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer durch Ablenkungsunfälle um 27%.
„Jeder dritte Verkehrsunfall passiert, weil Personen im Straßenverkehr abgelenkt sind“, so Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Das KFV hat 131 Ablenkungsarten identifiziert, die für verschiedene Unfallszenarien im Straßenverkehr maßgeblich sind. „Wie gefährlich eine Ablenkungsart ist, hängt von Faktoren wie Dauer, Häufigkeit und Intensität ab.“
SMS raubt bis zu 5 Sekunden Aufmerksamkeit
Einer der wichtigsten Ablenkungsfaktoren ist das Handy. Das Versenden einer SMS entspricht einer Ablenkungszeit von bis zu fünf Sekunden. „In dieser Zeit hat man auf der Autobahn bei 130 km/h bereits 180 Meter „blind“ zurückgelegt, im Stadtverkehr bei 50 km/h rund 70 Meter. „Gerade im Straßenverkehr ist allerdings volle Aufmerksamkeit überlebenswichtig“, betont VVO-Vizepräsident Hartwig Löger, Vorstandsvorsitzender UNIQA Österreich.
Auch vor Fußgängern und Radfahrern macht diese Entwicklung nicht halt. Eine Auswertung an Daten von mehr als 2.500 Fußgängern zeigt, dass 29% beim Queren von Straßen erkennbar abgelenkt sind – mit deutlichen Auswirkungen auf die eigene Sicherheit.
KFV will Jugendliche für Gefahren sensibilisieren
Das KVF bietet jetzt Ablenkungs-Workshops in Schulen an. Erste Pilotprojekte laufen bereits in allen österreichischen Bundesländern. Junge Menschen sollen lernen, die Gefahr und ihre möglichen Folgen einzuschätzen, Risikokompetenz zu entwickeln und ihr Verhalten entsprechend anzupassen.Tools wie TV-Sports, Persönlichkeitstests, Übungen zur Sinneswahrnehmung oder Stressbewältigung sowie die Messung der eigenen Reaktionsgeschwindigkeit sollen den Jugendlichen ihre Eigenverantwortung bewusst machen.
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